Der Erdhaufen ist noch deutlich zu hoch. Von den Teilnehmern wäre so kaum etwas zu sehen, wenn sie mit ihren Spaten die Erde in die Höhe werfen. Also wird kurzerhand der Motor des Baggers angeworfen, der Fahrer zieht den Erdhügel mit der Schaufel in die Breite. Jetzt passt‘s. Die Erde fliegt, die Bilder sind im Kasten.

Spatenstich für den Abschnitt Video: Wieland, Fabiane

Mit dem Spatenstich fällt der Startschuss für den Bau eines weiteren Abschnitts des Häfler Velorings, der eigentlich kein Ring, sondern ein Halbkreis ist. Dieser wird im Bereich des Waggershauser Tunnels ausgebaut. Die rund 880 Meter lange Teilstrecke soll bis Ende Juli fertig sein. Im Herbst und im darauffolgenden Frühjahr sollen dann Bäume gepflanzt und die Flächen begrünt werden. 1,3 Millionen Euro sind für den Abschnitt veranschlagt. Die Maßnahme ist für ein Förderprogramm des Landes angemeldet und für ein Sonderprogramm des Bundes gemeldet worden.

Die Arbeiten für die Radverbindung haben begonnen, Ende Juli sollen sie abgeschlossen sein.
Die Arbeiten für die Radverbindung haben begonnen, Ende Juli sollen sie abgeschlossen sein. | Bild: Wieland, Fabiane

„Die Förderung wurde noch nicht bewilligt. Wir haben aber die Erlaubnis vom Regierungspräsidium Tübingen, schon vor dem Bescheid mit der Maßnahme beginnen können“, sagt Bürgermeister Fabian Müller beim Spatenstich. Man sei daher zuversichtlich, dass es klappt und das Land den Bau des Radwegabschnitts mit 70 bis 80 Prozent der Kosten fördert. Das Projekt soll den Fahrradverkehr in Friedrichshafen sicherer und attraktiver machen.

So soll der Abschnitt aussehen

Der 880 Meter lange Streckenabschnitt verläuft entlang des Lärmschutzdamms der B31-neu. Er wird 3,50 Meter breit, vier Kreuzungen werden für die Radschnellverbindung umgebaut und eine Mittelinsel wird geschaffen. Auf dem Tunnel werden separate Wege für Radfahrer und Fußgänger angelegt und durch einen Grünstreifen getrennt. Als Schnellverbindung gedacht, müssen sich Radfahrer die Strecke nicht mit Fußgängern oder dem landwirtschaftlichen Verkehr teilen. Zudem soll in diesem Bereich der sogenannte Tunneldeckenpark entstehen.

Bild 2: Der Bau des Velorings geht weiter, doch nach wie vor bleiben Lücken
Bild: Schönlein, Ute

Veloring sollte eigentlich längst fertig sein

Die Idee für das Projekt entstand bereits vor mehr als zehn Jahren. Als Teil des 2013 beschlossenen Radverkehrskonzepts folgte eine Machbarkeitsstudie für den knapp sieben Kilometer langen Veloring und ab 2015 die konkrete Planung. Das Ziel: Im großen Bogen soll die Strecke um die Innenstadt führen, in Manzell vom Bodensee-Radweg abzweigen und bis in den Osten der Stadt reichen. Ein erster Abschnitt wurde 2017 vergleichsweise schnell realisiert. Bis 2022 sollten alle fünf Teilabschnitte fertig sein. Doch das Projekt geriet ins Stocken. Maßnahmen in der Stadt wurde überdacht, auch die favorisierte Hochtrasse beim Colsmanknoten war nach deutlichen Kostensteigerungen schließlich endgültig vom Tisch.

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Schon 2023 hatte Bernhard Glatthaar vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) eine düstere Prognose für den weiteren Zeitplan abgegeben. Mit einem durchgängigen und gut befahrbaren Radweg um die Friedrichshafener Innenstadt rechne er nicht mehr in diesem Jahrzehnt. An dieser Einschätzung hat sich auch mit dem Beginn der Arbeiten am Abschnitt des Velorings bei Waggershausen nichts geändert. „Kein Zweifel, es gibt Herausforderung bei der Umsetzung des Projekts, trotzdem muss es endlich vorangehen“, sagt der ADFC-Vertreter.

Es gehe hierbei um nichts weniger als die Verkehrswende. Voraussetzung dafür sei eine entsprechende Infrastruktur. Das gelte eben auch für den Veloring. „Hier ein Fleckchen, da ein Teilstück, das wird uns beim Ziel, mehr Menschen aufs Rad zu bringen, nicht viel nützen“, glaubt er. Es brauche auch immer einen Anschluss, der Ring müsse geschlossen werden. Sein ADFC-Kollege Roland Merz vergleicht den aktuellen Abschnitt mit dem Bild einer Brücke, die ohne Verbindung zu einer Straße in der Landschaft steht. Und auch für Regine Ankermann (Grüne) ist der Veloring bislang ein Flickenteppich, der Radfahren in der Stadt so noch nicht attraktiver macht.

Vorn wird die Baumaßnahme beschrieben, hinten bereits gearbeitet.
Vorn wird die Baumaßnahme beschrieben, hinten bereits gearbeitet. | Bild: Wieland, Fabiane

Bei der Frage nach dem Zeitplan für die weiteren Abschnitte hatte sich die Verwaltung zuletzt eher bedeckt gehalten. Beim Colsmanknoten als zentralem Punkt der Strecke laufen noch Verhandlungen über den Kauf von Gelände. Laut Fabian Müller werden dazu nach wie vor Gespräche geführt. Mit Ergebnissen sei voraussichtlich bis Endes des Jahres zu rechnen.