Diktatur! Abgekartetes Spiel! Am Dienstagabend schleuderten einige der 50 Badegäste Gemeinderätin Christine Heimpel so manch heftigen Vorwurf entgegen. Der Grund: Sie sind unzufrieden mit Umbauplänen am Strandbad Friedrichshafen. Im Rahmen der Maßnahmen soll das Ufer renaturiert werden. Steinstufen sollen einem Strand weichen, Bäume verpflanzt werden. Das will die „Bürgerinitiative für Erhaltung der intakten Sitzstufen mit funktionalen Geländern und Erhaltung der Bäume“ verhindern. Heimpel, die als einzige Vertreterin des Rats zum Treffen der Initiative gekommen war, bekam beim Austausch vor Ort den Unmut der Menge ab.

Besonders dass die Treppe am Strandbad ihn ihrer momentanen Form verschwinden soll, erregt die Gemüter.
Besonders dass die Treppe am Strandbad ihn ihrer momentanen Form verschwinden soll, erregt die Gemüter. | Bild: Benjamin Schmidt

Debatte schon im Mai

Ein Rückblick: Bereits seit Ende Mai formiert sich Widerstand im Strandbad gegen die Baupläne. Damals stellten Vertreter der Verwaltung sowie des zuständigen Planungsbüros vor Ort das Vorhaben vor. Das hatte der Gemeinderat bereits Ende Februar mehrheitlich verabschiedet. Die marode Uferbefestigung soll demnach abgerissen werden, das Ufer abgeflacht. Ziel ist es, Vorgaben zum Gewässerschutz zu entsprechen sowie die Anlage barrierefrei zu gestalten.

Doch die aktuellen Pläne würden das Ende der Betonstufen bedeuten, die bislang ins Wasser führen. Als Ersatz sind zwar Holzdecks sowie zwei- oder dreireihige Stufen aus Naturstein am abgeflachten Ufer vorgesehen. Doch das führt zu einem Verlust an Aufenthaltsqualität aus Sicht der Kritiker. Zudem sehen die Pläne vor, alte Bäume in der Nähe des Strandbad-Kiosks zu verpflanzen. Die Befürchtung der Badegäste: Die großen Gewächse könnten bei einer Verpflanzung sterben. Auch grundsätzlich sind sie nicht vom Plan begeistert, das Ufer abzuflachen. Wind und Wellen könnten Unrat anschwemmen, auch Geruchsbelastung erwarten sie.

So könnte das Strandbad künftig mal aussehen.
So könnte das Strandbad künftig mal aussehen. | Bild: Stadt Friedrichshafen

Nicht alle wissen, was geplant ist

Bereits beim ersten Termin äußerten die Vertreter der Stadt und des Planungsbüros die Bereitschaft, einige Kritikpunkte in der Planung zu berücksichtigen. Davon schienen aber nicht alle Anwesenden beim zweiten Treffen im Bad zu wissen. Tatsächlich stellte sich heraus, dass manche von ihnen die vorliegenden Pläne überhaupt nicht kennen. Christine Heimpel: „Offensichtlich reden hier teilweise die Menschen über etwas, das sie noch nicht gesehen haben.“ Sie warb dafür, dass sich einige der Kritiker zunächst mit dem vorliegenden Konzept befassen.

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Im weiteren Verlauf des Austauschs beruhigten sich die Gemüter etwas. Maria Mayer, Mitbegründerin der Bürgerinitiative, sagte gegenüber dem SÜDKURIER: „Auch uns ist es wichtig, dass das Strandbad Barrierefreiheit bekommt – so bald wie möglich.“ Gleichwohl warb sie für den Erhalt der Steinstufen sowie den Erhalt der Bäume am bisherigen Standort. Dem pflichtete auch Jürgen Legner bei, der sich ebenfalls in der Initiative engagiert. „Dass die Bäume verpflanzt werden sollen, das versteht hier keiner.“ Auch monierte er einen etwaigen finanziellen Aufwand, um die geplanten Holzplattformen instandzuhalten.

Marion Mayer (Mitte) und Jürgen Legner wehren sich mit einer Initiative gegen das Bauvorhaben der Stadt.
Marion Mayer (Mitte) und Jürgen Legner wehren sich mit einer Initiative gegen das Bauvorhaben der Stadt. | Bild: Benjamin Schmidt

Stadträtin Christine Heimpel motivierte die Kritiker, sich für ihr Anliegen zu engagieren. „Formieren Sie sich, nutzen Sie Ihre Rechte als Bürgerinnen und Bürger.“ Das wollen die Mitglieder der Initiative nun tun, wie Maria Mayer auf Nachfrage bestätigt. Zwar planen sie bislang nicht, einen Bürgerentscheid in der Sache anzustreben. „Zunächst wollen wir uns in der Bürgerfragestunde bei der nächsten Sitzung des Gemeinderats äußern.“ Der ist am Montag, dem 26. Juni. An diesem Termin wollen sie die Ratsmitglieder zu einem gemeinsamen Besuch ins Bad einladen. Auch eine „detaillierte, schriftliche Formulierung“ wollen sie vorbereiten sowie Unterschriften sammeln, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Das Ziel der Initiative sei nicht, dagegen zu sein, so Mayer weiter. „Wir wollen fundierte Vorschläge einbringen.“ Damit erteilte sie auch denjenigen Kritikern eine Absage, die sich mit pauschalen Vorwürfen gegen Heimpel und den Stadtratsbeschluss richten.

Das sagt die Stadt

Und wie positioniert sich die Stadtverwaltung zur Angelegenheit? Sprecherin Andrea Kreuzer schreibt auf Anfrage: „Die von den Bürgern hervorgebrachten Anregungen und Kritiken werden in der weiteren Planung geprüft und wenn möglich mit umgesetzt.“

Allerdings gibt sie auch zu bedenken: „Der Auslöser für die Renaturierung des Ufers sind stark beschädigte Mauern und zum Teil auch die Stufenanlagen, die dringend saniert werden müssen.“ Eine 1:1-Sanierung sei aus rechtlichen Gründen nicht genehmigungsfähig. Auch die Umpflanzung der Bäume stehe im Zusammenhang mit der Renaturierung des Uferbereichs. Sollten sie nicht umgesetzt werden, werde die Zugänglichkeit an den See erschwert oder wäre nicht mehr wie bisher möglich. „Das Thema der Bäume wurde bereits mit den Fachbehörden beim Landratsamt und im Regierungspräsidium ausgiebig besprochen, die die dadurch notwendigen Ufermodellierungen und Steinsetzungen für nicht genehmigungsfähig halten.“ Kreuzer verspricht allerdings: „Es wird jedoch nochmals in diesem Kreis erörtert.“