Friedrichshafen – Auf der Friedrichstraße rollt der Verkehr, Trubel herrscht auf dem Bahnhofsvorplatz. Gut 50 interessierte Häfler haben sich hier am Samstagvormittag unter den mächtigen Kastanien auf der Wiese vor dem großen Schild eingefunden, auf dem das Gebiet "Stadtquartier Bahnhof – Friedrichstraße" erklärt ist.
Genau darum geht es bei dem bevorstehenden Spaziergang, zu dem die Stadt anlässlich des "Tages der Städtebauförderung" eingeladen hat. Was hat sich hier in den vergangenen Jahren bereits verändert und: Was wird sich noch ändern?
Volker Molitor vom Stadtplanungsamt hat sich gut vorbereitet, zeigt auf die Pläne, die den Veränderungsprozess markieren. Zuerst den Baulinienplan von 1892, mit dem König Friedrich ein erstes städtebauliches Leitbild für Friedrichshafen formulierte und entlang der heutigen Friedrichstraße auch erstmals Quartiere definierte. Daraus wurde 120 Jahre später ein Stück weit der Rahmenplan für die Neugestaltung des Gebiets nördlich der Friedrichstraße zwischen Olga- und Metzstraße abgeleitet.

Der Baulinienplan von 1892 formulierte erstmals ein städtebauliches Leitbild für Friedrichshafen und das Stadtquartier am Bahnhof. Heute greift jedoch der Rahmenplan von 2012.
| Bild: Stadtplanungsamt
Der Rahmenplan von 2012 greift das städtebauliche Leitbild von 1892 auf und entwickelt es weiter, beispielsweise mit der alten Bahnhofstraße.
| Bild: StadtplanungsamtBeispielsweise ist darin die alte Bahnhofstraße wieder aufgenommen, die sich heute aus der Schiller- und Möttelistraße bildet, aber ein karges Stiefmütterchendasein fristet und eher als zweitrangige Fußgänger- und Radwegverbindung genutzt wird. Künftig soll die alte, neue Bahnhofstraße wieder ein gestalterisches Gesicht und Aufenthaltsqualität bekommen.
Gerade für diese Verkehrsachse stehen in den nächsten Jahren die größten Veränderungen an. Volker Molitor betonte allerdings mehrmals, dass es derzeit keine verbindlichen Pläne gibt, sondern nur ein Entwurfskonzept, das Überlegungen und Vorstellungen formuliert, wie das Areal umgestaltet werden kann. Der 2012 vom Gemeinderat beschlossene Rahmenplan liefere "Anhaltspunkte für die Beurteilung", was sich wie ändern sollte. Denn ohne die Eigentümer geht gar nichts. Und der Bebauungsplan ist auch noch nicht fertig.

Stefan Nachbaur von der Prisma AG (Mitte) erklärt den Bürgern beim Stadtrundgang, wie sich die Schillerstraße nach der SeeStatt-Erweiterung in nächster Zeit verändern wird.
Wenn am Jahresende die Bauarbeiten der SeeStatt-Erweiterung neben der Post abgeschlossen sind, wird die Schillerstraße neu gestaltet und künftig bis zur Olgastraße durchgängig befahrbar sein. Was hier geplant ist, erläuterte Stefan Nachbaur von der Prisma AG als Bauherr der SeeStatt.
Auch in der Möttelistraße soll sich die gestalterische Linie des neuen Metzquartiers fortsetzen, wenn die angrenzenden Garagen wegkommen. Nach Aussage von Volker Molitor hat die Stadt dieses Gelände erworben. Auch ein Wendehammer in der Sackgasse sei vorgesehen. Größte Veränderung wird aber eine neue Brücke über die Eckenerstraße sein, die am Ende des neuen Metzquartiers die Mötteli- mit der Sedanstraße verbindet.
"Das ist das nächste große Bauwerk in diesem Stadtquartier, das planerisch gerade entwickelt wird", erklärte Molitor. Diese Fußgängerbrücke ist auch im Rahmenplan eingezeichnet. Die größte Baustelle in diesem Stadtquartier ist aber zweifellos der Bahnhofsvorplatz. Angedacht ist, den Busbahnhof zu verlegen. Wohin, könne heute noch keiner sagen. Klar ist nur, so der Stadtplaner, dass dieser zentrale Platz "mit Sicherheit umgestaltet wird und werden muss". Der laute Verkehrsplatz soll Aufenthaltsqualität bekommen. Der enorme Geräuschpegel trug leider dazu bei, dass die Besuchergruppe große Probleme hatte, den Ausführungen von Volker Molitor, der kein Mikrofon dabei hatte, zu folgen.
Umso mehr verschafften sich Bürger aus dieser Gruppe Gehör, die eigene Vorstellungen und auch Kritik äußerten. "Es geht nur eins nach dem anderen", warb der Planer ein ums andere Mal um Verständnis, weil dieser gesamte Veränderungsprozess manchem zu lange dauert, manchem schlicht nicht gefällt. Andere hingegen halten nichts von Schnellschüssen. Es brauche schließlich Zeit, vernünftige Lösungen zu entwickeln.
Städtebauförderung
- Die Veranstaltung: Der "Tag der Städtebauförderung" wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal veranstaltet. Bundesweit nahmen 530 Kommunen mit rund 900 Veranstaltungen daran teil. Ziel ist es, Interessierte über Ziele, Inhalte und Ergebnisse der Städtebauförderung vor Ort zu informieren und dieses Format zu nutzen, um Bürger zu beteiligen und so aktiv Öffentlichkeitsarbeit für große Projekte zu machen.
- Die Pläne: Die Stadt wurde 2013 mit dem Sanierungsgebiet "Stadtquartier Bahnhof – Friedrichstraße" in das städtebauliche Sanierungsprogramm "Stadtumbau West" aufgenommen. Seither wurden mehrere private und öffentliche Maßnahmen in diesem Sanierungsgebiet umgesetzt oder werden derzeit realisiert. Aus dem Bund-Länder-Programm steht dafür ein Zuschuss von einer Million Euro zur Verfügung. Die Arbeiten müssen bis zum Jahr 2021 abgeschlossen sein. (kck)