25.000 Mitglieder sind in Häfler Sportvereinen organisiert. Mit dieser beeindruckenden Zahl wartete Jürgen Schrandt, Vorsitzender des Stadtsportverbands (SSV) in Friedrichshafen, bei einer Podiumsdiskussion im Gemeindehaus Berg auf. Im SSV selbst sind 43 Vereine organisiert – vom ATC Graf Zeppelin bis zum Württembergischen Yachtclub.

Fragen und Sorgen auf dem Tisch

Eingeladen waren alle OB-Kandidaten, die am 29. September Nachfolger von Andreas Brand werden wollen. Was braucht die Sportstadt Friedrichshafen? Binnen zweieinhalb Stunden standen Johannes Henne, Simon Blümcke, Frank Schmid, Markus Werner und Franz E. Gruber dazu Rede und Antwort. Am Ende packten die Sportler, Übungsleiter und Vereinsfunktionäre ihre Fragen und Sorgen auf den Tisch.

Der Saal im Gemeindehaus Berg ist bei der Podiumsdiskussion mit den OB-Kandidaten gut besucht.
Der Saal im Gemeindehaus Berg ist bei der Podiumsdiskussion mit den OB-Kandidaten gut besucht. | Bild: Cuko, Katy

Dass der Sport in Friedrichshafen, die sich gern „Sportstadt“ nennt, eine große Bedeutung hat, da waren sich alle Kandidaten auf dem Podium einig. Sport sei der „Zement für den Zusammenhalt“, sagte Simon Blümcke. Selbst die Kirche erreiche die Menschen nicht mehr so wie der Sport, meinte Franz E. Gruber. Doch schlägt sich diese Wertigkeit auch in der Förderung des Sports in der Stadt nieder?

90 Sekunden Zeit für Statements

In fünf Runden beantworteten die Kandidaten zunächst in jeweils 90 Sekunden die Fragen des Stadtsportverbands, die Moderator Reiner Jäckle an den Mann brachte. Dabei ging es um das Thema Ehrenamt, das in vielen Vereinen ein großes Problem ist, weil sich kaum noch Leute finden, die mit anpacken. Auf dem Zettel hatte der SSV natürlich auch die Sportförderrichtlinie. Diese Unterstützung der Vereine in der Stadt sei bereits „grandios“, befand Johannes Henne, der Bürgermeister in Immenstaad ist. „Das zu erhalten, muss erstes Ziel sein.“

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Dass das finanziell eher schwieriger wird, räumte Simon Blümcke ein. Aber er wolle weder auf Kosten der Sportförderung sparen, noch die Vereine mit der Verrechnung von Hallenentgelten belasten. Für Markus Werner steht eine vernünftige Ausstattung für den Schul- und Breitensport an erster Stelle, wobei auch die VfB-Profis nicht zu vergessen seien, die derzeit keine Planungssicherheit für ihre Halle hätten.

Die ZF-Arena ist seit Jahren zu und blockiert Entscheidungen, wo die Stadt dringend nötige neue Sporthallen baut.
Die ZF-Arena ist seit Jahren zu und blockiert Entscheidungen, wo die Stadt dringend nötige neue Sporthallen baut. | Bild: Cuko, Katy

Deutlich kontroverser ging es danach in der offenen Fragerunde zu. Hier spielte der Vorschlag des VfB Friedrichshafen, eine Multifunktionsarena auf seinem Gelände am Stadion zu bauen, erneut eine große Rolle.

Es sei „frustrierend“, erklärte VfB-Präsident Jochen Benz, dass dieses Projekt des Mehrspartenvereins von der Stadt einfach in die Ecke gestellt werde, obwohl es über 2000 Menschen unterstützen. Seitdem die ZF-Arena geschlossen ist, klagen Schulen und Vereine laut über die schlechte Hallensituation in der Stadt. Die Multifunktionsarena sei mehr als eine Vision, sondern „alternativlos“, wenn der VfB sein vielfältiges Sportprogramm vom Breiten- bis zum Profisport aufrechterhalten will, so Benz.

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Kritische Worte zur Hallensituation in der Stadt und der Stillhaltetaktik im Rathaus fand jeder OB-Bewerber auf der Bühne. Es sei beschämend, dass es keinen Austausch gebe. „Diese Frage kann die Verwaltung nicht am grünen Tisch entscheiden“, findet Markus Werner. Er werde sich als OB im Namen der Verwaltung dafür entschuldigen, dass der Verein „so respektlos behandelt“ wurde, sagte Franz E. Gruber und erklärte im selben Atemzug, dass er eine Stabsstelle Sport installieren werde, „die an mich berichtet“. Den Posten bot er ganz am Schluss per Handschlag dem SSV-Vorsitzenden Jürgen Schrandt an. Johannes Henne sieht bei dem Thema oberste Priorität und will das VfB-Projekt im Miteinander von Stadt und Vereinen angehen.

VfB-Multifunktionsarena: Projekt oder Vision?

Mit luftleeren Räumen könne man nicht zufrieden sein, meinte Frank Schmid in Anspielung auf die geschlossene ZF-Arena. Einzig Simon Blümcke trat vorsichtig auf die Bremse. Bis die Grundsatzfrage nicht geklärt sei, ob die denkmalgeschützte ZF-Arena abgerissen werden darf, solange sei für ihn die Multifunktionsarena nur „eine ganz wichtige Vision“.

Das Problem: Bisher hat die Stadt den Bedarf für den Schulsport separat geplant, weil das eine Pflichtaufgabe ist. Aus seiner Sicht brauche es ein Gesamtkonzept für die Hallen in der Stadt, um Schul- und Vereinssport zusammen zu denken. Erst wenn es dafür im Gemeinderat eine Mehrheit gebe, könne man über Standorte sprechen. Wohl wissend, dass es auch für die Profi-Volleyballer eine Lösung braucht, die nur noch bis 2025 einen Vertrag für die Spacetech-Arena am Flughafen haben.

Nur eine Vision? VfB-Präsident Jochen Benz fordert Gespräche auf Augenhöhe mit dem Rathaus.
Nur eine Vision? VfB-Präsident Jochen Benz fordert Gespräche auf Augenhöhe mit dem Rathaus. | Bild: Cuko, Katy

Auf die Frage von Achim Beier vom VfB-Fanclub Bluebears, warum nicht die Messehalle A1 zur Sportarena umfunktioniert wird, überwog die Skepsis der OB-Kandidaten. Für Simon Blümcke sind Verträge zu Lasten Dritter „nicht redlich oder richtig“. Die Messe brauche ihre Flächen und werde sich entwickeln – auch wenn es vielleicht mal einen Zeitpunkt X geben könne, über neue Nutzungskonzepte nachzudenken. Der gleichen Meinung ist Markus Werner, der zuerst alle anderen Ressourcen in der Stadt nutzen würde, bevor solch eine Lösung diskutiert wird.

Johannes Henne sieht Potenzial, dass die Messe noch besser genutzt wird, würde aber auch die Idee der Ausgliederung einer Halle für den Sport nicht ausschließen. Franz E. Gruber würde die Auslastung überprüfen und die Messe in ein Gesamthallenkonzept integrieren.