Keine Bälle, keine Umzüge, keine Rathausstürme: Die Häfler Narren haben alle öffentlichen Veranstaltungen schon vor Weihnachten abgesagt – coronabedingt. Dass diese Entscheidung nicht leichtgefallen ist, spiegelt sich in den Gefühlen der Narren.

„Mir blutet das Herz, dass die Fasnet zum zweiten Mal nicht so stattfinden kann, wie wir es gewohnt sind, zumal wir Brunnisach-Hexen in Fischbach dieses Jahr unser 20-jähriges Jubiläum feiern“, sagt die Vereinsvorsitzende Elke Burkhardt.

Narrenzunft Kluftern muss Jubiläumsparty abermals verschieben

Noch schlimmer trifft es die Narrenzunft Kluftern. „Für mich persönlich ist es sehr traurig, dass wir die Fasnet 2022 nicht gebührend feiern können. Wir hatten geplant, dass wir unser 50-jähriges Jubiläum von 2021 nun mit einer großen Party und einem Jubiläumsumzug nachholen können“, sagt Zunftmeister Andreas Lamm. „Nachdem wir schon aufgrund des Hallenneubaus im Jahr 2015 das 44-Jährige nicht feiern konnten, werden wir schweren Herzens nun bis 2026 warten und dann 55 Jahre NZ Kluftern feiern.“

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Manches neue Mitglied hat sein Häs noch nie getragen

Trauer auch in Ailingen: „Für unsere Mitglieder ist es natürlich schon frustrierend, dass wieder keine Fasnetsveranstaltungen stattfinden. Vor allem für neue Mitglieder, die seit zwei Jahren ein Häs zuhause haben und keine wirkliche Gelegenheit haben es zu tragen“, schildert Zunftmeister Michael Boch. Es gebe sogar Fälle, zum Glück seien es nur einzelne, in denen Mitglieder wieder ausgetreten seien, ohne auch nur eine einzige Fasnet aktiv gewesen zu sein.

Seegockel-Zunftmeister Oliver Venus, hier ein Archivbild, gibt sich auch zu Beginn der zweiten Fasnet ohne große öffentliche ...
Seegockel-Zunftmeister Oliver Venus, hier ein Archivbild, gibt sich auch zu Beginn der zweiten Fasnet ohne große öffentliche Veranstaltungen zuversichtlich und sagt: „Wird schon irgendwie werden.“ | Bild: Andrea Fritz

„Die vielen Treffen und Zusammenkünfte mit den eigenen Mitgliedern, den anderen Zünften, die Pflege der Narrenfreundschaften und all das, was unsere Fasnet eben so ausmacht, werden fehlen“, sagt Seegockel-Zunftmeister Oliver Venus. Das sieht auch Andreas Lamm so: „Die Geselligkeit bei Zunftmeisterempfängen, das Treffen vieler Bekannter vor und nach Umzügen, die man sonst das ganze Jahr nicht sieht, sowie strahlende Kinderaugen am Umzugsrand, wenn es Bonbons gibt, das fehlt sehr.“

Hinzu kommt, dass auch Narrenheime wie die Gockelwerkstatt in Friedrichshafen geschlossen sind. Hilde Corbo vermisst besonders die Donnerstage, an denen sich die Strohschuhhexen und Seewaldkobolde dort treffen, um in geselliger Runde gemeinsam an den Kostümen zu arbeiten. „Das fehlt schon sehr“, sagt sie.

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Sorge vor bleibenden Schäden durch langen Einschnitt

Da scheint die Sorge von Zunftmeister Christoph Lang, Zunftmeister der Narrenzunft Ettenkirch, nicht ganz unbegründet zu sein: „Ich mache mir Sorgen, dass dieser große und lange Einschnitt in das Vereinsleben bleibende Schäden hinterlässt“, sagt er. „Zusammenhalt, Geselligkeit, gemeinsam etwas bewegen, all diese Eigenschaften, die einen Verein ausmachen sind stillgelegt. Ich hoffe und wünsche mir, dass die Mitglieder sich nicht daran gewöhnen und nach der Pandemie mit gleicher Freude und Einsatz dabei sind.“

Die Brunnenhexe auf dem Lindenbrunnen in Hofen hat im vergangenen Jahr einsam die Stellung gehalten. In diesem Jahr steht es jedem ...
Die Brunnenhexe auf dem Lindenbrunnen in Hofen hat im vergangenen Jahr einsam die Stellung gehalten. In diesem Jahr steht es jedem Narren frei, das Häs zu tragen – auch wenn keine Veranstaltungen geplant sind. (Archivbild) | Bild: Andrea Fritz

Narrenbäume, Flaggen sowie hier und da ein Hästräger

Damit das so sein wird, halten die Zünfte auch in diesem Jahr mit kleinen Aktionen zusammen und zeigen der Bevölkerung mit Narrenbäumen und närrischer Beflaggung, dass Fasnet ist. Hier und da wird man sogar einem Narren im Häs begegnen, denn diese Häser sollen in diesem Jahr nicht im Schrank bleiben. Diese Entscheidung wurde vor allem der Kinder wegen getroffen. „Falls unsere Junghexen am Gumpigen Donnerstag im Häs im Kindergarten oder in der Schule erscheinen möchten, dürfen sie das gerne tun“, sagt Elke Burkhard.

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Alle Veranstaltungen abzusagen sei eine Entscheidung des gesunden Menschenverstandes gewesen, so Oliver Venus. „Wir alle stehen in der sozialen Verantwortung, das Pandemiegeschehen einzudämmen und deshalb ist es richtig, Kontakte zu reduzieren und zu vermeiden“, stellt sich Markus Stark, Präsident und Narrenmeister des Alemannischen Narrenrings hinter diese Entscheidung, die auch einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund hat.

Was das für den Verein zur Pflege des Volkstums bedeutet, erklärt Präsident Karl Haller: „Da wir rechtzeitig die Notbremse gezogen haben, haben wir nur überschaubare Kosten gehabt. Wir konnten alles bereits Gebuchte kostenfrei stornieren. Die Planungen für die Renovierung der Gockelwerkstatt laufen normal weiter, im Frühjahr möchten wir mit dem Umbaumaßnahmen beginnen.“ Und auch Oliver Venus bleibt zuversichtlich: „Wird schon irgendwie werden.“