Wie ein blaues Band schlängelt sich die über 300 Meter lange Radweg-Brücke über Gleise und Straßen. So zeigen es die Pläne für einen Teil des „Superradwegenetzes“ in Tübingen, an dem die Großstadt rund um den Hauptbahnhof baut. Was nach einem Ratsbeschluss in Tübingen bis 2024 Realität werden soll, hat die Stadt Friedrichshafen vor einem Jahr zu den Akten gelegt. Der „Superradweg“ hier heißt Veloring. Und fast genauso lang wie die Radweg-Brücke dort ist der 325 Meter lange Abschnitt vom Sportpark über den Colsmanknoten, der mit einer viel kürzeren Hochtrasse überbrückt werden sollte.

Ende Juli dieses Jahres hat die Stadt Tübingen bereits eine beheizbare Radbrücke eröffnet, die Teil des „Superradwegenetzes“ ...
Ende Juli dieses Jahres hat die Stadt Tübingen bereits eine beheizbare Radbrücke eröffnet, die Teil des „Superradwegenetzes“ ist. Das nächste Projekt ist die 325 Meter lange Radbrücke über die Bahngleise zum Hauptbahnhof. | Bild: dpa/Christoph Schmidt

Doch im Mai 2020 platzte der Traum vom aufgeständerten Radschnellweg. Die Kosten dafür bezifferte das Rathaus plötzlich mit 18 bis 20 Millionen Euro – fast zehn Mal so teuer wie die zuvor veranschlagten 2,5 Millionen Euro. Dieses Projekt sei daher „aktuell nicht finanzierbar“, positionierte sich das Rathaus. Und das war vor Beginn der Corona-Krise.

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Aktuell ist der Veloring von Osten kommend bis zum Sportpark gebaut. Das nächste Bauprojekt soll der Abschnitt auf dem Deckel des neuen B-31-Tunnels in Waggershausen sein. Damit bliebe der Veloring allerdings weiterhin Stückwerk. Denn der Brückenschlag über die alte B 31 fehlt.

Auf welcher Trasse der Veloring über den Colsmanknoten (gelbe Schleife in der Mitte) führt, ist noch nicht beschlossen.
Auf welcher Trasse der Veloring über den Colsmanknoten (gelbe Schleife in der Mitte) führt, ist noch nicht beschlossen. | Bild: Schönlein, Ute

SPD beantragt, Planung wieder aufnehmen

Mit diese Situation wollen sich die Fraktion von SPD/Linke im Gemeinderat und die SPD-Fraktionen in den Ortschaften Ailingen und Kluftern nicht abfinden. Im August beantragten sie gemeinsam, die Stadt möge die Planungen für den Bau der Hochtrasse des Velorings am Colsmanknoten unverzüglich wieder aufnehmen. Und nicht nur das: Geht der Antrag im Gemeinderat durch, soll das Rathaus die Pläne im nächsten Jahr so weit fertig haben, dass Förderanträge gestellt und der Bau ausgeschrieben werden kann.

Am Sportpark endet der Veloring. Ab hier soll der nächste Abschnitt beginnen – mit einer Rampe und mit einer Hochtrasse über den ...
Am Sportpark endet der Veloring. Ab hier soll der nächste Abschnitt beginnen – mit einer Rampe und mit einer Hochtrasse über den Colsmanknoten am Ende der Straße. | Bild: Cuko, Katy

In ihrer Argumentation stützen sich die Häfler Genossen auf das Vorhaben in Tübingen. Die Radbrücke dort soll mit einer maximalen Höhe von neun Metern inklusive Rampen und Straßenanschluss 365 Meter lang werden und 13,1 Millionen Euro kosten. Warum der nur 325 Meter lange Abschnitt Sportpark bis Waggershauser Tunnel mit der viel kürzeren Colsman-Hochtrasse 18 bis 20 Millionen Euro kosten soll, sei „nicht nachvollziehbar“, steht im Antrag. Dazu kommt, dass der Radweg in Tübingen zu zwei Dritteln aus Fördermitteln finanziert werden kann, womit bei der Stadt Kosten nur Kosten von 3,5 Millionen Euro verbleiben.

Der Veloring-Abschnitt am Bodenseecenter ist bereits seit 2019 fertig.
Der Veloring-Abschnitt am Bodenseecenter ist bereits seit 2019 fertig. | Bild: Jana Meßmer

Laut SPD-Antrag müsse der Friedrichshafener Veloring so gestaltet werden, dass er zügig befahren werden kann. „Straßenkreuzungen mit Ampelbetrieb und ohne Vorfahrtsberechtigung für den Radverkehr sind zu vermeiden“, steht da. Das war von Anfang an das Ziel der Veloring-Planung. Daher müsse auch die Hochtrasse am Colsmanknoten verwirklicht werden. „Der Veloring soll das Pendant zur B 31 neu für den Radfahrer werden“, wünscht sich die SPD.

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Bereits im Januar dieses Jahres hatten die Sozialdemokraten in einem Brief an Oberbürgermeister Andreas Brand „Denkanstöße“ in Sachen Mobilität beschrieben. Tenor: Jetzt, wo Friedrichshafen mit der neuen Bundesstraße vom großräumigen motorisierten Verkehr entlastet ist, könne sich die Stadt verstärkt auf die Verkehrswende im Inneren konzentrieren. „Was dem einen seine B 31-neu, ist dem anderen der Veloring“, stand da.

Schlechter Zustand von Radwegen moniert

Aber nicht nur der Radschnellweg, der mal von Manzell bis zur Jugendherberge im Halbkreis durch die Stadt führen soll, liegt der SPD am Herzen. Nach einer Erkundungsfahrt im Spätherbst vergangenen Jahres habe man die Stadtverwaltung bereits „auf den teilweise sehr schlechten Zustand von Radwegen hingewiesen und zu einem Gespräch mit der Fraktion eingeladen“. Dazu kam es bisher nicht.