Nicht nur angesprochen, sondern auch angepackt: Es ist schon der zweite Vorfall, der sich in den vergangenen Wochen nahe der Fischbacher Grundschule ereignete. Eltern sorgen sich nun um die Sicherheit ihrer Kinder. Doch was genau ist passiert? Und wie bereite ich mein Kind auf solche Situationen vor? Schulleiterin Christine Waggershauser und Polizeisprecher Simon Göppert beantworten diese Fragen.
Was ist passiert? Vorfall eins
Polizeisprecher Simon Göppert vom Polizeipräsidium Ravensburg berichtet auf Nachfrage, wie sich die Vorfälle ereignet haben sollen. Der erste davon habe sich am Morgen des 16. November in der Heiligenbergstraße zugetragen, informiert Göppert. „Den Angaben zufolge hatte sich ein augenscheinlich alkoholisierter Mann einem Jungen, der mit einem City-Roller auf der Straße fuhr, in den Weg gestellt.“ Anschließend habe der Mann den Jungen an der Hüfte auf den Gehweg gehoben, woraufhin der Bub um Hilfe rief, so Göppert. Als ein Zeuge hinzukam, habe der Unbekannte das Weite gesucht.
Die Polizei habe nach dem Vorfall sofort nach dem Mann gefahndet, konnte ihn allerdings nicht mehr finden. Simon Göppert: „Aktuell haben wir keine Erkenntnis darauf, dass es sich dabei um ein böswilliges Verhalten des Mannes gehandelt hat.“

Was ist passiert? Vorfall zwei
Der zweite Vorfall soll sich am 8. Dezember in der Zeppelinstraße ereignet haben, sagt der Polizeisprecher. Ein älterer Mann soll nahe der Grundschule versucht haben, ein Kind auf dem Heimweg in sein Auto zu locken. Laut Göppert habe der Fahrer dem Jungen Spielzeug angeboten, das seine Kinder angeblich nicht mehr bräuchten. „Der Schüler lehnte ab und ging weiter“, erläutert der Polizeisprecher. Der Vorfall wurde der Polizei erst am Folgetag übermittelt. Es sei immer besser, so etwas direkt zu melden, betont Göppert. So bestehe eine höhere Chance, den Beschuldigten ausfindig zu machen.
Auch Christine Waggershauser, Schulleiterin der Grundschule Fischbach, bestätigt die beiden Vorfälle. Sie betont jedoch im Gespräch: „Ich möchte das Thema nicht unter den Tisch kehren. Aber ich möchte auch keine Panik oder gar Hysterie auslösen.“
Haben solche Fälle in der Region zugenommen?
„Nein, solche Fälle haben objektiv nicht zugenommen“, sagt Simon Göppert. Der Polizeioberkommissar merkt allerdings an: „Die Thematisierung und die mediale Präsenz eines einzigen Falles beeinflusst das Sicherheitsgefühl derart, dass Missverständnisse und Fehlinterpretationen schlagartig weiter zunehmen.“ Besonders die Verbreitung in den sozialen Medien schüre regelrecht Panik. Auch WhatsApp zählt zu den sozialen Medien.
Der Polizei wird laut Göppert selten, aber doch ab und an ein „vermeintlich verdächtiges Ansprechen“ von Kindern mitgeteilt. „Wir nehmen jeden Einzelfall ernst und treffen alle denkbaren Maßnahmen, um die verdächtige Person zu fassen“, so der Sprecher. „Um dann auch zu klären, was die genauen Hintergründe sind.“ In den meisten Fällen handle es sich um Missverständnisse und Fehlinterpretationen, sagt Göppert.
Besteht nun Grund zur Sorge?
„Nein, es besteht kein Grund zur Sorge“, sagt der Polizeisprecher. Aufmerksamkeit und ein gesundes Maß an Misstrauen seien jedoch niemals fehl am Platz. „Eltern können Ihre Kinder an dieser Stelle am besten schützen – durch Verhaltenstipps und Sensibilisierung!“
Wie bereite ich mein Kind auf solche Situationen vor?
Schulleiterin Christine Waggershauser ist wichtig: „Die erste Anlaufstelle in solchen Fällen ist sowohl für Schüler als auch für Eltern die Schule.“ Es gebe Programme für alle Klassen, in denen die Kinder lernen, wie sie sich auf Schulwegen verhalten sollen. Auch würden Lehrkräfte mehrmals jährlich dazu angehalten, ihren Schülern Sicherheitsvorkehrungen auf Schulwegen nahe zu bringen. „Sie werden immer wieder sensibilisiert“, sagt Waggershauser. Dabei gehe es vor allem um Fragen wie etwa: „Wie ist das, wenn mich jemand anspricht? Wie reagiere ich?“
Polizeisprecher Simon Göppert erklärt, wie Eltern am besten mit dem Thema umgehen: „Sprechen Sie mit Ihren Kindern über solche Situationen und machen Sie klar, dass sie niemals zu fremden Menschen in ein Auto steigen sollen – auch wenn das Gegenüber mit Süßigkeiten, Kuscheltieren oder Geld lockt.“ Wichtig sei dabei jedoch, dass Eltern ihren Kindern keine Angst machen, sondern ruhig und sachlich bleiben.
„Sollte der Nachwuchs dann doch in eine solche Lage geraten, ist ein kühler Kopf am wichtigsten – Hilfe rufen, Passanten auf die Situation aufmerksam machen und der Polizei das Ereignis schildern!“ Dies solle mit möglichst mit vielen Details geschehen, damit die Beamten den Unbekannten schnell finden können.
Soll ich mein Kind nun mit dem Auto zur Schule fahren?
Darauf hat Christine Waggershauser eine klare Antwort: „Ich kann nur dafür plädieren – schickt eure Kinder zu Fuß zur Schule. Nur nicht allein.“ An der Grundschule Fischbach gebe es einen sogenannten Laufbus, den die Eltern selbst organisieren. Er habe einen Startpunkt, an dem sich die Kinder treffen und gemeinsam zur Schule laufen, so Waggershauser. „Gefährlicher ist es, seine Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen“, warnt die Schulleiterin. Denn zu Unterrichtsbeginn herrsche vor dem Gebäude dann ein noch größeres Chaos. „Die Autos parken überall und die Verkehrssituation ist unübersichtlich.“ Der Großteil der Eltern ist der Schulleiterin zufolge aber ohnehin vernünftig.