Die Entscheidung ist gefallen – ab Anfang August 2020 wird ein 5,8 Kilometer langes Teilstück der B 31-neu für den Verkehr freigegeben, auch wenn Anwohner in Schnetzenhausen und Sparbruck darüber gar nicht froh sind, denn der Verkehr wird in der Hochstraße, die als Zubringer zwischen neuer und alter Bundesstraße fungieren wird, deutlich zunehmen. Hier beantworten wir alle Fragen rund um die Teileröffnung für Sie.
Warum wird nur ein Teilabschnitt der B 31-neu für den Verkehr geöffnet?
Andreas Irngatinger, Projektleiter bei der Deges, berichtete am Montag dem Häfler Gemeinderat zum Stand des Projektes. Seinen Ausführungen zufolge liegen die Bauarbeiten auf diesem Abschnitt voll im Zeitplan, restliche Arbeiten sind bis Ende Juli erledigt.

Josef Bild, Abteilungsleiter Straßenwesen und Verkehr beim Regierungspräsidium Tübingen (RP), erläuterte den Stadträten, dass es nicht sinnvoll sei, einen fertigen Straßenabschnitt nicht zu nutzen. „Das würde zum einen Geld kosten, zum anderen wäre es auch gefährlich, weil dort etwa Autorennen stattfinden könnten“, erläuterte Josef Bild. Daher habe das RP entschieden, die Strecke freizugeben.
Wie wird der Verkehr auf die B 31 neu geführt?
Grundsätzlich soll der Verkehr getrennt werden. Während alle Lastwagen weiter auf der B 31-alt durch Fischbach und über die Albrecht- und Maybachstraße fahren sollen, bekommt der Autoverkehr (Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen) eine Alternativroute über die B31-neu . Aus Immenstaad kommend können die Autos dann bis zur Anschlussstelle FN-West fahren und werden dann über Sparbruck und die Hochstraße bis zur Kreuzung Maybachstraße geführt. Gleiches gilt für die Gegenrichtung.
Aber auch Lkw des Ziel- und Quellverkehrs dürfen die B 31-neu nutzen, was die Bürgerinitiative Sparbruck-Waggershausen-Jettenhausen kritisiert. „Es ist davon auszugehen, dass Laster, die zu ZF oder MTU wollen, genau diese Strecke nutzen werden“, so Anita Schraff von der Bürgerinitiative. Grundsätzlich halten die Anwohner der vorübergehenden Alternativroute die Teilfreigabe für falsch. Sie hatten bereits eine Unterschriftenaktion gestartet, um diese zu verhindern.
Warum fahren die Laster weiter durch Fischbach?
Hauptgrund für diese Entscheidung ist die Tatsache, dass sonst die Kreuzung Hochstraße/Maybachstraße völlig überlastet wäre, wie Hans-Jörg Schraitle, Leiter des Amtes für Bürgerservice, Sicherheit und Ordnung, den Stadträten erklärte. „Würden die Laster auch dort entlang fahren, käme die Kreuzung in Schieflage“, so Schraitle. Die Ampelanlage an der Kreuzung soll aber den neuen Verkehrsverhältnissen angepasst werden.
Wird es Geschwindigkeitsbegrenzungen geben?
Wie die Stadtverwaltung erläuterte, wird es derzeit nicht für notwendig erachtet, zusätzliche Geschwindigkeitsbeschränkungen einzurichten. Ursprünglich sollte geprüft werden, ob Tempo 30 auf den Zufahrtsstraßen zur B 31 sinnvoll sein könnte. „Wir werden aber Zählungen des Verkehrsaufkommens durchführen, um notfalls handeln zu können“, erklärte Schraitle.
Wo wird es mehr Verkehr geben?
Ein Gutachten, das die Deges in Auftrag gegeben hat, kommt zu dem Ergebnis, dass die Ortsdurchfahrt Fischbach und die Albrechtstraße geringfügig entlastet werden. „Zwischen 3800 und 2400 Autos werden dort innerhalb von 24 Stunden weniger fahren“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Auf den Zufahrtstrassen über die Hochstraße und Sparbruck soll der Verkehr dagegen ansteigen. Mit bis zu 2300 Autos zusätzlich an Werktagen rechnen die Gutachter.

Wer hat eigentlich über die Teilfreigabe entschieden?
Die vorzeitige Verkehrsfreigabe wurde durch die Stadt Friedrichshafen als staatliche untere Straßenverkehrsbehörde, das Regierungspräsidium Tübingen, das Landratsamt Bodenseekreis, die Polizei und die Deges GmbH entschieden. Der Häfler Gemeinderat war in diese Entscheidung nicht einbezogen, sondern erfuhr am Freitag über eine Pressemitteilung der Stadt davon, am Montag erfolgte die Information im FVA.
Wann wird der Rest der Straße eröffnet?
Wie Projekteiter Irngartinger erläuterte, gab es im Bereich des Tunnels am Colsmanknoten große Probleme mit dem Baugrund. Auch wegen Lieferengpässen während der Corona-Pandemie wird die Verkehrsfreigabe frühestens Ende des ersten Quartals 2021 erfolgen.
Wie hoch werden die Mehrkosten sein?
Klar ist bereits, dass auf die Stadt weitere unvorhergesehene Kosten zukommen werden. Wie Irngartinger erklärte, könne er „noch keine genaue Zahl nennen“, sie liege aber „irgendwo zwischen Null und einer zweistelligen Millionensumme“. Bis zum Herbst soll klar sein, wie viel mehr Geld die Stadt zuschießen muss. Bisher trägt die Stadt rund 21,5 Millionen Euro an den Gesamtkosten in Höhe von 157,4 Millionen Euro.