Friedrichshafen ist reich, glaubt alle Welt. Zumindest für eine mittelgroße Stadt mit aktuell rund 63.000 Einwohnern ist ein Milliardenvermögen aus der Zeppelin Stiftung dank ZF und Zeppelin GmbH deutschlandweit so ziemlich einmalig. Doch auch wenn man die Stiftungsbetriebe außen vor lässt, verfügt die Stadt über ein beträchtliches Firmenportfolio.

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Bei zwölf Unternehmen ist Friedrichshafen (Mit-)Eigentümerin. Über diese GmbHs ist die Stadt zudem an einer Vielzahl weiterer Firmen beteiligt. Ein Beispiel: Während die Technischen Werke Friedrichshafen (TWF) allein im Besitz der Stadt sind, ist die Stadt nur über das Tochterunternehmen Stadtwerk am See an rund 30 Firmen beteiligt – bis hin zu einem Geschäftsanteil von nur einem Prozent am Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung.

Was bringen diese Unternehmen der Stadt?

Städte und Gemeinden dürfen Firmen gründen oder sich an Unternehmen beteiligen, wenn sie Aufgaben ausgliedern. Das machen Kommunen immer dann gern, wenn sie dank privatrechtlicher Strukturen entweder Geld verdienen oder sparen können. Oder wenn es im Kern kein Job fürs Rathaus ist – so wie der Betrieb einer Messe, eines Krankenhauses oder eines Flughafens.

Eine Aufnahme vom Medizincampus Bodensee (MCB), dem Klinikum in Friedrichshafen.
Eine Aufnahme vom Medizincampus Bodensee (MCB), dem Klinikum in Friedrichshafen. | Bild: Hilser, Stefan

So war das Krankenhaus über Jahrzehnte ein städtischer Eigenbetrieb. Dieser wurde 2005 in eine GmbH überführt, vor allem, um effizienter zu werden. 20 Jahre später hat die Klinikum Friedrichshafen GmbH eher das Problem, Millionenverluste einzudämmen. Hingegen wird die Stadtentwässerung, die viele andere Kommunen ausgelagert haben, in Friedrichshafen weiter als Eigenbetrieb geführt, nicht als GmbH.

Welche Unternehmen gehören der Stadt (anteilig)?

Drei Unternehmen gehören der Stadt Friedrichshafen komplett, darunter zwei Schwergewichte im Portfolio. Die TWF hat zwar kein eigenes Personal, aber eine hohe Relevanz. Unter ihrem Dach werden die Parkhäuser bewirtschaftet oder stellt das Stadtwerk am See (SWSee), teils über eigene Tochterfirmen, die Versorgung mit Strom, Gas, Wasser und Internet sicher. Dazu kommt der Geschäftsbereich Mobilität: Der Häfler Stadtverkehr gehört der TWF allein, die aber auch Anteile an der Katamaran-Reederei, dem Flughafen und der BOB-Bahn hält.

Auch die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG) gehört der Stadt allein, genauso wie das Stadtmarketing. Den Kurs bestimmen kann die Stadt beim Klinikum, bei der Messe-Besitzgesellschaft oder dem Zeppelin Museum, auch wenn hier noch andere Gesellschafter mit am Tisch sitzen. Bei fünf weiteren Firmen hält die Stadt nur die Hälfte oder noch weniger Anteile, ist also in der Geschäftspolitik auf den Gleichschritt mit seinen Partnern angewiesen, so beim Flughafen und der Messe-Betriebsgesellschaft.

Wie viel Kapital ist in den Unternehmen gebunden?

In all diesen Unternehmungen steckt zunächst Stammkapital. 25.000 Euro sind für GmbHs die Mindesteinlage. Doch in vielen städtischen Firmen ist im Grundstock deutlich mehr Geld gebunden. Allein die TWF verfügte Ende 2023 über ein Stammkapital von 26 Millionen Euro. Mit 34 Millionen Euro besitzt die TWF-Tochter Stadtwerk am See sogar noch mehr. Diese ist aber nur mit knapp 75 Prozent im Besitz der Stadt. Große Summen sind darüber hinaus bei der SWG (13 Millionen Euro), beim Flughafen (12,5 Millionen) und der Messe-Besitzgesellschaft (3 Millionen) gebunden.

3 Millionen Euro der Stadt sind in der Messe gebunden.
3 Millionen Euro der Stadt sind in der Messe gebunden. | Bild: Lippisch, Mona

Allein die Firmen, an denen die Stadt unmittelbar beteiligt ist, verfügen über Stammeinlagen von knapp 56 Millionen Euro. Rechnet man die Unternehmen hinzu, an denen die Stadt über ihre Tochterfirmen mit einem Anteil von mindestens 25 Prozent beteiligt ist, steigt die Summe auf ein Stammkapital von 93 Millionen Euro. Wobei circa 75 Millionen Euro tatsächlich dem städtischen Eigentum zugerechnet werden könnten.

Welche Firmen rechnen sich für die Stadt?

Gewinn zu erwirtschaften, ist nicht der Hauptauftrag für die städtischen Unternehmen. Die berühmte „Schwarze Null“ ist in der Regel die Mindestanforderung, also unterm Strich keinen Verlust zu machen, den die Stadt als (Mit-)Gesellschafter ausgleichen müsste.

Nur bei SWSee ist das anders. Das Stadtwerk muss jährlich eine sogenannte Garantie-Dividende an ihre Muttergesellschaft, die TWF, abliefern. Im Jahr 2023 waren das knapp 5,6 Millionen Euro, unterm Strich also die Hälfte des Gewinns nach Steuern. Mit dieser Dividende, die SWSee hauptsächlich über den Verkauf von Strom und Gas erwirtschaftet, können Verluste anderer TWF-Gesellschaften, wie dem Stadtverkehr, ausgeglichen werden. Der Busbetrieb darf pro Jahr Verluste von maximal 4 Millionen Euro machen, weil öffentlicher Nahverkehr nun mal ein Zuschussgeschäft ist.

Der Busbetrieb des Stadtverkehrs darf pro Jahr Verluste von maximal 4 Millionen Euro machen,
Der Busbetrieb des Stadtverkehrs darf pro Jahr Verluste von maximal 4 Millionen Euro machen, | Bild: Cuko, Katy

Was Firmen wie Teledata oder SWG an Gewinn erwirtschaften, wird wiederum für Investitionen gebraucht. Wobei der Wohnungsbau nur angekurbelt werden kann, wenn die Stadt ihrem Wohnungsunternehmen zumindest beim Eigenkapital unter die Arme greift.

Wo muss die Stadt Steuergelder reinstecken?

Die Klinikum GmbH ist für die Stadt zu einem enormen Verlustgeschäft geworden. Die Not ist so groß, dass der Landkreis aufgefordert wurde, sich finanziell zu beteiligen. Wie groß das Defizit im Jahr 2023 war, kann aktuell nicht beziffert werden. Für den Medizin Campus Bodensee (MCB) und seine zahlreichen Gesellschaften fehlen die Zahlen im Beteiligungsbericht 2023. Grund: Der testierte Jahresabschluss lag noch nicht vor, als die Dokumentation im Dezember vorgestellt wurde. Im Sommer 2024 wurde der erwartete Verlust für den MCB allein für 2023 auf rund 20 Millionen Euro beziffert. Für 2024 und 2025 geht die Geschäftsführung sogar von einem Fehlbetrag von insgesamt über 50 Millionen Euro aus.

die liquiden Mittel des Flughafens sind nach Ansicht der Geschäftsführung möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte 2025 aufgebraucht.
die liquiden Mittel des Flughafens sind nach Ansicht der Geschäftsführung möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte 2025 aufgebraucht. | Bild: Cuko, Katy

Aber auch für den Bodensee Airport wird die Luft trotz erfolgreich abgewendeter Insolvenz und Millionenhilfen der Stadt finanziell immer dünner. Der Betrieb schloss 2023 mit einem Minus von 830.000 Euro ab. Inzwischen geht die Geschäftsführung davon aus, dass die liquiden Mittel des Flughafens in der zweiten Jahreshälfte 2025 aufgebraucht sein werden, wenn es keinen Ersatz für die Lufthansa-Flüge nach Frankfurt gibt, die 2024 eingestellt wurden.