Vor acht Jahren beschloss der Gemeinderat einen Rahmenplan für die Friedrichstraße, wie der frühere „Prachtboulevard“ städtebaulich weiterentwickelt werden könnte. Eine darin formulierte Idee war, auf dem Areal des früheren Schlossgarten-Hotels ein Hochhaus als Pendant zum Orion-Hochhaus in der Stadtmitte zuzulassen. Diese Pläne will das Netzwerk für Friedrichshafen, das damals noch nicht mit am Ratstisch saß, verhindern.

„Wir halten ein Hochhaus an dieser Stelle für absolut unpassend und schädlich“, erklärt Gemeinderat Philipp Fuhrmann laut einer Pressemitteilung. Das würde die Silhouette der Stadt, die im Westen durch die Türme der Schlosskirche geprägt ist, verschandeln. Außerdem halte das Netzwerk die Verkehrsanbindung des geplanten Hochhauses an dieser schwer einsehbaren Ecke für nicht lösbar, ohne dass ein Unfallschwerpunkt entsteht.
Überlegungen für ein Gebäude, das bis zu 13 Stockwerke und eine Höhe von über 40 Meter haben könnte, sollten daher „nicht weiterverfolgt werden“. Aus diesem Grund hat das Netzwerk bereits im November einen Antrag in den Gemeinderat eingebracht mit dem Ziel, „städtebauliche Überlegungen zur Errichtung eines Hochhauses auf dem Gelände des ehemaligen Schlossgarten-Hotels zu beenden“. Der soll voraussichtlich im Januar im Gemeinderat behandelt werden.
Hintergrund des Antrags ist, dass der Gemeinderat zuletzt im Oktober 2019 im Ausschuss Planen, Bauen, Umwelt mit knapper Mehrheit beschlossen habe, die Hochhaus-Pläne an dieser Stelle weiter zu verfolgen. Das Netzwerk lehnte die Pläne bereits hier ab. Allerdings sei in dieser Sitzung auch vereinbart worden, vor weiteren Planungsschritten die Bürger zu beteiligen, was bisher nicht stattfand, heißt es in der Pressemitteilung. Vor allem die betroffenen Anwohner in der Friedrichstraße und in der Oranienstraße sollten sich dazu äußern dürfen.
Genau das sei vorgesehen, teilt das Rathaus auf Anfrage mit. Demnach plant die Stadt eine Bürgerinformation, wenn der Rahmenplan West ab der Olgastraße fortgeschrieben werden soll. Diese könne allerdings erst dann stattfinden, wenn öffentliche Veranstaltungen wieder möglich sind.
Projektentwickler kommen aktuell nicht weiter
Eigentümer des Schlossgarten-Areals ist seit 2016 die OS2K Projekt GmbH aus Friedrichshafen. Wie Gesellschafter Michael Kling auf Anfrage erklärt, müsse zunächst der Rahmenplan „stehen“, bevor Projektideen reifen können – und die sehen ein Hochhaus an dieser Stelle vor, wenn das baurechtlich erlaubt wird. Vorgesehen sei aber zunächst ein Architektenwettbewerb, bevor ein Bebauungsplan erstellt wird. „Im Moment stockt das Verfahren“, so Kling. Deshalb habe man den Mietvertrag mit dem Landratsamt, das das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft nutzt, bis zum Jahr 2022 verlängert.