Eine attraktivere Innenstadt: Das war im Kommunalwahlkampf eines der wichtigsten Themen und wird auch von vielen Häflern seit Jahren gefordert. Nun gibt es endlich Pläne für eine Begrünung des Adenauerplatzes, der bisher eher ein trostloses Dasein in der Innenstadt fristet, wenn nicht gerade Wochen- oder Schlemmermarkt stattfinden. Doch die ehrgeizigen Pläne der Verwaltung, nämlich auf der Betonwüste einen kleinen Wald zu pflanzen, kamen im Bauausschuss am Dienstag überhaupt nicht gut an.
Der Bauauschuss lehnt den Vorschlag der Verwaltung ab, wie der prominente Platz in Friedrichshafens Innenstadt begrünt werden könnte. Wochenmarkt und Schlemmermarkt haben nach Ansicht der Räte Priorität und sollen nicht verlegt werden. Der Gemeinderat muss nun final entscheiden.

Zwar hatte der Gemeinderat im Dezember 2019 beschlossen, das Büro K 1 aus Berlin damit zu beauftragen, ein Konzept für eine Umgestaltung des Adenauerplatzes zu erstellen. Nun liegen drei Entwurfsvarianten vor, die das Büro K 1 dem Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU) am Dienstag vorstellte.
Verwaltung schlägt ein kleines Wäldchen vor
Die Stadtverwaltung hatte sich vorab schon klar für eine der drei Entwürfe ausgesprochen: die Variante „Hain“. Eine Art „grünes Dach“ soll durch Bäume entstehen, die Schatten spenden. Zudem sollen Sitzelemente und ein Bouleplatz sowie Spielelemente die Aufenthaltsqualität erhöhen. Als Beispiel zeigten die Planer das Bild des Conti-Platzes in Hannover, der in ähnlicher Weise begrünt ist. Die Kosten für eine derartige Umgestaltung schätzt die Verwaltung auf rund 870 000 Euro.
Wochen- und Schlemmermarkt müssten weichen
Doch die Sache hat einen Haken, der größer ist, als die Stadtverwaltung wohl vermutet hätte. Denn die Realisierung dieser Variante hätte zur Folge, dass Wochen- und Schlemmermarkt auf den Buchhornplatz weichen müssten. Das sei zwar, so erläuterte es Baubürgermeister Stefan Köhler in der Ausschusssitzung, problemlos möglich und würde auch mehr Besucher anziehen. Allerdings schätzt die Verwaltung die Verlegungskosten auf rund 480 000 Euro. Nach Bekanntwerden dieser Pläne gab es einen Sturm der Entrüstung seitens der Marktbeschicker und Häfler Händler, der offenbar seine Wirkung nicht verfehlte.

Sturm der Entrüstung im Ausschuss
Denn auch bei den Mitgliedern des Ausschusses für Planen, Bauen und Umwelt löste die vorgeschlagene Marktverlegung eine Art Sturm der Entrüstung aus. Erstaunlicherweise waren es vor allem die Grünen und das Netzwerk, die sonst den Klimaschutz als eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre sehen, die vehement gegen die Variante „Hain“ argumentierten. „Der Adenauerplatz ist ein Marktplatz und soll es auch bleiben. Wer sich erholen will, kann an den See gehen, außerdem würde es zu einer deutlichen Lärmbelastung kommen, wenn der Hain realisiert wird“, sagte Regine Ankermann von den Grünen. Sie formulierte ihre Meinung zusammenfassend so: „Der Platz soll schon grüner als jetzt werden, aber der Markt muss bleiben.“
„Wer sich erholen will, kann an den See gehen.“Regine Ankermann, Grüne
Planungsbüro bezeichnet Adenauerplatz als trostlos
Zusätzlich ließ Ankermann noch einen Seitenhieb auf das Planungsbüro los, dass „ja aus Berlin ist und deswegen nicht wissen kann, dass der Adenauerplatz ein Marktplatz ist“. Catherine Kuhn vom Büro K 1 parierte diesen Vorwurf gekonnt. „Während der Markttage ist es sicher nett auf dem Platz. Die restlichen fünf Tage aber ist er eine eher trostlose und traurige Angelegenheit – das sollten Sie abwägen.“
Netzwerk will nur eine Aufwertung, keine Marktverlegung
Auch das Netzwerk, auf dessen Antrag die geplante Begrünung des Platzes hin überhaupt in Angriff genommen wurde, zeigte sich bezüglich der Variante „Hain“ durchweg ablehnend. „Da haben Sie uns mit der Marktverlegung ein trojanisches Pferd eingebaut“, echauffierte sich Jürgen Holeksa in Richtung Verwaltungsbank. Diese sei vorab nie diskutiert worden. „Mit unserem Antrag wollten wir den Platz aufwerten, nicht um 180 Grad umdrehen“, fügte Simon Wolpold vom Netzwerk hinzu.
„Da haben Sie uns mit der Marktverlegung ein trojanisches Pferd eingebaut.“Jürgen Holeksa, Netzwerk
Klimapolitisch zwar wünschenswert, aber der Markt soll bleiben
Aber auch die anderen Fraktionen teilten die Meinung, dass der Wochenmarkt am angestammten Platz bleiben müsse, auch wenn „klimapolitisch der Hain sicher wünschenswert“ sei, wie es Jochen Meschenmoser von den Freien Wählern formulierte. Nur SPD-Mann Heinz Tautkus sprach sich für die Wäldchen-Variante aus, weil sie sowohl optisch als auch für das Klima ein Gewinn wäre. Und wies darauf hin, dass es schon immer „heftigste Reaktionen“ gegeben habe, wenn es um den Adenauerplatz gehe. So hätten sich die Händler auch heftig gewehrt, als die Autos oder als der Verkehr aus der Innenstadt verbannt wurden. Am Ende aber sprach sich auch die SPD gegen den „Hain“ aus, aber nur wegen der hohen Kosten.
„Jedes Mal, wenn es um den Adenauerplatz geht, gibt es die heftigsten Reaktionen.“Heinz Tautkus, SPD
Kommt nun die Variante Teppich oder die Variante „Grüne Inseln“ zum Zug?
Ein weiterer Entwurf mit dem Namen „Teppich“ sieht vor, dass die Fugen des Pflasters erweitert werden und somit eine dezente Begrünung ermöglichen. Dazwischen sollen Bäume und Stauden gepflanzt sowie Sitzelemente aufgestellt werden.
Variante „Grüne Inseln“ bekommt viel Zustimmung
Bei der dritten Variante, auch „Grüne Inseln“ genannt, sollen Flächen mit Bäumen, Stauden und Gräserflächen bepflanzt werden. Die Randeinfassungen dieser Flächen sind gleichzeitig Sitz- oder Liegeflächen – auch hier würden Schlemmer- und Wochenmarkt weiter auf dem Adenauerplatz stattfinden können.
Im Ausschuss fand diese Variante die meiste Zustimmung – denn der Markt könnte sich sozusagen um die einzelnen Inseln gruppieren, ohne auf den Buchhornplatz weichen zu müssen. „Wenn künftig unsere Wochenmärkte und Schlemmermärkte in diesem attraktiven Ambiente stattfinden, dann hauchen wir dem Herzen unserer Innenstadt neues Leben ein“, teilte das Netzwerk in einer Mitteilung mit.
Gemeinderat entscheidet in seiner nächsten Sitzung
Eine Beschlussempfehlung gab der PBU am Dienstag nicht, weil von der CDU alleine Martin Baur vertreten war und das Thema gerne noch in der Fraktion besprechen wollte. Daher wird es nun bei der nächsten Gemeinderatssitzung spannend, welche Lösung realisiert werden wird. Wahrscheinlich nur die ganz kleine – mit ein paar grünen Einsprengseln auf dem Platz statt einer grünen Oase im Herzen der Stadt.