Wer noch einen letzten Blicken auf das historische Waschhaus werfen will, sollte sich beeilen. Denn der Abriss des Klinkerbaus auf dem RAB-Gelände hinter dem Bahnhof schreitet voran. Eine Wand ist schon vollständig aufgerissen. Der Anblick ins Innere des Hauses sorgt bei Philipp Fuhrmann für Frust. Über Jahre hatte der Stadtrat vom Netzwerk für Friedrichshafen für den Erhalt des Gebäudes gekämpft.
Waschhaus hätte ein „Vorzeigeprojekt“ werden können
„Beim Abbruch hat sich die völlig intakte 130-jährige Bausubstanz dieses hervorragenden Gebäudes noch einmal in voller Schönheit und unvergleichlichem Charme gezeigt“, schreibt Fuhrmann in einer Mail, die dem SÜDKURIER vorliegt, an die Deutsche Bahn. Der Bahn gehört das Gelände, auf dem das Waschhaus steht. Genutzt wird es als Bus-Depot des Regionalverkehrs, durch den Abriss entsteht zusätzlicher Platz dafür.

Wenn es nach Fuhrmann geht, hätte das Waschhaus besser genutzt werden können: „Was für ein Vorzeigeobjekt hätte man daraus entwickeln können. Bahn und Stadt hätten sich sehr leicht Lorbeeren verdienen können“, schreibt er. Fuhrmann hatte viele Ideen für eine weitere Nutzung des Gebäudes, etwa einen Club oder ein Pflanzenhaus.
Fuhrmann sieht Nachholbedarf in der Urbanisierung
Daraus wird jetzt nichts. Ohne Not habe die Bahn ein wunderbares Gebäude eliminiert, schreibt Fuhrmann. Schon im Mai 2024 hatte die Bahn erklärt, dass es keine Möglichkeit gäbe, das Gebäude an die Stadt zu verkaufen. Die Stadt selbst zeigte sich auch nicht daran interessiert, das nicht unter Denkmalschutz stehende Gebäude zu erhalten. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER nennt Fuhrmann diese Entwicklung ein Sinnbild für die fehlende Städteplanung in Friedrichshafen: „Am Beispiel Waschhaus ist deutlich zu erkennen, dass wir erheblichen Nachholbedarf in der Urbanisierung haben.“

Die Bahn sei bei der Städteplanung generell beratungsresistent, so Fuhrman – und damit verantwortlich für großen kulturellen Verlust in Deutschland. In seiner Mail an die Deutsche Bahn schreibt er, der Stadt und den Bürgern sei durch den Abriss des Waschhauses großer kultureller Schaden zugefügt worden. Jetzt helfe nur noch, zusammen mit der Stadt einen Plan zu entwickeln, der den Erhalt des übrigen Bestandes zum Ziel habe.