Mit 180.000 Euro fördert das Land in diesem Jahr das Kulturhaus Caserne als soziokulturelles Zentrum. „Wir sind froh, dass wir das geschafft haben“, freut sich Claus Michael Haydt. Lange habe man darum gerungen, ins Programm aufgenommen zu werden, erklärt der Caserne-Geschäftsführer am Dienstag bei einem Pressegespräch. Der Lohn für eine „Erfolgsgeschichte“, so Haydt.

Jetzt kann das Kulturhaus im Fallenbrunnen mit dem jährlichen Zuschuss fest rechnen. Die Hälfte dessen, was die Stadt Friedrichshafen überweist (360.000 Euro), zahlt das Land obendrauf. Damit verfügt die Caserne in diesem Jahr erstmals in ihrer 27-jährigen Geschichte über einen Etat von mehr als einer halben Million Euro. Viel Geld, das weiterhin in ein vielfältiges Programm fließt.
Über 200 Veranstaltungen trotz Corona
Wie gut das selbst in den zwei Corona-Jahren war, wollen Haydt und seine Mannschaft von der Kulturhaus Caserne GmbH mit ihrer Bilanz öffentlich vermitteln. Rund 11.700 Besucher bei 244 Veranstaltungen listet er für 2021 auf. Dazu fünf Ausstellungen, wobei doppelt so viele organisiert waren. Mit diesen Besucherzahlen rangierte die Caserne im vergangenen Jahr unter den Top 10 im Land, so Haydt. Selbst 2020 wurden trotz langer Lockdowns knapp 8800 Gäste bei etwas mehr als 200 Veranstaltungen und sieben Ausstellungen gezählt. Zum Vergleich: Vor Corona waren es im Jahr 2019 rund 25.500 Besucher bei 232 Veranstaltungen und zehn Ausstellungen.

Seit dem Wegfall jeglicher Beschränkungen für Kulturstätten im Mai dieses Jahres läuft das Programm auf Hochtouren, egal ob für Jung oder Alt, ob Poetry-Slam oder Benefizkonzert, Theatertage, Open-Air-Konzerte, Kultur-Campus und FAB-Festival, Galerie- oder Zirkuskunst. Claus Michael Haydt ist zudem stolz darauf, dass die Caserne oft als einzige B-Location auf dem Tourneeplan bekannter Künstler steht, so wie bei Milky Chance oder Alice Merton. „Wir kommen gern der Forderung junger Leute nach mehr Konzerten oder Club-Veranstaltungen nach“, sagt er. Den Vorwurf ‚Friedhofshafen‘ könne man eigentlich ad acta legen.

Für all das gebe es „Rückenwind von der Stadt“, erklärte Kulturbürgermeister Andreas Köster. Die Caserne im Kreativquartier Fallenbrunnen sei „die wichtigste Kulturstätte überhaupt“ in Friedrichshafen. Mit der Gründung der Kulturhaus Caserne GmbH 2019 nach fast 25 Jahren rein ehrenamtlichen Wirkens habe man gemeinsam einen wichtigen Schritt in Richtung Professionalisierung gemacht. Trotz Corona, Krieg oder Energiekrise sei es vielleicht gerade jetzt wichtig, weiter an dieser Entwicklung zu schrauben.
Sanierung lässt noch auf sich warten
Dass das alles andere als einfach wird, wissen Köster und die Kultur-Macher nur zu gut. Die Caserne mit ihrem „morbiden Charme“, der im Prinzip auch erhalten bleiben soll, so der Bürgermeister, steckt mitten in dringend nötigen Sanierungen. Manches gehe nicht schnell genug, räumte Köster ein. Der Gemeinderat hat bereits vor zwei Jahren 4,5 Millionen Euro für erste Arbeiten bewilligt. Viel passiert ist bisher nicht, sieht man von der WC-Anlage ab, die binnen sechs Wochen in Eigenregie erneuert wurde. Das neue Zuschauerdach im Innenhof hat der Bund finanziert.

Claus Michael Haydt hofft, dass die Planungen im Rathaus bis Jahresende abgeschlossen sind und es im nächsten Jahr „hoffentlich“ mit dem Bau losgehen kann. Immerhin sei das Caserne-Team inzwischen „Teil des Prozesses“, werde planerisch einbezogen, habe Einfluss bei der Aufteilung der Räume. Der erste große Schritt soll die Neugestaltung des Längsflügels zur Straße hin werden und damit der Eingangsbereich zum Innenhof. „Wir wollen das Gebäude ein Stück weit öffnen, mit einer Glasfront mehr Sichtbarkeit schaffen“, erklärt der Caserne-Chef.

Weitere Herausforderungen warten. Energetisch seien die Gebäude eine Katastrophe, was zunehmende Sorgenfalten mit Blick auf Strom- und Heizkosten verursacht. In der Nachbarschaft rückt die Wohnbebauung immer näher. Ohne Schallschutz drohe „großes Konfliktpotenzial“. Ein dritter Fluchtweg ist nötig, um das derzeit verordnete Limit von 2000 Besuchern zu knacken. Dagegen nimmt sich das Projekt Sitzinsel für den Innenhof fast harmlos aus. Bereits im vergangenen Jahr hat die Caserne Spenden dafür eingeworben. Jetzt haben sich die Kosten auf zirka 80.000 Euro fast verdoppelt.

Haydt rechnet mit einer Bauphase von zirka fünf Jahren, und das bei laufendem Betrieb. So lange werden die Räume für das Kino „Studio 17“ und die Disco Metropol, die vor zwei Jahren hauptsächlich wegen Mängeln beim Brandschutz gesperrt wurden, wohl geschlossen bleiben, klang am Dienstag durch. So ganz hat man im Kulturhaus die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Interimslösungen möglich sein könnten.
Kino-Gastspiel für mindestens drei Jahre
Beim Kulturverein Caserne, der das Kino verantwortet, richtet man sich jedenfalls auf ein mindestens drei Jahre dauerndes Gastspiel im „Cinema“ des Karl-Maybach-Gymnasiums ein, wie David Riedl erklärte. In wenigen Tagen wird die neue, leihweise beschaffte Technik im KMG-Kinosaal eingebaut, danach die Filmvorführer eingewiesen. Im Oktober soll das Programm starten. „Wir freuen uns darauf“, sagt Regine Ankermann nach so langer Kino-Pause.