Als Barbara Morsch Caspari vor fünf Jahren mit ihrem zweijährigen Sohn von Brasilien nach Schnetzenhausen zog, konnte sie weder Deutsch noch nähen. Ende März nun eröffnet sie, mit Unterstützung ihrer ebenfalls aus Brasilien stammenden Freundin Arielle Keller Brunatto, ein Geschäft mit selbst genähter Kinderkleidung, einer eigenen Spielzeugmarke und weiterem Spielzeug, selbst entworfenen Stoffen und Schnittmustern.
„In Brasilien habe ich im Marketing gearbeitet, ohne Sprachkenntnisse hatte ich hier in diesem Beruf natürlich keine Chance“, erzählt die 28-Jährige, während sie die selbst entworfene und genähte Kinderkleiderkollektion in die Regale ihres zukünftigen Ladens räumt. „Also habe ich mich am deutschen Markt umgesehen, was so geht.“ Schnell habe sie herausgefunden, dass pfiffig gemachte Kinderkleidung über die sozialen Medien reißenden Absatz findet. Also kaufte sie eine Nähmaschine und suchte eine Näherin, die ihr die Grundkenntnisse beibrachte.
Mann und Sohn packen mit an
„Mein Mann ist Ingenieur. Ich habe ihm erzählt, was ich haben will und er hat die Schnittmuster für mich gezeichnet“, sagt Barbara Morsch Caspari. „Das war verrückt, aber er war super, und mein Sohn war mein Modell.“ Sie vertrieb die Sachen über Pop-up-Stores im Bodenseecenter, auf der Messe, beim Kulturufer und über soziale Medien. Bald wollte sie auch eigene Stoffe haben und fing an, über neue Muster nachzudenken.
Dann lernte sie die ebenso kreative Arielle Keller Brunatto kennen. Beide verstanden sich auf Anhieb und arbeiten seither zusammen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal einen Laden in der Nähe von Schule und Kindergarten finden würde“, sagt sie. Aber als das Geschäft in der Schnetzenhauser Straße frei wurde, griff sie zu und jetzt zieht „Mimor Kids“ dort ein.
Vom Strampler aus dem Lieblingsstoff bis zur schmaleren Hose: Zusammen mit zwei Näherinnen will die 28-Jährige im Laden jeden Wunsch erfüllen. Arielle Keller Brunatto ist dabei die Frau hinter „Mimor Fabrics“: Sie kümmert sich im Laden und online um die Stoffe und aquarelliert eigene Muster, die dann in Brasilien von zwei Designerinnen umgesetzt werden. Hergestellt werden die Stoffe in der Türkei. „Weil die Fabrik die beste Qualität liefert“, sind sich die Frauen einig. Nur, was höchsten Ansprüchen gerecht wird, soll es ins Sortiment schaffen. Das gilt auch für das Spielzeug, das Barbara Morsch Caspari in ganz Europa zukauft.
Zuschnitt bleibt Chefinnensache
Längst schafft sie es nicht mehr, alles selbst zu nähen. Aber der Zuschnitt jedes einzelnen Teils ist noch immer Chefinnensache. „Da hat jeder seine eigene Methode und ich möchte, dass die gleiche Größe, egal ob für null oder für zehn Jahre, auch immer genau gleich ausfällt“, erklärt sie.