So war das nicht geplant. Da kandidiert Manuel Plösser ganz bewusst auf dem letzten Listenplatz der CDU. Trotzdem kommt der 45-Jährige jetzt in den Gemeinderat. Knapp 7500 Stimmen hat der Chef des CDU-Stadtverbands am Wahlsonntag geholt und damit den zehnten von elf Sitzen für die Christdemokraten gewonnen. „Damit habe ich nicht wirklich gerechnet“, sagt Manuel Plösser, immer noch ein wenig überrascht.

Er wollte mit gutem Beispiel vorangehen

Mit Platz 40 auf der Liste hat man normalerweise so gut wie keine Chance, gewählt zu werden. Auf dem Stimmzettel für den Gemeinderat stand Manuel Plösser außerdem noch nie. Dass er sich diesmal als „rote Laterne“ aufstellen ließ, sei ein Signal an jene Kandidaten gewesen, die er für die CDU-Liste geworben hatte, erzählt er. Nach dem Motto: Wenn ihr euch zur Verfügung stellt, tue ich das auch. Der Stadtverbands-Chef wollte quasi mit gutem Beispiel vorangehen.

Manuel Plösser ist Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Friedrichshafen, hier mit Achim Brotzer, dem bisherigen Chef der CDU-Fraktion im ...
Manuel Plösser ist Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Friedrichshafen, hier mit Achim Brotzer, dem bisherigen Chef der CDU-Fraktion im Gemeinderat. | Bild: CDU Friedrichshafen I SK-Archiv

Nun hat er Sitz und Stimme in zwei Gremien. Denn im Kreistag hat Manuel Plösser zum dritten Mal ein Mandat bekommen. „Ich bin schon ein paar Jahre dabei und dachte, das mach‘ ich nochmal“, erzählt er, was ziemlich untertrieben ist. Der Architekt kann mit dem zweitbesten Stimmergebnis der CDU hausieren gehen. Ganz abgesehen davon, dass er bis 2022 einige Jahre lang Vize-Fraktionschef der Christdemokraten im Kreistag war und neben einem politischen Schwergewicht aus der eigenen Familie saß: Die erste Wahlperiode von Manuel Plösser war die letzte Amtszeit seines Schwiegervaters Dieter Hornung. Der frühere Baubürgermeister in Friedrichshafen führte bis 2018 die CDU-Fraktion im Kreistag mit eiserner Hand an, 15 Jahre lang.

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Das nächste Duo Hornung/Plösser

Wenn der neue Gemeinderat in Friedrichshafen voraussichtlich im September seine Arbeit aufnimmt, gibt es das Duo Hornung/Plösser erneut. Diesmal bildet er das mit seiner Frau Mirjam Hornung. Sie rückte 2012 in den Rat nach und wurde am Sonntag zum dritten Mal wiedergewählt – mit dem zweitbesten Ergebnis für die CDU und fast 12.000 Stimmen.

Das gab es schon einmal

Ein Paar gemeinsam auf der Ratsbank: Das gab es in Friedrichshafen schon einmal. Zwischen 1988 und 1994 waren Elke und Norbert Zeller Mitglied des Gemeinderats, dem der spätere SPD-Landtagsabgeordnete insgesamt 14 Jahre angehörte. Wenn exakt 30 Jahre später der neue Gemeinderat zusammentritt, ist die Tochter der beiden mit dabei. Spitzenkandidatin Laura Straub hat für die SPD ein Mandat geholt.

Neben Angelika Drießen (links) und Gerhard Leiprecht (Zweiter von rechts) ehrte OB Andreas Brand 2022 auch Mirjam Hornung für ihre ...
Neben Angelika Drießen (links) und Gerhard Leiprecht (Zweiter von rechts) ehrte OB Andreas Brand 2022 auch Mirjam Hornung für ihre langjährige Ratsarbeit. | Bild: Stadt Friedrichshafen I SK-Archiv

Für Manuel Plösser und Mirjam Hornung wird das familiäre Doppel im politischen Geschäft eine große Herausforderung. Die beiden stehen als Architekt und Rechtsanwältin voll im Berufsleben und haben zwei Kinder, die die Pubertät noch vor sich haben. Chef des CDU-Stadtverbands, Kreisrat und nun noch Stadtrat: „Das ist heftig“, gibt der 45-Jährige zu. Doch er will‘s angehen. Er sehe das als Dienst an der Gesellschaft. Gerade jetzt, um nicht den „freien Radikalen“ Platz zu machen, die die Demokratie gefährden. „Das mach‘ ich nicht für mich.“

Vorsitz im CDU-Stadtverband abgeben?

Wie er das packen wird, darauf sei er selber gespannt, sagt Plösser. Er und seine Frau seien gut organisiert, aber auch nur begrenzt belastbar. Über kurz oder lang werde er wohl seinen Vorsitz im CDU-Stadtverband aufgeben müssen, denkt er am Telefon schon laut darüber nach.

Auch im Gemeinderat werde er sich ganz bestimmt nicht übernehmen, was die Ausschüsse oder Mandate in städtischen Gesellschaften angeht. Ehrenamtliche Jobs, die mit einem Ratssitz in der Regel verbunden sind. Er sieht sich am ehesten im Bauausschuss, weil er da als Architekt Sachverstand und Erfahrung einbringen könne.

Die neue Festhalle von Eriskirch war ein Projekt der Architekten Manuel und Werner Plösser (von rechts), hier mit dem damaligen ...
Die neue Festhalle von Eriskirch war ein Projekt der Architekten Manuel und Werner Plösser (von rechts), hier mit dem damaligen Bürgermeister Markus Spieth sowie den Gemeinderäten Bernhard Vesenmayer (CDU) und Brigitte Füßinger (FWV). | Bild: Claudia Wörner I SK-Archiv

Beruf und Mandat auf Kollisionskurs?

Ganz unproblematisch ist das allerdings nicht. Erstens saß bisher Plössers Frau im Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU). Zweitens hätten Aufträge der Stadt oder von städtischen Unternehmen für die Plösser Architekten GmbH künftig schlicht ein Geschmäckle. So steht der Name des Büros, das er mit seinem Vater Werner führt, beispielsweise auf der Konzeptstudie für den Veloring (2017), für das Bildungshaus Berg (2019) oder die nagelneue Hotelanlage „Seegut“ in Fischbach, die eben erst eröffnet hat.

„Da gibt es eine klare Trennung“, erklärt Manuel Plösser. Er sei sich der Problematik gerade angesichts heutiger Anforderungen an Compliance-Regelungen bewusst. Sein politisches Engagement habe er noch nie benutzt, um ein Projekt zu bekommen. So wolle er das auch künftig halten.