Eigentlich will niemand mehr so recht über das Thema reden. Denn das Gezerre um die Landshut, die Lufthansa-Maschine, die 1977 von Terroristen entführt wurde, nimmt kein Ende. David Dornier, der zuletzt in der Schwäbischen Zeitung erklärte, 100 000 Euro aus seinem Privatvermögen in eine Stiftung einbringen zu wollen, ist abgetaucht. Zumindest meldet er sich weder auf telefonische noch schriftliche Anfragen des SÜDKURIER.

Interview-Anfragen werden abgelehnt
Der ehemalige Bundesaußenminister Sigmar Gabriel, der die Rückholung der Maschine aus dem brasilianischen Fortalezza 2017 federführend betrieb, lehnt ein Interview zum Thema ab. „Herr Gabriel steht für das Interview nicht zur Verfügung“, schreibt Jenny Koch, seine Assistentin bei der Atlantik-Brücke, bei der er mittlerweile Vorsitzender ist. Paula Lutum-Lenger, die Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats zur Landshut ist, mag nicht mit dem SÜDKURIER sprechen.
Das Kanzleramt verweist auf die Beauftragte für Kultur und Medien
Auch das Kanzleramt blockt Anfragen in Sachen Landshut ab und verweist auf die Beauftragte für Kultur und Medien (BKM), Monika Grütters. Deren Pressestelle beteuert: „Die Bundesregierung hält weiterhin an der im Koalitionsvertrag vorgesehenen Absicht fest, die ehemalige Lufthansa-Maschine ‚Landshut‚ in Erinnerung an ihre Entführung im Jahr 1977 auszustellen.“

Bundesverteidigungsministerium prüft nun schon seit Monaten
Fakt ist, dass das Bundesverteidigungsministerium nun schon seit geraumer Zeit prüft, ob die „Landshut„ im Militärhistorischen Museum in Berlin-Gatow ausgestellt werden könnte. Seit Ende Juli schon hatte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ein entsprechendes Konzept, das das Museum ausgearbeitet hat, auf ihrem Schreibtisch. Doch entschieden ist noch immer nichts.
Ein Pressesprecher des Verteidigungsministeriums sagt dazu: „Eine Ausstellung in Gatow wäre möglich, wenn auch mit größeren infrastrukturellen Anpassungen.“ Infrastrukturelle Anpassungen bedeutet hier: Neubau einer Museumshalle, die nach Auskunft des Sprechers Kosten in „nicht bezifferbarer Höhe“ nach sich ziehen würde. Der „Spiegel“ schrieb in seiner letzten Ausgabe davon, dass für einen Neubau „die bislang genehmigten zehn Millionen Euro bei Weitem nicht reichen“. Dem Bericht zufolge zweifelt Annegret Kramp-Karrenbauer an einer Ausstellung der Maschine im Bundeswehrmuseum, vor allem weil die Befreiung des Flugzeugs keinen Bezug zur Bundeswehr habe.
Dieselbe Idee – einen Neubau – hatte bereits David Dornier, der neben dem Dornier-Museum in Friedrichshafen eine Museumshalle im Geiste längst gebaut hatte. Die sollte etwa 5 Millionen Euro kosten, es gab bereits Entwürfe und das Auswärtige Amt wäre bereit gewesen, diese Kosten zu tragen.

Ehemalige Geiseln schreiben offenen Brief an AKK
Gegen die Ausstellung in Gatow wehren sich vor allem die ehemaligen Geiseln der Landshut-Entführung. In einem offenen Brief, der dem SÜDKURIER vorliegt, wandten sich Jürgen Vietor, Gabriele von Lutzau, Diana Müll und Landshut-Aktivist Martin Rupps am 30. November an Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Darin bitten sie darum, eine Ausstellung des Fliegers in Gatow anzulehnen. „Das Terrorjahr 1977 hat mit der Geschichte des Luftkrieges nichts zu tun... Bitte degradieren Sie den Erinnerungsort Landshut nicht zu einer politischen Gefälligkeit gegenüber ihrer Parteikollegin Monika Grütters„, heißt es in dem Schreiben.

Militärhistorisches Museum offiziell noch im Rennen
Das BKM bleibt offiziell dabei, dass die „Möglichkeit einer Ausstellung des Flugzeugs im Militärhistorischen Museum Berlin-Gatow„ geprüft werde, wie ein Sprecher auf Nachfrage dieser Zeitung mitteilt. „Die Prüfungen dauern an; eine Entscheidung des Bundesministeriums der Verteidigung liegt der BKM nicht vor“, so der BKM-Sprecher weiter.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums allerdings betont mit Blick auf den offenen Brief, der Kramp-Karrenbauer erreichte: „Es gibt Bedenken von Seiten der Betroffenen. Und diese Bedenken nimmt die Ministerin sehr ernst.“ Das hört sich nicht nach großer Begeisterung im Bundesverteidigungsministerium an.
Auch Tempelhof oder Fürstenfeldbruck sind eine Option
Geprüft werden laut BKM aber auch andere Standorte, darunter der stillgelegte Flughafen Tempelhof oder Fürstenfeldbruck bei München. „Voraussetzung für jede Lösung ist neben den räumlichen Voraussetzungen für ein so großes Exponat wie die Boeing 737 unter anderem eine museale Anbindung der Ausstellung, ein geeigneter Ausstellungsbetreiber, die gesicherte Finanzierung der Betriebskosten sowie die Zustimmung der für den Standort verantwortlichen Betreiber“, heißt es aus dem BKM. Doch auch diese Möglichkeiten ließen „keine zeitnah zu realisierenden Lösungen“ erwarten.
David Dornier könnte doch noch zum Zug kommen
Martin Rupps, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats für die museale Präsentation der „Landshut„, setzt sich vehement gegen die Gatower Lösung aus. Er schlägt eine Ausstellung in Baden-Württemberg vor. „Wenn nicht in Stammheim, dann an einem anderen Ort. Man könnte auch darüber nachdenken, die Landshut als Außenstelle des Hauses der Geschichte auszustellen“, sagt er. „Vielleicht kommt am Ende doch David Dornier wieder ins Spiel, der mit einer gemeinnützigen Stiftung, die mit Bundesmitteln als Startkapital bestückt wird, die Landshut schon in einem Jahr in Friedrichshafen ausstellen will.“
Klar ist nur, dass noch immer unklar ist, wann und wo die Landshut zu einem echten Museumsstück oder ob sie nicht doch am Ende abgewrackt werden wird.