Kerstin Mommsen und Stefanie Canfield

Wer in diesen Tagen mit dem Bus in der Stadt unterwegs ist, muss mit Verspätungen rechnen. Denn die vielen Baustellen, vor allem die derzeitige Vollsperrung der Keplerstraße, beeinträchtigen den Nahverkehr. "Die Linien müssen wegen der Baumaßnahme große Umwege fahren, da kann es gar nicht mehr pünktlich zugehen", erläuterte Norbert Schültke, als Chef der Technischen Werke auch für den Stadtverkehr zuständig, den Mitgliedern des Ausschusses für Planen, Umwelt und Bauen am Montag. "Jede einzelne Verspätung führt dazu, dass es im Gesamtsystem kritisch wird", so Schültke weiter. Allein von dieser Baustelle sind sieben Linien direkt betroffen und müssen umgeleitet werden. Auch die vielen Tempo-30-Zonen im Stadtgebiet machen die Sache für den Stadtverkehr nicht einfacher. "Dadurch sind die zeitlichen Puffer innerhalb der Gesamtorganisation generell verloren gegangen", erklärt Sebastian Dix, Pressesprecher des Stadtwerks am See, deren Tochter die TWF ist.

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Klagen halten sich in Grenzen

Die Kunden sind aber offenbar bereits Kummer gewöhnt und bescheinigten dem Stadtverkehr Friedrichshafen in einer Umfrage unter 5000 Haushalten eine gute bis sehr gute Bewertung, wie Schültke den Stadträten vortrug. Und auch gegenüber dem SÜDKURIER halten sich die Klagen in Grenzen. Christa Preller, die regelmäßig mit dem Bus unterwegs ist, zeigt Verständnis für die Verspätungen: "Wir wollen doch, dass die Straßen in Ordnung gebracht werden. Wenn man dann über Verspätungen mault, ist das doch Quatsch."

WLAN gibt es nun in allen Bussen

Bei seinem Vortrag zur Entwicklung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) erläuterte Schültke aber auch, dass seit 2017 zahlreiche Kundenwünsche bereits umgesetzt wurden. So gibt es mittlerweile in allen Bussen WLAN, zudem gibt es inzwischen Fahrgastinformationen auf Echtzeitbasis, die im Internet abrufbar sind, und die Anbindung der Hochschulstandorte untereinander wurde verbessert. Auch die Einführung der Bodo E-Card sei erfolgreich gewesen, referierte Schültke.

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Es soll aber noch weitere Neuerungen geben, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen. Hier einige der wichtigen Vorhaben:

  • Klimaschutz: Der Stadtverkehr wird in diesem Jahr erstmals einen E-Bus als Messe-Shuttle einsetzen. Damit soll getestet werden, ob die elektrisch betriebenen Verkehrsmittel auch in größeren Umfang im Stadtverkehr eingesetzt werden können. Dieser Test soll in Kooperation mit der ZF Friedrichshafen AG und dem Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) durchgeführt werden. Alle 22 Busse, die derzeit im Stadtverkehr unterwegs sind, sind laut Schültke mit moderner Euro-6-Norm ausgestattet und könnten "problemlos in der Stuttgarter Innenstadt fahren".
Alle Häfler Busse fahren mit Euro-6-Norm, sind also mit modernster Technik ausgestattet. Trotzdem sollen künftig auch E-Busse zum ...
Alle Häfler Busse fahren mit Euro-6-Norm, sind also mit modernster Technik ausgestattet. Trotzdem sollen künftig auch E-Busse zum Einsatz kommen. | Bild: Stefanie Canfield
  • Echtzeit-Infotafeln: An den Haltestellen sollen Monitore angebracht werden, die Informationen zu den einzelnen Linien in Echtzeit anzeigen.
  • Neue Tarife: Angedacht sind Kurzstreckentarife sowie eine Jahreskarte, die 365 Euro kosten könnte. Dies muss allerdings, so Schültke, mit dem gesamten Bodo-Verbund abgesprochen werden, kann also nicht vom Stadtverkehr Friedrichshafen alleine entschieden werden. Die Bodo-E-Card soll weiter entwickelt werden.
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  • Carsharing: Das E-Carsharing-System "Campus Mobil" soll räumlich und nutzerspezifiziert weiter ausgebaut werden.

TWF-Finanzen werden zum Thema

Der Stadtverkehr Friedrichshafen ist ein Tochterunternehmen der Technischen Werke Friedrichshafen (TWF), die als Gesellschafter fungiert. Die TWF hat aber noch andere Aufgaben in der Stadt, die viel kosten. Norbert Schültke wies im Ausschuss darauf hin, dass allein der Stadtverkehr nicht kostendeckend betrieben werden kann.

  • Defizit Stadtverkehr (SVF): Das Defizit beim SVF belief sich im Jahr 2017 auf 1,54 Millionen Euro. Wegen der demographischen Entwicklung und dem damit verbundenen Rückgang der Fahrgastzahlen muss "mit rückläufigen Einnahmen gerechnet werden", so Schültke. Der vom Gemeinderat festgelegte Defizitrahmen von 2,57 Millionen Euro könnte bald überschritten werden.
  • Defizit Parkhäuser: Die TWF betreibt verschiedene Parkhäuser in der Stadt, die ebenfalls keinen Gewinn abwerfen. So macht allein das neue Parkhaus am Sportbad ein jährliches Minus von 600 000 Euro, dazu kommen die Parkplätze am Fallenbrunnen (100 000 Defizit) sowie das geplante Radhaus, das 50 000 Euro kosten soll. Auch die Instandhaltung der Wartehäuschen kostet rund 80 000 Euro jährlich. Schültke wies darauf hin, dass dies eigentlich Ausgaben wären, die die Stadt Friedrichshafen selbst zu tragen hätte.
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