Der Häusle-Markt in Friedrichshafen und Umgebung ist leer gefegt: Baugrundstücke sind rar und die Kaufpreise steigen seit Jahren stetig. Besonders hart trifft das junge Familien, die ein Eigenheim suchen. Wir haben drei von ihnen getroffen und mit ihnen über ihre Suche nach einem Haus in Bodenseenähe gesprochen.
Im Überblick: Wie die Preise für Häuser und Bauland in der Region seit Jahren steigen
Seit sieben Jahren auf der Suche: Familie Biell lebt zu viert in einer Drei-Zimmer-Wohnung und versucht alles, um an ein Haus zu kommen
Ein Einfamilienhaus in Niedrigenergie-Bauweise, aus Holz, mit viel Grün drumherum – so sah er lange aus, der Traum von Tanja und Mark Biell aus Friedrichshafen-Manzell. „Nach sieben Jahren Suche sind wir schon deutlich flexibler geworden und wären auch mit einer schönen Doppelhaushälfte glücklich“, sagt Mark Biell.

Biell ist vor 20¦Jahren aus Norddeutschland an den Bodensee gekommen, um bei Airbus als Ingenieur zu arbeiten. Seine Frau Tanja, die ebenfalls in Immenstaad arbeitet, stimmt ihm zu: „Mittlerweile sehen wir es recht entspannt und wollen nicht mehr um jeden Preis ein Haus.“
Während die beiden kurz nach ihrer Hochzeit 2012 noch in einem weiteren Radius suchten, steht nun für die mittlerweile Zweifach-Eltern fest: Sie wollen in Friedrichshafen bleiben, am liebsten im Westen. Dort gehen die Kinder in den Kindergarten, die Arbeitsstellen sind in der Nähe. „Wenn wir rausziehen, verlieren wir zu viel Zeit auf der Straße“, sagt der 39-jährige Familienvater. Tanja Biell, 34 Jahre, pflichtet ihm bei: „Zeit ist einfach wichtiger für uns als ein großes Haus.“
Zweimal standen die Biells bereits auf einer Warteliste für einen Bauplatz, zuletzt für das Neubaugebiet Berg. Leider erfolglos. „Wir probieren einfach alle Möglichkeiten weiter, gehen über Makler, versuchen es über die Stadt – und bieten auch unsere Drei-Zimmer-Eigentumswohnung in der Dornierstraße in Spaltenstein mit Seeblick zum Tausch mit Wertausgleich an“, erklärt Biell. Die Resonanz auf ihre Annonce sei jedoch bisher eher gering gewesen. Potenzielle Käufer hätten sich einige gemeldet, doch einen Tausch im Häfler Westen habe keiner angeboten. „Irgendwie haben wir uns schon daran gewöhnt, auf der Suche zu sein“, sagt der Ingenieur und lacht.
Bald drei Kinder und nur zwei Zimmer: Familie Böcker sucht ein neues Heim und bietet dafür ihr selbst gebautes Haus zum Tausch an
„Leben ist das, was passiert, während man Pläne macht“: Damit beginnt die Anzeige im Mitteilungsblatt „Immenstaad Aktuell“, in der eine „demnächst 5-köpfige Familie“ ihr Haus in Markdorf zum Tausch anbietet. Die Anzeige haben Sabrina und Tim Böcker aufgegeben.
Am Esszimmertisch in ihrem Markdorfer Einfamilienhaus erzählen sie von ihrer seit eineinhalb Jahren andauernden Suche nach einem größeren Haus in Immenstaad oder Markdorf. „Meine Frau war es, die gesagt hat: Wir müssen was machen, das sich von der Masse abhebt“, erklärt Tim Böcker, der bei einer Firma in Immenstaad als Softwareentwickler arbeitet.

Der Grund für ihre Suche nach einem neuen Haus hat sich vor einigen Monaten konkretisiert: „Das Leben war passiert.“ Sabrina Böcker wurde zum dritten Mal schwanger: „Wir haben bereits vor zwei Jahren gesagt, ein weiteres Kind wäre schön“, erzählt die 39-jährige Industriekauffrau, die seit vier Jahren in Elternzeit ist.
Deshalb begannen Böckers ihre Suche. „Wir sind auf sämtlichen Immobilienportalen gemeldet und auch im Bekanntenkreis wissen alle Bescheid“, sagt Tim Böcker. Bisher ohne großen Erfolg: „Wenn überhaupt, erhalten wir einmal im Monat ein Angebot per E-Mail.“ Und die entsprechenden Häuser seien dann entweder zu teuer, zu weit weg oder stark renovierungsbedürftig.

Deshalb die Idee mit dem Haustausch. Böckers suchen ein Einfamilienhaus mit einem weiteren Kinderzimmer. „Und Garten. Das ist ein Muss“, betont Sabrina Böcker. Wegen der Kinder, aber auch wegen Bobby, dem Familienhund. Und das alles vorzugsweise in Markdorf, Immenstaad oder Friedrichshafen-West. Denn die Familie will in der Region bleiben, in der Nähe von Tim Böckers Arbeitsort, von Freunden und Bekannten sowie der Kindergärten, die der dreijährige Nils und die vierjährige Marla besuchen.
Vor neun Jahren hatten Böckers Glück, wie sie selbst sagen: Damals begannen sie, ihr Einfamilienhaus auf einem städtischen Grundstück in Markdorf zu bauen. „Für uns war klar: Wir wollen zwei Kinder“, erklärt Tim Böcker den damals festgelegten Grundriss des Hauses. Doch bald werden die beiden Kinderzimmer nicht mehr ausreichen, wenn Marlas und des Nils‘ Geschwisterchen da ist. „Am Anfang wird es kein Problem sein, da können sich auch zwei Kinder ein Zimmer teilen. Aber spätestens in der Pubertät wird es schwierig“, sagt Tim Böcker.
Sie hätten sich auch überlegt, das bestehende Haus zu verkaufen und nochmals neu zu bauen, so Böcker: „Aber ein entsprechendes Baugrundstück zu finden, ist noch aussichtsloser.“ Doch der 40-jährige Familienvater weiß, dass es anderen noch schlechter geht als ihnen: „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir was haben.“
Die Umzugskartons stehen noch in der Garage: Rückkehrer-Familie Vukitsevits setzt auf Soziale Medien und selbst gedruckte Flyer
Auch Familie Vukitsevits besitzt bereits ein Haus, in Wangen im Allgäu. Seit sie vor drei Jahren in die USA gezogen sind, haben sie es vermietet. Und sie wollen nicht dorthin zurück, sondern in Friedrichshafen bleiben, wo sie seit ihrer Rückkehr aus den Staaten im Sommer in einer Mietwohnung leben. „Wir wollten mit den Kindern wieder in der Nähe der Großeltern sein. Uns gefällt es hier sehr gut, die Schule unseres Sohnes ist ausgezeichnet und ich habe keine Lust mehr auf die tägliche Fahrerei“, sagt Marcus Vukitsevits, der seit 18 Jahren bei ZF im IT-Bereich arbeitet.
2006 ging Vukitsevits für ZF nach Brasilien, wo er Marianna Pereira Alves kennenlernte. Die Psychologin und der IT-Spezialist heirateten, bekamen ihren ersten Sohn Benjamin und kehrten 2011 in Marcus Vukitsevits Heimatstadt Wangen zurück, wo sie ein Haus kauften und ihr zweites Kind, Samuel, geboren wurde. Vor drei Jahren ging es dann erneut nach Übersee, wieder im Auftrag von ZF.
Bereits vor der Rückkehr nach Deutschland stand für die Familie fest, dass sie künftig in Friedrichshafen leben möchte. „Wir fingen im Juni noch von den USA aus an, ein Haus in der Nähe von Friedrichshafen zu suchen, haben uns auf allen möglichen Immobilien-Portalen angemeldet und Anzeigen in Zeitungen geschaltet“, erzählt Marcus Vukitsevits.
„Im Sommer haben wir innerhalb von drei Wochen zehn Häuser angeschaut, aber es war keines dabei, das wir kaufen wollten“, sagt Vukitsevits. Viele Häuser seien entweder zu teuer oder zu renovierungsbedürftig gewesen. „Wir wollen keine Komplettsanierung machen“, betont der 37-Jährige.
Nach ihrer Rückkehr aus den USA wohnte die Familie zunächst in Ferienwohnungen, bis sie ihre jetzige, teilmöblierte Mietwohnung fanden. „Die Lage hier ist super, aber wir fühlen uns nicht hundertprozentig zu Hause, denn der Großteil unserer Sachen ist noch immer eingelagert, da wir dafür keinen Platz haben.“
Die Wunschvorstellung der Familie: ein freistehendes Haus mit Garten, einem Büro fürs Home-Office und einem weiteren Kinderzimmer. Denn derzeit schlafen der neunjährige Benjamin und der vierjährige Samuel im selben Raum. Um ihrem Ziel näherzukommen, setzt die Familie seit einigen Wochen bei der Haussuche nicht mehr nur auf die klassischen Kanäle. Marianna Vukitsevits hat einen Flyer gestaltet, den sie auf Facebook teilt und in ausgedruckter Form in Häfler Briefkästen einwirft.
„Wir haben 400 Stück des Flyers gedruckt. Vielleicht erreicht einer ja die richtige Person“, hofft die 39-Jährige. Auch im Bekanntenkreis würden sie sich umhören und mit Passanten sprechen, sagt Marianna Vukitsevits: „Aber die Antwort ist immer die Gleiche: Alle suchen Häuser, aber die, die es hat, sind entweder sehr teuer oder sehr alt und sanierungsbedürftig.“