Pro Aufenthalts-Verbot: Wir sitzen genug
Spaziergänge: ja, Aufenthalte: nein. So sieht es eine Allgemeinverfügung der Stadt aktuell für die vermutlich beliebtesten Bereiche in Friedrichshafen – jene am See – vor. Natürlich lässt sich ein Sitzplatz auch mit Abstand suchen. Und natürlich lässt es sich auch im Bogen an sitzenden Menschen vorbeilaufen. Wenn aber genau da, wo Aufenthalte jetzt verboten sind, gesessen werden dürfte, wären schnell so viele Menschen gleichzeitig dort, dass die Sache mit dem Abstand eben doch nicht mehr so einfach wäre. Mancher mag sich durch das Aufenthaltsverbot über Gebühr gemaßregelt fühlen. Wenn sich eine Komplettsperrung so aber vermeiden lässt, kann das nächste unbewegte Sonnenbad doch warten – oder eben woanders stattfinden. Sitzen werden viele gerade ohnehin genug. (böm)
Contra Aufenthalts-Verbot: Denkt an alle
Das Kontaktverbot ist wichtig, um Leben zu schützen und freilich sollten wir uns daran halten. Doch nicht alle Maßnahmen, die nun ergriffen werden, sind verhältnismäßig. Das Verweilverbot in nahezu allen Grün- und Erholungsflächen schießt über das Ziel hinaus. Es diskriminiert viele Bevölkerungsgruppen – Ältere, Gehandicapte oder Familien mit Kindern. Denn: nicht alle können ohne Pause im Stechschritt durchmarschieren. In der Innenstadt leben viele solche Menschen auf engem Raum. Gebt denen den Uferpark zurück! Das wahrt den sozialen Frieden. Wer glaubt, dass es nicht ohne Verweilverbot geht, sollte mal den Häfler Wochenmarkt besuchen: hier schaffen es Menschen selbst auf engem Raum rücksichtsvoll aneinander vorbei zu kommen – trotz Pausenmöglichkeiten. (sab)