Die Camper haben es sehnsüchtig erwartet. Kaum ist das Campen in Baden-Württemberg wieder erlaubt, sind die Plätze in Friedrichshafen und Immenstaad auch schon voll. Und das, obwohl die Sanitäranlagen aus Infektionsschutzgründen noch geschlossen bleiben müssen.
„Ich bin einfach nur froh, dass ich wieder hier sein darf, wir kommen ja nicht wegen der Duschen, sondern wegen des Sees“, sagt Hildegard Merkle. Frische 17 Grad Wassertemperatur können sie und Enkelin Teresa nicht schrecken. Die Dauercamper aus Uttenweiler bei Biberach kommen seit 28 Jahren auf den Campingplatz Schloss Helmsdorf in Immenstaad und die Lockerungen für die Campingplätze bringen ihnen wieder ein ersehntes Stück Normalität zurück, wie Hildegard Merkle erzählt.
Neue Abläufe müssen sich erst noch einspielen
Campingplatzbetreiber Tobias Flemisch ist noch weit entfernt vom normalen Arbeitsalltag. Corona-Auflagen werfen Abläufe über den Haufen, die seit 30 Jahren gut funktioniert haben und das nicht nur auf dem Campingplatz, denn zu Schloss Helmsdorf gehören auch ein Restaurant, ein Hafen und Appartements – alles ist geöffnet. „Ich bin grade etwas angespannt, wir haben sehr viel zu tun, aber es muss sich alles erst einspielen“, sagt er.

Auch das Ehepaar Fricke steht vor einer riesigen Herausforderung, denn der Campingplatz „CAP Rotach“ in Friedrichshafen ist ein Inklusionsbetrieb, da ist es noch einmal schwieriger, neue Abläufe einzuüben. Wie genau die Corona-Vorschriften für Mitarbeiter und Gäste aussehen sollen, müssen Betriebsleiter derzeit noch aus der Arbeitsschutzverordnung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ableiten. Trotzdem wirken Petra und Markus Fricke ganz locker: „Ich hab es noch nie so entspannt und ruhig erlebt und das ist schon unsere 14. Saison hier“, sagt Petra Fricke.

Hotel und Restaurant sind noch geschlossen und der Campingplatz wurde nur zu 75 Prozent belegt. „Für Corona-Verhältnisse ist das genug“, sagt Markus Fricke, so kämen die Mitarbeiter auch mit dem erhöhten Reinigungsaufwand zurecht. Es gibt weder Flyer noch einen Kaffee und der Kanuverleih ist auch noch zu, dafür wurden die Campingplatzgebühren etwas reduziert.
Camper beweisen Kreativität
Melanie Ebeling und Stefan Günther nehmen die Situation gelassen. „Ich habe ein Zelt im Vorzelt mit Gießkanne und Planschbecken, das ist meine Retrodusche“, sagt Ebeling lachend, während sie Pizzateig knetet. Pizzateig? „Mit einem Pizzastein auf dem Grill funktioniert das wunderbar“, erklärt Stefan Günther. Normalerweise organisieren die beiden Campingtreffen. Ohne Corona wären sie jetzt im hessischen Kirchheim mit 600 Campern verabredet. Stattdessen arbeiten sie nun an der Rotach an ihrem ersten Campingkochbuch und drehen dafür zu jedem Rezept ein Video.

Ein Stück weiter hinten sind Cornelia Theis und Franz Wölfle auch ohne Pizza im Camperhimmel angekommen, denn sie testen grade ihr neues Wohnmobil. Weil das in der bayerischen Heimat noch nicht möglich ist, sind sie dafür an den Bodensee gefahren. Auch sie stören sich nicht an geschlossenen Sanitäranlagen. „Wir haben doch alles im Wohnmobil“, sagt Cornelia Theis.

Das sieht Campingplatzbetreiber Franz Schlichte in Fischbach anders. Sein Campingplatz war am Wochenende noch geschlossen. „Ich hoffe auf weitere Lockerungen bis zum Beginn der Pfingstferien. Offene Sanitäranlagen sind für mich eine Frage der Gastlichkeit und diese eine Woche können wir jetzt auch noch warten“, sagt er. Toiletten und Duschen im Wohnwagen und im Reisemobil seien Notlösungen.

Dem widerspricht Robert Kiss-Kiri, der mit Frau, Kind und Hund unterwegs ist. „Wir benutzen die Campingplätze nicht, wir brauchen nur die Versorgungsstationen und übernachten dann auf Parkplätzen“, sagt er und stört sich deshalb auch nicht daran, dass selbst der Wohnmobilstellplatz an der Rotach voll belegt ist.