Die Kinder klatschen, hüpfen und singen lauthals mit. „Du doof“ rufen sie und zeigen auf Monster Mo, das in seinem Käfig hockt und grimmig schaut. Monster Mo steht für Mobbing-Monster. Der Schauspieler, Moderator und Musiker Tom Lehel hat es in den Theaterraum der Bodensee-Schule mitgebracht. Die dritten und vierten Klassen machen mit bei seiner Aktion „Wir wollen mobbingfrei“. Die meisten Schüler kennen Lehel aus der Sendung Kika Tanzalarm, vorher hat er im ZDF Tabaluga tivi moderiert.

Das Monster Mo hat Tom Lehel mit in die Bodensee-Schule gebracht.
Das Monster Mo hat Tom Lehel mit in die Bodensee-Schule gebracht. | Bild: Corinna Raupach

Auch über das Monster wissen sie schon einiges: „Mobbing ist, wenn man immer wieder zu einem anderen Kind geht und das schlägt oder blöde Sachen sagt“, sagt Lea. Mira ergänzt: „Mobbing ist, wenn mehrere auf einen gehen und den immer ärgern.“ Lehel geht noch weiter: „Monster Mo ist nicht nett, der stinkt, den braucht kein Mensch! Er ist in jedem Klassenzimmer, in jedem Lehrerzimmer und in jedem Büro und er wartet nur darauf, dass er raus kann.“

Lehel erzählt von eigenen Mobbing-Erfahrungen

Lehel erzählt den Kindern von sich selbst. „Ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn Monster Mo rauskommt, das ist nicht schön. Ich war ein bisschen dick und ich war grottenschlecht in Mathe und Fußball.“ Das hätten die Kinder aus der Parallelklasse leider auch gewusst. Er hat über seine Erlebnisse das Buch „Du doof“ geschrieben. Daraus liest er vor, wie ihn eine Gruppe größerer Schüler auf dem Weg zur Toilette abfing und bedrohte. „Stellt euch das vor, was würdet ihr dann machen?“

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Maxi antwortet: „An unserer Schule ist es so, dass man dann ‚Stopp‘ sagt.“ „Und wenn er darauf nicht reagiert?“ „Dann würde ich weglaufen.“ „Die sind größer und schneller als du.“ Anna hat noch eine Idee: „Da sind überall Klassenzimmer, da könnte man reingehen und um Hilfe bitten.“ Lehel bestätigt: „Nur, wenn eure Lehrer wissen, dass so etwas stattfindet, können sie euch helfen.“ Das habe nichts mit petzen zu tun.

Lehels Rezept gegen Mobbing lautet Respekt

Ob Monster Mo aus seinem Käfig rauskommt, entscheide niemand allein. „Wenn ihr zusammenhaltet, hat er keine Chance. „Schau hin, nicht weg“, so heißt der Schlüssel zum Käfig von Monster Mo“, sagt Tom Lehel. Sein Rezept dafür lautet Respekt: „Wir können nicht alle mögen, aber wir können zu allen fair und respektvoll sein. Denn jeder ist richtig, wie er ist. Lasst euch nie etwas anderes sagen!“ Auch dazu hat er einen Rap parat: „Du bist richtig“ rappt er vorne und die Kinder im Saal rappen mit Begeisterung mit.

Die Dritt- und Viertklässler der Bodensee-Schule sind mit Begeisterung dabei.
Die Dritt- und Viertklässler der Bodensee-Schule sind mit Begeisterung dabei. | Bild: Corinna Raupach

Die Langzeitrisiken von Mobbing in sozialen Netzwerken zeigt Lehel anhand eines Spontantheaters. Maxi ist im Stück 19 Jahre alt und hat ein Vorstellungsgespräch bei Herrn Gruber, Chef eines Dachziegelunternehmens und gespielt von Tom Lehel. Dieser hat gesehen, was Maxi im Internet hochgeladen hat. Warum er seinen Kumpel anstiftete, einen Fußball in ein Fenster zu schießen, warum er einem Geburtstagskind die Torte ins Gesicht schmierte und warum er jemanden auf der Toilette filmte, der das nicht wollte, will Gruber wissen. „Weil es Spaß gemacht hat“, antwortet Maxi. Den Job bekommt er nicht: „Ihr Sozialverhalten passt nicht zu uns“, sagt der Chef. Lehels Fazit: „Das Netz vergisst nichts.“

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Nach einem weiteren Hip-Hop-Song übernimmt Pädagogin Phedra Metz die Vertiefung. Erst sollen alle Erwachsenen, dann alle Kinder im Raum „Stopp!“ rufen. „Wenn ihr alle zusammen „Stopp“ ruft, ist das viel eindrucksvoller“, stellt sie fest. Auch bei anderen Übungen merken die Kinder, dass es gemeinsam einfacher ist, sich durchzusetzen.

Pädagogin Phedra Metz vertieft das Gehörte mit Übungen.
Pädagogin Phedra Metz vertieft das Gehörte mit Übungen. | Bild: Corinna Raupach

Den Kindern hat der Vormittag gefallen. „Es war lustig und nicht langweilig“, sagt Paul. Zoe und Raba fanden vor allem das Tanzen gut und David das Theaterstück. Frida hat viel gelernt, was sie vorher nicht wusste: „Wie man sich bei Mobbing verhält und wie Mobbing gar nicht erst anfängt.“

Veranstaltung wird von Betriebskrankenkassen unterstützt

Steffen Artmeier, Konrektor der Grundschule, ist froh, dass Mobbing nur selten ein Thema an der Bodenseeschule ist. Trotzdem findet er das Programm wichtig: „Jeder ist richtig, einzigartig und gut wie er ist, das leben wir auch an der Schule.“ Unterstützt wird die Veranstaltung von den Betriebskrankenkassen. Cathrin Ley von der BKK ZF & Partner sagt: „Es ist uns wichtig, dass es in der Gesellschaft einen respektvollen Umgang miteinander gibt, da kann in der Grundschule der Grundstein gelegt werden. Es geht uns um Prävention nicht nur für die leibliche, sondern auch für die psychische Gesundheit.“

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Tom Lehel ist das Präventionsprogramm auch ein persönliches Anliegen. Als eins seiner Kinder gemobbt wurde, erinnerte ihn das an seine eigenen Kindheitserlebnisse, erzählt er. „Ich habe dann mit den Lehrern und Schülern gesprochen und mein erstes Buch geschrieben, aber ich habe nicht gewusst, dass das so ein Riesenthema ist.“ Er recherchierte, gründete die Stiftung ‚Mobbing stoppen! Kinder stärken!‘, nahm Kontakt zu Wissenschaftlern und Pädagogen auf und erweitert sein Programm ständig. „Ich werfe alles, was ich kann, auf das Thema“, sagt er. Jetzt hofft er, dass seine Anregungen auch eine bleibende Wirkung haben.