Der Weg zur berühmtesten Show der Nation führt durch das Foyer der Messe Friedrichshafen. Direkt hinter dem Eingang warten Sicherheitsleute: Kontrollen statt Glamour. Straßenkleidung ist nicht erwünscht, das macht sich nicht gut auf dem Fernsehbild, verrät ein Angestellter.

Mäntel, Jacken und Rucksäcke werden daher an der Garderobe abgegeben, anschließend geht es durch eine Schleuse – Flughafen-Atmosphäre. Wer das Abtasten per Metalldetektor überstanden hat, ist endlich drinnen. An Ständen gibt es Getränke, Pizza und Snacks. Und schon so mancher Gast ist sehenswert. 

Kontrollen am Eingang: Flughafen-Atmosphäre.
Kontrollen am Eingang: Flughafen-Atmosphäre. | Bild: Benjamin Schmidt

Bunte Gäste im Foyer

André Brossmann aus Kirchseeon bei München hat sich in Schale geworfen. Er trägt ein Jackett in den bunten Farben eines Test-Fernsehbilds. „Thomas Gottschalk ist super“, erzählt er.

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Fans sind auch Marvin Neuerndorf und Kevin Delleske aus Koblenz. Beide tragen gold-gelockte Perücken. Marvin grinst. „Wir wollten was Besonderes machen.“ Auch Dietmar Wawer aus Mönchengladbach scheint sich modisch am Gastgeber zu orientieren: rot karierte Weste, rot karierte Hose. „Aber mit Gottschalk hat das nichts zu tun.“

Marvin Neuerndorf (links) und Kevin Delleske sind Gottschalk-Fans. Die beiden Freunde sind aus Koblenz gekommen. „Gottschalk ...
Marvin Neuerndorf (links) und Kevin Delleske sind Gottschalk-Fans. Die beiden Freunde sind aus Koblenz gekommen. „Gottschalk gehört zu unserer Kindheit, wir erinnern uns gut an verschiedene Sendungen“, sagen sie. | Bild: Wienrich, Sabine

Um 19 Uhr ertönt ein Gong: Die Türen zur Halle A1 öffnen sich – und es geht hinein ins Studio. Vor den Besuchern türmt sich die Rückseite einer Tribüne auf. Einweiser zeigen den Gästen den Aufgang zu den Sitzen.

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Das Erste, was zu sehen ist: ein riesiger Bildschirm mit dem altbekannten Schriftzug: „Wetten, dass...?“ Darunter steht die berühmte Couch, auf der später Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker mit den Stars plaudern werden. Links davon wurde bereits ein Bühnenbild aufgebaut: silberne und transparente Quader – für Robbie Williams und seine Band. Rechts der Couch steht schon die Rampe für die Baggerwette bereit. Doch zunächst ist Selfie-Zeit für die Zuschauer.

Weg ins Studio Video: Benjamin Schmidt

Selfies am Bühnenrand

Viele strömen nach unten, um Fotos zu machen. ZDF-Mitarbeiter halten die Besucher davon ab, die Bühne zu betreten. Parallel dazu machen sich Kameraleute an ihren Geräten zu schaffen, damit später alles glattgeht. Ganz unten, in der ersten Reihe, nimmt Oberbürgermeister Andreas Brand Platz. „Was für ein aufregender Tag heute“, freut er sich. Brand hatte schon einiges zu tun: Kanzler Olaf Scholz war zu Besuch, ein verdientes Gemeindemitglied hat Geburtstag – und jetzt noch die Show. „Aber jetzt entspanne ich mich“, so Brand.

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Kurz vor 20 Uhr kommt er dann auf die Bühne: Thomas Gottschalk. Schwarzes Hemd und pinke Glitzerhose. Er macht Selfies mit Fans, trägt aber schon ein Mikrofon, damit ihn alle hören können. Gottschalk witzelt: „Die Wetten sind toll, die Promis sind toll, die Moderation – na ja, schauen wir mal.“ Das Publikum weist er augenzwinkernd an, wie es sich beim Start der Sendung verhalten soll. „Ich komm‘ da raus, bleib‘ hier stehen. Dann ist Beifall geplant. Wenn der nicht kommt, können wir gleich aufhören.“ Gottschalk geht weiter die Tribüne hoch, plaudert mit den Gästen. Irgendwann mahnt der Regisseur über die Lautsprecher-Boxen. „Wenn ich dich da oben sehe, habe ich Angst, dass du es nicht mehr runter schaffst.“

Thomas Gottschalk unterhält sich vor Beginn der Show „Wetten, dass...?“ mit Andreas Brand, Oberbürgermeister von ...
Thomas Gottschalk unterhält sich vor Beginn der Show „Wetten, dass...?“ mit Andreas Brand, Oberbürgermeister von Friedrichshafen. | Bild: Philipp von Ditfurth (dpa)

Gottschalk geht zurück und begrüßt Gäste in der ersten Reihe, darunter ZDF-Intendant Thomas Bellut. Beinahe vergisst er, Oberbürgermeister Brand die Hand zu schütteln – das holt er nach. Dann verschwindet Gottschalk hinter der Bühne. Ein Anheizer im schwarzen Anzug fordert das Publikum zum lauten Klatschen auf – der Ton muss noch richtig gepegelt werden. Ein Countdown wird auf dem großen Monitor in der Mitte der Bühne angezeigt – und es geht los.

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Perfekte Logistik

Während der Show haben die Gäste vor Ort schlechtere Sicht als die Zuschauer an den Bildschirmen. Zwischen den Stars und dem Publikum steht meistens ein gut 20-köpfiges Kamerateam. Was die Zuschauer zuhause nicht sehen, ist indes die perfekte Logistik: Auf- und Abbau der verschiedenen Bühnenbilder verlaufen parallel zur Show. Fast lautlos und auf Rollen werden Elemente von hinter der Bühne und von Seitentüren hereingeschoben: schweißtreibende Arbeit.

Warm ist es auch für die Zuschauer. Kein Wunder. Zahlreiche Scheinwerfer und die vielen Menschen in der Halle heizen die Luft auf. Dicke Luft gibt es teils auch im Bühnenblock der Pressevertreter: Die Fotografen wollen die besten Bilder schießen. Steht ein Gast im Blickfeld, wird er angeraunzt.

Wettkönig ist Klima-Aktivist

Gegen 23.40 Uhr ist die Show vorbei. Draußen im Foyer sind Getränke begehrt, viele haben Durst nach der langen Sendung. Gut gelaunt sind alle – doch besonders Marten Reiß. Kurz zuvor wurde der Klimaaktivist mit 52 Prozent der Zuschauer-Stimmen zum Wettkönig gekrönt. Draußen wird er von seinen Unterstützern umarmt und gefeiert. Während der Show haben sie mit kurzen Sprechchören auf sich aufmerksam gemacht – und machen erneut im Foyer Stimmung: „Lützi bleibt!“

Der Wettkönig mit Unterstützern im Foyer Video: Benjamin Schmidt

Sie demonstrieren damit gegen den Abriss des Weilers Lützerath in Nordrhein-Westfalen durch den Energiekonzern RWE. Der will dort Braunkohle fördern. Reiß hat angekündigt, seinen Gewinn von 50.000 Euro zum Erhalt Lützeraths zu spenden. Jetzt, direkt nach seinem Sieg, ist er noch etwas durcheinander von der ganzen ganzen Aufregung. Er hält noch den Blumenstrauß in der Hand, den er als Sieger überreicht bekommen hat. Was möchte er jetzt sagen? „Ich wette, dass Lützerath bleibt“, so Reiß. Bevor er dafür weiterkämpft, lässt er sich aber feiern.

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