Eigentlich sollte sie schon stehen, die Schrägseilbrücke zwischen der Sedanstraße und der Möttelistraße im Metzquartier. Fußgänger und Radfahrer sollen auf diese Weise bequem über die Eckenerstraße (alte B 31), im Volksmund Millionenschlucht genannt, zwischen Innenstadt und Metzquartier wechseln können. Die Verbindung wäre kürzer, schneller und sicherer als der bestehende Weg von der Metzstraße beziehungsweise Friedrichstraße über Ampelanlagen. Doch die Umsetzung verzögerte sich. Ursprünglich sollten die Arbeiten im Frühjahr 2017 beginnen. "Es ist vorgesehen, mit dem Aufbau und der Montage der eigentlichen Brücke im Oktober zu beginnen", erklärt Andrea Kreuzer, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, auf Anfrage dieser Zeitung.

Zur Verzögerung kam es aufgrund von schwierigen Baugrundverhältnisse, berichtet Andrea Kreuzer: "Bei diesem Bauvorhaben sind Mikropfähle als Gründungselemente der Widerlager geplant. Diese wurden mittels Zugversuche geprüft, ob ihre Zugfestigkeit ausreichend ist. Da die Grenzwerte nicht erreicht wurden, mussten die Pfähle überrechnet werden.
Vorbereitende Arbeiten haben Anfang des Jahres begonnen
Anschließend wurde die Statik angepasst und zusätzliche Pfähle erstellt. Die vorbereitenden Arbeiten für die Tiefgründung begannen Anfang dieses Jahres, wie aus dem Sachstandsbericht Radverkehrskonzept vom März im Gemeinderat hervorgeht. "Die Widerlager sind auf beiden Seiten, Möttelistraße und Sedanstraße, erstellt", so die Pressesprecherin zum aktuellen Baustand. Das Widerlager stellt den Übergang zwischen der Brückenkonstruktion und dem Erddamm her. In dieser Woche sollen die Sicherungsarbeiten (Hangvernagelung des unteren Teils des Hanges) zum Bahndamm erfolgen. "Anschließend wird das Fundament des Pylons erstellt. Gleichzeitig wird derzeit bei der beauftragten Stahlbaufirma in Furth im Wald der Brückenüberbau hergestellt", so Kreuzer.
Pylon, an dem die Brücke mit Stahlseilen hängt, ist 19 Meter hoch
"Die Brücke wird so, wie sie ausgeschrieben war, gebaut. An den technischen Daten hat sich nichts verändert", berichtet Andrea Kreuzer. Die Brücke wird rund 36 Meter lang und etwa 3,50 Meter breit. Der Pylon, an dem die Brücke mit Stahlseilen hängt, ist rund 19 Meter hoch. Der Brückenkörper soll 80 Zentimeter hoch sein und die Brüstungshöhe 1,32 Meter betragen. Die Höhe zwischen Brücke und Fahrbahn wird mindestens 4,50 Meter betragen. Im Gegensatz zur ursprünglichen Planung wird es auf der Nordseite an der Eckenerstraße keine Treppe zur Möttelistraße geben: Das wurde im März vergangenen Jahres auf Vorschlag von Oberbürgermeister Andreas Brand beschlossen, was 50 000 Euro sparen soll. Damals hieß es, falls man sich später doch für einen Einbau entscheiden würde, wären die Kosten höher.
Plan war Belebung des Metzquartiers
Als nicht optimal dürfte der Investor des Metzquartiers, die Fränkel AG, die Verzögerung sehen, denn eine zusätzliche Belebung der Geschäfte des Quartiers durch die Fußgänger- und Radverbindung von der Innenstadt für die dortigen Geschäfte konnte bisher nicht erfolgen. Die südlichen Gebäude des Metzquartiers wurden 2015 fertig, die nördlichen an der Bahnlinie 2016. Baubeginn für das Quartier war 2013. In der ursprünglichen Idee aus dem damaligen Architekturwettbewerb für das neue Quartier war die Brücke Teil des Projekts und wurde dann abgetrennt und separat vom Gemeinderat beraten.

Im Oktober 2016 wurden in den Ausschüssen und im Gemeinderat zwei Varianten der Fuß- und Radfahrerbrücke diskutiert. Die Brücke war zuvor nicht unumstritten. Zum einen gab es in der Beratung die Variante einer von einem Pylon getragene Seilkonstruktion und zum anderen eine sogenannte Trogbrücke. Entschieden hat sich der Gemeinderat damals für den aus dessen Sicht eleganteren Blickfang, einen "stadtplanerischen Akzent", die Schrägseilbrücke.
Stadtverwaltung war von rund 2,2 Millionen Euro ausgegangen
Die geschwungene Brücke wird, von Westen kommend gesehen, vor der Eisenbahnbrücke gebaut. Das Regierungspräsidium Tübingen, wegen der Bundesstraße, und die Bahn, wegen dem benachbarten Gleis, haben dem Vorhaben zugestimmt. Als Kosten für die Brücke wird bei der Stadtverwaltung von rund 2,2 Millionen Euro ausgegangen. Die Brücke sollte als Einzelmaßnahme im Bund-Länder-Sanierungsprogramm Stadtumbau West (SUW) – Stadtquartier Bahnhof-Friedrichstraße förderfähig sein. Damals war von rund 400 000 Euro die Rede.
Weiter Beschlüsse zum Bauprojekt nach der Sommerpause
Die Stahlbauarbeiten wurden Anfang Dezember 2017 an die Firma Mühlbauer (Furth im Wald) für rund 781 622 Euro vergeben sowie die Rohbauarbeiten und die Tiefgründung an die Firma Ed. Züblin AG aus Langenargen für rund 462 613 Euro. Weitere Beschlüsse zu Bauvergaben soll es nach der Sitzungspause im Spätherbst durch die städtischen Gremien geben. Wie hoch die Schlussrechnung letztlich sein wird, werde sich erst drei bis sechs Monate nach der Fertigstellung der Brücke erweisen, meinte Andrea Kreuzer.
Aufbau und Montage im Herbst
Aufbau und Montage der Brücke im Oktober werden zu Behinderungen führen. "Es ist nicht möglich, die Brücke in ein oder zwei großen Teilen anzuliefern, da die Teile zu groß und zu schwer für einen Lastwagen mit Sattelschlepper sind. Hinzu kommt, dass die Brücke geschwungen ist, sodass die Brückenteile links und rechts über die Ladefläche des Sattelschleppers hervorstehen würden. Damit müssten auf der gesamten Transportstrecke die Gegenfahrbahnen gesperrt werden. Das ist aus verkehrlichen und sicherheitstechnischen Gründen nicht möglich", erläutert Andrea Kreuzer.
Für den Aufbau der Brücke werde es temporär Teilsperrungen oder Sperrungen geben. "Hier sind wir derzeit in der Abstimmung mit unserem Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Umwelt, wie dies zu handhaben ist, um die Auswirkungen auf den laufenden Verkehr so gering wie möglich zu halten. Die Teil- beziehungsweise Sperrungen und die Umleitungsempfehlungen werden von uns rechtzeitig in den Medien angekündigt", sagt die Pressesprecherin.