Im Hintergrund läuft Musik, während Johannes Stopper ein Stück Stoff vor sich ausbreitet. „Musik brauche ich, um zu arbeiten“, sagt der diplomierte Grafikdesigner und lacht. Seit 20 Jahren bemalt Stopper in seinem Tettnanger Atelier die Hosen und Jacken der Schotterwälder aus Berg. Heute widmet er sich der Rückseite eines Hosenbeins, die eine rot-grüne Kordel und ein Waldboden mit Pilz, Blättern und Pflanzen zieren soll. Dafür greift Stopper zunächst zu Bleistift, Geodreieck und Transparentpapier.
Nachdem er alle Waldmotive auf Folie gezeichnet hat, paust Stopper sie auf ein Papier ab. Dieses klebt er dann auf den Stoff, legt ein Kohlepapier darunter und zeichnet die Motive nochmals nach. So werden sie durch das Kohlepapier auf den Stoff übertragen.
Vom Häs-Malen allein kann Stopper nicht leben. „Seit ich für die Schotterwälder male, gab es auch immer wieder mal ein Jahr ohne Auftrag. Vergangenes Jahr habe ich drei Häser gemalt.“ Der Tettnanger ist vorwiegend als Illustrator und in der Malerei tätig: Er kreiert etwa Logos und Flyer für Unternehmen oder malt Acrylbilder für private Auftraggeber und Institutionen. Und jede Woche zeichnet er eine Karikatur für eine regionale Zeitung.
Doch zurück zum Hosenbein des Schotterwälders. Stopper greift zur Farbtube: „Als Erstes bemale ich immer die Kordel.“ Für die Häser der Schotterwälder benutzt er spezielle Stoffmalfarben, die, einmal trocken, wie Gummi seien. „Leinwände sind ja eigentlich auch Stoffe, nur sind die halt fester gespannt. Auf Kleiderstoffen kann man nicht so leicht malen“, erklärt der Häs-Maler.
Die Stoffmalfarben sind für die Pinsel nicht Ohne: „Zwischen den Pinselhaaren lagern sich Mikropartikel ab. Nach einem kompletten Häs mit Oberteil und Hosen kann ich die Pinsel jeweils wegschmeißen“, sagt Stopper und hält zum Vergleich einen frischen Pinsel neben einen gebrauchten.
Jetzt mischt Stopper weiße und gelbe Farbe miteinander und zieht mit dem Pinsel kleine Furchen in die grünen und roten Teilstücke der Kordel. Dadurch wirken diese plastischer.
Zum Schluss zeichnet Stopper mit schwarzer und blauer Farbe die Konturen der Kordel nach und malt Schatten auf.
Kaum ist die Kordel fertig gemalt, widmet sich Stopper dem Waldboden. Als Erstes erweckt er den Pilz im Zentrum des Bildes mit Farben zum Leben. Nach und nach bemalt er dann die Blätter und Pflanzen, die den Pilz umgeben. Normalerweise würde diese Arbeit Stunden dauern, deshalb nimmt Stopper ein bereits fertig bemaltes Hosenbein zur Hand, an dem er nur noch die Konturen nachmalen muss.
Das Häs der Schotterwälder
„Für ein komplettes Häs mit Oberteil und Hose brauche ich rund 100 Stunden“, sagt Stopper. Am aufwendigsten sei dabei das Herzstück der Schotterwälder Kleidung: das Tiermotiv, das die Berger Narren auf ihrer Brust tragen. Ob Hirsch, Vogel oder Eichhörnchen: Jeder Schotterwälder hat sein eigenes Waldtier, an dem er zu erkennen ist.