Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Bundestagsabgeordneter gegen zwei Uhr nachts eine Pressemitteilung versendet. Martin Gerster (SPD) tat es, als die Entscheidung im Haushaltsausschuss gefallen war: Der Bund zahlt 15 Millionen Euro, um das Wrack der „Landshut„ in Friedrichshafen auszustellen.
Damit endet ein drei Jahre währendes Hickhack um die Lufthansa-Maschine, die 1977 von Terroristen entführt und nach fünftägiger Geiselnahme von über 80 Passagieren und Crewmitgliedern in Mogadischu (Somalia) von Spezialkräften der GSG 9 befreit wurde. Im September 2017 kam das Wrack, das bis dahin auf einem Flugzeugfriedhof in Brasilien vor sich hin rottete, nach Friedrichshafen. Seither lagert es in einem Hangar am Bodensee-Airport, wo es restauriert und eigentlich schon 2019 ausgestellt werden sollte. Stattdessen wurde darum gestritten, wer die Betriebskosten für ein „Landshut„-Museum zahlt.

David Dornier, damals Direktor des Dornier-Museums in Friedrichshafen, wollte dem zeitgeschichtlich bedeutenden Wrack neben dem Museum für Luft- und Raumfahrt Raum für eine eigene Ausstellung geben. Weil er aber die Betriebskosten nicht übernehmen wollte und die Stadt Friedrichshafen abwinkte, ließ Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) andere Standorte prüfen.
Zuletzt war das militärhistorische Museum in Berlin-Gatow im Spiel. Mit der Entscheidung des Haushaltsausschusses hadert Grütters Haus: „Aufgrund unserer langjährigen Erfahrungen mit Friedrichshafen sehen wir diesen Standort skeptisch“, antwortet ein Sprecher auf Anfrage. Doch die Kulturstaatsministerin ist aus dem Spiel – und David Dornier wieder dabei.
Erinnerungsort gegen den Terror
Zuständig ist nun das Bundesinnenministerium, denn die 15 Millionen Euro fließen über die Bundeszentrale für politische Bildung an den Bodensee. Damit ist wohl auch der Auftrag verbunden, mit dem „Landshut„-Museum einen Erinnerungsort gegen den Terror und dessen Bekämpfung zu schaffen.
Auch die Betriebskosten sind nun mit 7,5 Millionen Euro für zehn Jahre zumindest anteilig gesichert, verbunden mit der Auflage, das ein Ticket maximal 5 Euro kostet. Die andere Hälfte der Zuschüsse sind für die Restaurierung des Flugzeugs (2,5 Millionen Euro), für den Hangar (4 Millionen Euro) und ein pädagogisches Konzept (1 Million Euro) budgetiert. „Damit schaffen wir eine würdige Heimat für diesen Zeitzeugen deutscher Innenpolitik“, sagt der Abgeordnete Martin Gerster.

„Da hat die Vernunft gesiegt“, kommentiert Martin Rupps die Lösung des Konflikts. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats, der ein Konzept für die museale Präsentation der „Landshut„ entwerfen sollte. Rupps sagt, dass eine noch zu gründende Stiftung „18. Oktober“ – das Datum der Geiselbefreiung – den Auftrag erhalten soll, das Museum zu bauen und zu betreiben. Auch diese Initiative geht auf David Dornier zurück, der sich nun als Privatmann dafür stark macht, das Zeitzeugnis in Friedrichshafen zu zeigen. Er hat erklärt, ein privates Grundstück neben dem Dornier-Museum dafür bereitstellen zu wollen.

Jürgen Vietor, damals Copilot der entführten Maschine, ist froh darum, dass die „Landshut„ nun in Friedrichshafen ihre letzte Heimat finden soll. Er und andere Überlebende der Entführung hoffen nach wie vor darauf, dass in der Ausstellung auch der „Deutsche Herbst“ 1977 oder die unselige Geschichte der RAF thematisiert wird. Martin Gerster jedenfalls ist zuversichtlich, dass sich die „Landshut„ zu einem Besuchermagneten am Bodensee entwickeln wird.