Friedrichshafen Kinder jagen einander übers Völkerballfeld, andere schaukeln, klettern, sausen auf der Seilrutsche hin und her oder ziehen Freunde auf einem Karren über den Rasen. Den Pool haben am Vormittag die Kleinen für sich, sie planschen, spritzen sich nass und schießen mit Wasserpistolen. Über 200 Kinder zwischen sechs und 13 Jahren sind auf dem Freizeitgelände Weilermühle unterwegs und genießen es.
„Mir gefällt es sehr, sehr gut. Am schönsten war es, als wir die Betreuer in den Pool geschubst haben“, sagt die elfjährige Nilay. Ayleen hat vor allem der Großgruppentag gefallen, bei dem alle Kinder zusammengekommen sind: „Da haben wir den 50. Geburtstag der Ferienspiele gefeiert.“ Der zwölfjährige Lenz schätzt die vielseitigen Angebote: „Es gibt viele geniale Aktionen auf dem Gelände. Wir können in die Werke gehen oder basteln mit den Basteltanten.“
Nicht nur die Kinder haben Spaß, auch die Betreuenden kommen immer wieder. Marco Schmitt ist in diesem Jahr zum 25. Jahr dabei. Als 16-Jähriger war er zum ersten Mal Betreuer bei den Ferienspielen und hat seither keine Aktion ausgelassen. „Früher bin ich alle vier Wochen hier gewesen, jetzt kann ich nur noch zwei Wochen kommen“, erzählt er. Seit einigen Jahren leitet er das Küchenteam. „Das ist für mich eine große Familie. Es ist ein großer Freundeskreis.“
Max Forstner ist im neunten Sommer hier und gehört zur ehrenamtlichen Leitung. „Es geht um den Spaß für die Kinder, aber die Kinder geben einem viel zurück. Es ist auch die Möglichkeit, selbst wieder Kind zu sein. Und zwischen den Betreuern haben sich viele Freundschaften entwickelt“, beschreibt er seine Motivation. Die Gemeinschaft steht auch für Nick Schwörer im Vordergrund, der seit sechs Jahren mitmacht. „Hier lernen nicht nur die Neuen von den Erfahrenen. Die Älteren können auch von den Neuen lernen, was Spontaneität und Einstellungen angeht. Das ist ein großes Geben und Nehmen, eine tolle Sache“, sagt er.
Johannes Haug hat in elf Jahren nur drei Jahre ausgesetzt. „Ich war schon als Kind hier, jetzt kann ich etwas zurückgeben. Für Kinder aus der Stadt ist es toll, hier in der Natur etwas zu erleben. Viele können ja gar nicht mehr einfach raus zum Spielen“, sagt er. Für ihn bedeutet das Engagement eine Herausforderung: Sein Arbeitgeber stellt ihn für die Zeit nicht frei, anders als andere Firmen in der Stadt. Er nimmt Urlaub: „Wir haben schon Spaß, aber wir legen uns hier nicht an den Strand und erholen uns. Eigentlich brauchen wir nach einer Aktion erst mal eine Woche Urlaub.“
Das Engagement der ehrenamtlichen Kräfte beginnt nicht erst in den Ferien. „Es gibt Vor- und Nachbereitung. Das ganze Jahr über gibt es Planungstreffen, oft an Wochenenden, und auch dafür nehmen sie sich Zeit. Dafür bin ich wirklich superdankbar“, sagt Sabine Zwick. Sie ist hauptamtlich beim Jugendreferat der Katholischen Gesamtkirchengemeinde für die Ferienspiele angestellt. Außer ihr kümmern sich rund 100 Personen in den vier Wochen um die Kinder.
Alle Mitarbeitenden besuchen Schulungen. „Jeder muss eine Kindeswohlschulung und einen Erste-Hilfe-Kurs machen. Dann gibt es noch Schulungen zu rechtlichen Themen und zu Hygiene. Den Betreuern werden auch Tools an die Hand gegeben: Spielideen, Kommunikation, wie gehe ich mich schwierigen Kindern um“, erklärt Max Forstner. Nick Schwörer ergänzt: „Es geht auch um das Kind selbst: Hat es blaue Flecken? Kommt es ungewaschen? Gibt es vielleicht Probleme zu Hause?“
Die Ansprüche sind in den vergangenen Jahren gestiegen, erzählt Marco Schmitt: „Als ich angefangen habe, waren die Regulierungen noch nicht so streng. Das Kindeswohl ist der Diözese besonders wichtig.“ Der Betreuungsschlüssel hat sich verbessert. Kam früher ein Betreuer auf zehn Kinder, sind heute zwei Betreuungspersonen für eine Gruppe von 16 Kindern zuständig, bei den Drei- bis Fünfjährigen ist der Schlüssel sogar zwei zu acht. „Das ist sicherer. Die Aufsichtspflicht hat oberste Priorität. Früher musste man in einer anderen Gruppe fragen, wenn man mal aufs Klo musste. Wir gucken auch, dass nach Möglichkeit eine Frau und ein Mann in einer Gruppe sind“, sagt Schmitt.
Die Unterbringung hat sich ebenfalls professionalisiert. Und seit 2017 bieten die Ferienspiele zudem drei Inklusionsplätze an für Kinder mit Behinderung. „Die sind ganz normal in den Gruppen und bekommen eine zusätzliche Betreuungskraft, das klappt sehr gut“, sagt Sabine Zwick.
Das Grundkonzept ist über die Jahre gleich geblieben: Kindern Raum geben zum Spielen, Toben und Kreativsein. „Viele Kinder sind sonst den ganzen Tag beschäftigt mit Schule und Medien. Hier haben sie Zeit, Natur, und können sich austoben“, beschreibt Marco Schmitt. Sabine Zwick ist wichtig, dass die Kinder keine Noten bekommen: „Wir machen zum Beispiel einen Kinder-Könner-Contest. Da machen die Kinder vor, was sie können und die Eltern dürfen zuschauen.“ Nebenher lernen die Kinder, in Konflikte zu lösen und Freundschaften zu schließen. Nilay, Ayleen und Lenz sind sich sicher: „Wir kommen nächstes Jahr wieder.“