Ohrenbetäubender Lärm hallt durch das Atelier von Hans-Georg Benz: Der Holzbildhauer hat die Bandsäge angeworfen, um einen Holzklotz zuzuschneiden. Zuvor hat er mithilfe einer Schablone die Form eingezeichnet, die der Klotz erhalten soll. Es sind die ersten Schritte, damit aus dem Stück Holz eine Maske der Schotterwälder aus Berg wird.
Geschafft: Die erste Holzschicht für die Schotterwälder-Maske ist fertig. „Jetzt kommt noch eine zweite Schicht und am Ende ein kleiner Klotz für die Nase“, erklärt Benz, der seit 1995 die Masken der Berger Narren schnitzt. Die drei Holzschichten leimt er anschließend zusammen. Das Prinzip sei bei allen Fasnetsmasken dasselbe, erklärt Hans-Georg Benz. Zur Veranschaulichung hat er einen Prototypen an seine Wand gehängt.
Sind die Holzklötze verleimt, kommen sie in die Fräsmaschine. Benz hat bereits einige Masken vorgefräst und will die Maschine nicht nochmals anwerfen: „Das staubt wie verrückt und es ist sehr laut. Ich brauche auch einen Gehörschutz und einen Motorradhelm, da die Verletzungsgefahr groß ist.“
Beim Fräsen legt Benz jeweils vier oder sechs verleimte Holzklötze in die Maschine. Zwischen die Klötze kommt ein Maskenmodell. „Das Modell fahre ich mit einem Fühler ab“, erklärt der Holzbildhauer. Die Spindeln der Fräsmaschine imitieren die Bewegungen des Fühlers und fräsen die entsprechenden Konturen in die Holzklötze. Dadurch entstehen grob geformte Holzgesichter.
Das Häs der Schotterwälder
Das Fräsen dauere etwa ein bis zwei Stunden, erklärt Benz. „Aber das ist eine reine Hilfsarbeiter-Tätigkeit.“ Die wahre Kunst ist das Schnitzen von Hand: „Für eine Schotterwälder-Maske brauche ich etwa vier bis sechs Stunden.“ Denn die vielen Details der Maske machen Feinarbeit nötig: sei es das Eichenblatt mit Eicheln auf der Stirn oder der Tannenzapfen am Kinn.
Beim Schnitzen greift Benz auf Eisen mit verschiedenen Stichnummern zurück. Der Owinger erklärt: „Ein Eisen der Stichform 1 ist ganz gerade.“ Je nach Stich-Wert ist das Eisen mehr oder weniger gebogen, breiter oder dünner. Für jede Form, die Benz schnitzen will, eignet sich ein anderes Eisen.
Das Schnitzen geht auch an Benz' Eisen nicht spurlos vorbei, weshalb er sie zwischendurch immer mal wieder schleifen muss.
Benz' Handwerk ist pure Handarbeit. Nur einmal greift der Holzbildhauer zum Handbohrer, um ein Loch zu bohren, aus dem er dann das leicht zugedrückte rechte Auge des Schotterwälders schnitzt.
Seine Leidenschaft für das Maskenschnitzen hat Benz bereits als kleiner Junge entdeckt. „Ich bin durch meinen Vater zum Holzschnitzen gekommen, der das nebenberuflich gemacht hat“, erzählt der Owinger. Stolz zeigt Benz seine erste Maske, die er als Zwölfjähriger geschnitzt hat. Sie hängt inmitten der Masken anderer Narrenzünfte, die in Benz' Atelier entstanden sind.
„Die Schotterwälder waren eine der ersten Gruppen, dann sind die Uhldinger Puper dazugekommen, später die Überlinger Löwen und so weiter“, erzählt Hans-Georg Benz. Inzwischen schnitzt er Masken für unzählige Fasnetsgruppen in Oberschwaben und im Bodenseeraum – und es werden immer mehr: „Es nimmt sogar eher zu. Auch viele kleine Gruppen sagen: Es braucht Holzmasken, um auf die Fasnet zu gehen.“
Hat Benz eine Schotterwälder-Maske fertig geschnitzt, trägt er zum Schutz eine Lasur auf und bemalt die Maske. „Durch die Lasur scheint die Maserung noch durch“, erklärt der Holzbildhauer. Bei der Bemalung variiert er die Farben jeweils leicht, sodass eine Maske etwas heller, eine andere etwas dunkler scheint. Zum Schluss kommt noch Lack auf das bemalte Gesicht der Schotterwälder.