Seit Montagmorgen fahren keine Züge mehr zwischen Friedrichshafen und Ravensburg, denn die Deutsche Bahn (DB) hat mit dem nächsten Abschnitt der Arbeiten zur Elektrifizierung der Südbahn begonnen.
Fahrzeit verlängert sich deutlich
Nun übernehmen Busse die Beförderung der Reisenden im Schienenersatzverkehr (SEV) – mit deutlicher Zeitverzögerung. 36 Minuten dauert die Fahrt mit dem Expressbus zwischen den beiden Städten, wer mit dem normalen SEV fährt, der einige Zwischenstopps macht, muss 56 Minuten mehr einplanen, dazu kommt dann noch der Weg zu den Bahngleisen.
Sven Brosch, Muriel Münstermann und Sarah Krappel sind auf dem Weg nach Stuttgart. Vom SEV sind sie nicht gerade begeistert. „Ich hasse Busfahren, da wird mir immer schlecht“, sagt Sarah Krappel. Zudem hat sich ihre Fahrzeit deutlich verlängert und Platz für ihr Gepäck gibt es auch kaum. „Für unsere Strecke von Bermatingen nach Stuttgart brauchen wir heute fast sechs Stunden, am Samstag, als die Strecke noch offen war, nur viereinhalb Stunden“, berichtet Sven Brosch.

Fahrgäste loben Organisation
Sie sind in Friedrichshafen in den „Bummel-Bus“ gestiegen, so wie es ihnen die Bahn-App empfohlen hat. „Dass es auch einen Expressbus gibt, wussten wir gar nicht“, sagt Muriel Münstermann. Sie loben aber die Organisation des SEV. „Schon im Zug wurde uns mitgeteilt, dass der Bus draußen bereit steht“, so Sven Brosch. Allerdings könne die Beschilderung noch etwas deutlicher ausfallen, findet er.
Expressbus fährt direkt nach Ravensburg
Reisende haben zwei Möglichkeiten, mit dem Bus zwischen Friedrichshafen und Ravensburg zu pendeln. Es werden sowohl Expressbusse mit Halt in Meckenbeuren eingesetzt als auch Busse, die alle Stationen bedienen. Den Unterschied erkennen die Fahrgäste sowohl an einem Schild im Fenster beim Busfahrer als auch auf manchen Bussen auf dem Display. Die Mitnahme von Fahrrädern ist nach Angaben der Bahn nur an Samstagen, Sonn- und Feiertagen sowie in den Herbstferien in den als Rad-Shuttle gekennzeichneten Bussen möglich. Eine Mitnahme könne aber nicht garantiert werden. Alle Infos zum Fahrplan gibt es hier.
Die Haltestellen auf der SEV-Strecke

Bahnpersonal steht für Fragen bereit
An der Ersatzbushaltestelle kümmert sich ein sogenannter „Reiselenker“, der namentlich nicht erwähnt werden möchte, darum, dass alles glatt läuft. Zu Beginn seiner Schicht um 6 Uhr morgens, als Pendler, Schüler und andere Reisende in den Tag starteten, sei die Situation zunächst etwas unübersichtlich gewesen. „Es war etwas chaotisch, weil ziemlich viele Leute auf die Busse verteilt werden mussten“, erzählt er. Eine Einweisung habe er von der DB nicht bekommen – aber nach zwei Stunden Reisenden-Organisation läuft am späten Vormittag alles glatt.
Aber nicht nur Reisende, die mit dem SEV fahren wollen, wenden sich an ihn. „Ich bin jetzt hier am Bahnhof eine Art Informationszentrale“, erzählt er lächelnd. Alle paar Minuten muss er über diverse Busverbindungen Auskunft geben oder mal Touristen den Weg zum Zeppelin Museum erklären.
Fahrkarten gibt es im Bus nicht zu kaufen
Manch ein Passagier, der am Montagmorgen den SEV nutzt, ist nicht klar, dass die Beförderung nur mit einer bereits gelösten Fahrkarte funktioniert. So wie eine ältere Frau, die in Meckenbeuren den Fahrschein beim Busfahrer lösen will. Er lässt sie netterweise trotzdem mitfahren, schließlich sei es „der erste Tag des Schienenersatzverkehrs„. Jürgen Schnabl ist Leiter des SEV und kann erklären, warum die Fahrgäste ihr Ticket nicht beim Fahrer kaufen können.
Werden die Masken ordentlich getragen?
„Zum einen liegt das an den Corona-Vorgaben, zum anderen würde es die Fahrpläne durcheinanderbringen, wenn viele Leute noch eine Fahrkarte kaufen müssten“, erklärt er. Auf der Fahrt von Ravensburg nach Friedrichshafen schaut ein Kontrolleur genau auf die Fahrkarten, aber auch auf das korrekte Tragen der Masken. Denn in den Bussen herrscht – wie in den Zügen auch – Maskenpflicht. Eine jungen Frau, die darüber diskutieren will, ermahnt er streng. „Wenn Sie die Maske nicht ordentlich tragen, können Sie in Meckenbeuren aussteigen“, warnt der Kontrolleur.
Drei Antworten zur Streckensperrung
Weitere Busse stehen bereit
Falls es dazu kommen sollte, dass die Busse zu voll werden, stehen nach Angaben von SEV-Leiter Jürgen Schnabl weitere Busse für Notfälle bereit. „Wir hoffen aber, dass unsere Planungen stimmen, denn wir täglich 18 Busse im Einsatz“, erklärt er. Doch zum Start des SEV war ein Extra-Einsatz noch nicht nötig.