Es ist kalt und schon dunkel an diesem Freitagabend. Nach 17 Stunden Fahrt trifft Yuri mit seinem Transporter in Ailingen ein, wo schon ein Helferteam auf ihn wartet. Der Ukrainer gönnt sich keine Pause. Schon am nächsten Morgen will er wieder los, zurück in das Land, in dem seit fast einem Jahr Krieg tobt.

Ärzte warten dringend auf Stromgeneratoren

Es ist der zehnte Hilfstransport, den Mitarbeiter und Freunde des Klinikums Friedrichshafen direkt in ein Krankenhaus in der Ukraine schicken. Auf der Ladefläche stehen diesmal auch drei Generatoren, auf die man dort schon sehnlichst wartet. Das Gebäude ist nach einem Bombenangriff teilweise zerstört, die Klinik aber nach wie vor in Betrieb. „Ohne Strom geht da nichts“, sagt Hans-Walter Vollert, der von Ärzten und Pflegern weiß, die im Keller schlafen, um vor Ort zu sein.

Drei Generatoren wurden mit dem zehnten Hilfstransport in die ukrainische Klinik mit geliefert, die dort dringend gebraucht werden.
Drei Generatoren wurden mit dem zehnten Hilfstransport in die ukrainische Klinik mit geliefert, die dort dringend gebraucht werden. | Bild: Cuko, Katy

Der Chefarzt der Frauenklinik am Medizin Campus Bodensee (MCB) ist seit dem ersten Hilfstransport am 24. Februar 2022 – wenige Tage nach Kriegsausbruch – die treibende Kraft hinter den Lieferungen. Über ein Ärzte-Ehepaar aus der Ukraine, das im Klinikum arbeitet, kam der Kontakt zu dem Krankenhaus zustande, das seither vor allem mit medizinischem Material versorgt wird. Der junge Anästhesiearzt ist zwischenzeitlich zurück in seine Heimat, um sie an der Front zu verteidigen.

Über 400.000 Euro an Spenden

Dank enormer Spendenbereitschaft kamen bisher rund 240.000 Euro zusammen, die allein über den Förderverein des Klinikums eingezahlt wurden. Kassier Josef Weißhaupt hat bisher 387 Spenden mit zusammen 192.000 Euro für die Ukraine-Hilfe verbucht. Knapp 188.000 Euro davon wurden ausgegeben. Dazu kommen Sachspenden von rund 45.000 Euro, für die Spendenbescheinigungen ausgestellt wurden, erklärt er auf Anfrage. Für das Geld wurden Medikamente, OP-Materialien, Verbandszeug, Prothesen, aber eben auch Hilfsmittel wie Krankentragen oder Generatoren organisiert und verschickt.

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Nicht über das Fördervereins-Konto liefen Spenden wie die der Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs, die zwei Lieferungen mit Krebsmedikamenten im Wert von fast 100.000 Euro ermöglicht hat, so Vollert. Oder die der Firma Starmed, die eine mobile Krankentrage im Wert von 80.000 Euro lieferte. Besonders dankbar sei er nicht nur dem MCB, sondern auch den Rotariern in Friedrichshafen, die rund 50.000 Euro beisteuerten, und seinem Kollegen Jürgen Holl, der nicht nur den zehnten Transport bezahlt.

Hilfe immer schwieriger zu organisieren

Doch Hilfe zu organisieren wird schwieriger. „Die Spendenbereitschaft ist nicht mehr so groß wie zu Beginn des Krieges“, sagt Hans-Walter Vollert. Dazu kommen Engpässe bei Medikamenten und anderen Hilfsgütern. Die drei Generatoren haben Holl und Vollert in Holland ersteigert. „In Deutschland haben wir keine auftreiben können“, erklärt der Chefarzt. Er hofft, dass mit weiteren Spenden die Hilfsbrücke in das ukrainische Krankenhaus aufrecht erhalten werden kann. Denn dieser Krieg ist noch lange nicht zu Ende.

Spenden für die Ukraine-Hilfe „Von Klinik zu Klinik“ können weiterhin auf das Konto der Freunde und Förderer des Klinikums Friedrichshafen überwiesen werden: DE07 6905 0001 0024 2432 14 bei der Sparkasse Bodensee.