Wohin rollt der Stadtverkehr? Am Ende dieses Jahres gibt es eine Zäsur. Dann läuft der Betriebsvertrag mit dem heutigen Dienstleister aus, der Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB). Wie es danach weitergeht, wird gerade festgezurrt. Bereits im vergangenen Jahr wurde der Auftrag neu ausgeschrieben.

Ein Drittel mehr Buskilometer als 2019

Mehr Linien? Mehr Busse – vor allem ohne Dreck am Auspuff? Eins steht fest: Es wird ein neues Linienkonzept geben. „Das wird voraussichtlich Mitte 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt“, erklärt Sebastian Dix, Sprecher der Stadtverkehr Friedrichshafen GmbH (SVF), auf Anfrage unserer Zeitung. Welche Änderungen das mit sich bringt, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Das Angebot soll ab 2024 ausgebaut werden, denn in der Ausschreibung ist von 2,2 Millionen Buskilometern im ersten Betriebsjahr die Rede. Das ist etwa ein Drittel mehr als 2019.

Aktuell sind 24 Busse auf 17 Linien in Friedrichshafen unterwegs. Bis auf zwei Hybridbusse fahren alle anderen mit Dieselkraftstoff. Auch das wird sich zwangsläufig ändern. Mit der Neuausschreibung des Vertrags greifen neue rechtliche Rahmenbedingungen. Eine heißt: Der Stadtverkehr muss 25 Prozent künftig in Eigenleistung erbringen. Bisher fahren die „Silberpfeile“ mit den Bussen und dem Personal der RAB.

Bei einem Bahngipfel in Friedrichshafen geht es um Projekte, die Bahn und Stadt betreffen: Bahnhofsvorplatz, RAB-Gelände.
Bei einem Bahngipfel in Friedrichshafen geht es um Projekte, die Bahn und Stadt betreffen: Bahnhofsvorplatz, RAB-Gelände. | Bild: Wieland, Fabiane

Aus diesem Grund beschloss der Gemeinderat im Sommer 2021, dass der Stadtverkehr einen eigenen Bus-Betriebshof baut, den das neue – oder alte – Subunternehmen dann ab 2024 nutzen muss. Heute parken die Busse auf dem RAB-Gelände hinterm Stadtbahnhof an der Eugenstraße. Als Standort für den neuen Betriebshof wurde der Messeparkplatz P7 bestimmt.

Plan geht nicht mehr auf

Doch dieser Plan geht nicht mehr auf. „Den Betriebshof wird es zum 1. Januar 2024 nicht geben“, bestätigt Sebastian Dix auf Anfrage unserer Zeitung. Das Projekt sei zunächst aufgeschoben, nicht aufgehoben. Der neue Betriebshofs hätte bis zum Ende des Jahre fertig sein müssen. Das sei „zeitlich nicht lösbar“, so Dix. Dabei war schon im Sommer 2021 klar, dass der Neubau an diesem Standort mehr als ambitioniert ist. Die Fläche ist Teil des Hochwasserschutzkonzepts der Stadt und kollidiert außerdem mit den Trassenplänen für die B 30.

Noch ist die Schranke geschlossen: Auf dem Messeparkplatz P7 waren am Dienstag die Vorbereitungen für die Eröffnung des ...
Noch ist die Schranke geschlossen: Auf dem Messeparkplatz P7 waren am Dienstag die Vorbereitungen für die Eröffnung des Schnelltestzentrums am Mittwoch bereits getroffen. | Bild: Lena Reiner

Wie will der Häfler Stadtverkehr dann aber seine Eigenleistungen erfüllen? „Durch den Ankauf von Bussen“, so Dix. Das war ohnehin geplant. Denn schon vor zwei Jahren hieß es im Gemeinderat, dass der SVF künftig auch einen Teil der Busflotte – und die dafür nötigen Tankstellen – stellen muss, um auf die 25-Prozent-Quote zu kommen. Da war bereits die Rede von „einer bestimmten Anzahl“ an Elektro- oder Wasserstoffbussen.

Halbe Busflotte muss künftig sauber sein

Wie viele Fahrzeuge ohne CO2-Ausstoß die Stadtverkehrsgesellschaft ab 2024 auf die Straße schicken will, sagt der SVF-Sprecher nicht. Aber er verweist darauf, dass man sich an den „Clean Vehicle Directive“ halten muss. Der schreibt vor, dass 45 Prozent der Busflotte künftig saubere Fahrzeuge sein müssen. Bei aktuell 24 Stadtbussen wäre das also 11 saubere Busse. Wirklich emissionsfrei muss allerdings nur die Hälfte davon sein. Das entspräche sechs Fahrzeugen, die mit Strom oder Wasserstoff fahren. Die restlichen fünf können Dieselbusse sein, wie sie heute schon in Friedrichshafen auf der Strecke sind. Nur müssen sie dann mit synthetischem Kraftstoff getankt werden. Der Rest der Flotte dürfte vorerst weiter mit Dieselkraftstoff fahren.