Das Rennen um den Oberbürgermeister-Posten läuft: Kandidat Johannes Henne ist seit rund drei Wochen mit seiner Veranstaltungsreihe ‚Henne hört hin‘ in und um Friedrichshafen unterwegs. Sein Herausforderer Simon Blümcke zieht nun nach: Unter dem Motto „Blümcke auf Empfang“ kommt er am Dienstagabend mit Häflern zum Thema Krankenhausmisere, Pflegenotstand und Fachärztemangel ins Gespräch und setzt sich bereits jetzt mit den Herausforderungen auseinander, welchen er als OB begegnen wird.

Knapp 40 interessierte Zuhörer finden sich im Café City des Gemeindepsychiatrischen Zentrums (GPZ) ein, ein paar Sitzplätze bleiben frei. „Zugegeben – das Strandbad Fischbach ist bei diesen Temperaturen heute wohl meine größte Konkurrenz“, scherzt Blümcke.

Simon Blümcke ist amtierender Erster Bürgermeister der Stadt Ravensburg.
Simon Blümcke ist amtierender Erster Bürgermeister der Stadt Ravensburg. | Bild: Kley, Denise

„Heute geht es um Lösungsansätze“

Auf den Tischen liegen Karten: „Vorfahrt für Friedrichshafen“ und „Stop in Friedrichshafen“ ist darauf zu lesen. Auf der Rückseite können die Bürgerinnen und Bürger Anregungen und Ideen anbringen – aber auch auf Missstände hinweisen. „Rund 100 Karten habe ich von Bürgern bereits bekommen. Und auf jeder sechsten Karte wurde die kommunale Gesundheitspolitik thematisiert“, erläutert Blümcke. „Das ist ein Thema, das alle angeht. Deshalb werden die Floskeln unter den Tisch gepackt, heute geht es um Lösungsansätze.“ Anstatt sich nur bei den Bürgern vorzustellen, ist seine Wahlkampfstrategie: Inhalte, Inhalte, Inhalte. „Ich möchte mit den Menschen jene Themen behandeln, die sie bewegen.“

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Ein Zuschauer aus dem Publikum berichtet, dass sein Hausarzt vor ein paar Jahren in Rente ging. Er habe bei acht Hausärzten angerufen, keiner hatte Kapazität, ihn aufzunehmen. Blümcke punktet mit Sachkenntnis. „Gemäß der kassenärztlichen Vereinigung ist der Versorgungsgrad hier bei 103 Prozent. Auf dem Papier ist man also überversorgt“, sagt er. Was jedoch nicht das Problem löse, im Gegenteil: „Die Demografie wird uns überrollen, ein großer Teil der derzeit noch praktizierenden Ärzte wird in den kommenden Jahren in Rente gehen. Darauf müssen wir uns vorbereiten.“

Blümcke plädiert für Versorgungszentrum

Und wie könnte das aussehen? Blümcke plädiert für ein medizinisches Versorgungszentrum, welches zum Beispiel genossenschaftlich organisiert ist. Das würde auch teilweise das Problem des drohenden Ärztemangels beheben, denn die junge Ärztegeneration habe häufig andere Vorstellungen vom Berufsleben als in der Vergangenheit, wie Blümcke ausführt. „Sie legen besonderen Wert auf geregelte Arbeitszeiten und bevorzugen oft Teilzeitarbeit.“ Moderne Ärztehäuser und Versorgungszentren könne junge Ärzte in die Region locken.

„Wir müssen Friedrichshafen attraktiv gestalten – für alle Fachkräfte.“ Denn nicht nur der Ärztemangel sei ein Problem, auch Pflegepersonal sei rar. „Die Pflegekräfte müssen in den Krankenhäusern in den Mittelpunkt gestellt werden. Die Pflege ist kein Beiwerk der Krankenhäuser – sie ist wesentlich und muss wertgeschätzt werden. Das bedeutet auch, dass das vorhandene Pflegepersonal gut behandelt wird und im Betrieb gehalten wird.“

Simon Blümcke vor rund 40 Zuhörern am Dienstagabend.
Simon Blümcke vor rund 40 Zuhörern am Dienstagabend. | Bild: Christian Schilling

Mehr Tagespflegestellen schaffen

Ein weiterer Bürger meldet sich zu Wort. Er ist ein pflegender Angehöriger und habe Probleme, fachliche und pflegerische Unterstützung zu finden. Er renne von Tür zu Tür, auch bei der Stadt, aber bekomme keine Hilfe, klagt er. Blümcke bietet ihm an, dass er ihm nach der Veranstaltung helfe, einen Ansprechpartner zu finden. „Man könnte es beim Seniorenbeirat versuchen“, schlägt Blümcke vor. Doch das eigentliche Grundproblem sei ein anderes: „Pflegende Angehörige bekommen viel zu wenig Anerkennung, dabei leisten sie unglaubliches und wir als Gesellschaft müssen denjenigen dankbar sein.“ Seine Idee: Es müssen in Friedrichshafen vermehrt Tagespflegestellen geschaffen werden. „Dann können Sie, als Angehörige, auch mal durchschnaufen.“

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Netzwerke implementieren

Man merkt: Blümcke ist bei diesem Thema in seinem Element. Derzeit amtiert er noch als Erster Bürgermeister in Ravensburg und leitet das Dezernat II der Stadt Ravensburg. Hier ist er unter anderem zuständig für die Altenhilfe sowie die Stiftung Bruderhaus und die Stiftung Heilig-Geist-Spital und ist stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats beim Klinikverbund Oberschwabenklinik (OSK). Er spricht sich auch dafür aus, Netzwerke zu implementieren, zum Beispiel mit anderen Kliniken in St. Gallen und Ulm. Er möchte eine regelmäßig stattfindende Gesundheitskonferenz ins Leben rufen. „Netzwerke müssen gepflegt werden und der ständige Austausch ist elementar wichtig“, betont er.

Neben der kommunalen Gesundheitspolitik hat Simon Blümcke noch weitere Schwerpunkte im Blick. Seine nächste Veranstaltung dreht sich beispielsweise um das Thema „Sicherheit in der Stadt“.