Offenbar geht es ohne Paukenschläge bei der Familie Dornier nicht. Schon im Mai 2017 machte David Dornier Schlagzeilen, als er von jetzt auf gleich den ehemaligen Museumsdirektor Berthold Porath ablöste. Nun geht er selbst, wie das Dornier Museum in einer dürren Pressemitteilung am Mittwoch öffentlich machte. David Dornier war danach telefonisch für ein Statement nicht zu erreichen, eine Pressekonferenz zu seinem Abgang gab es ebenfalls nicht.

„Im Einvernehmen mit dem Stiftungsrat der Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt beende ich meine Tätigkeit Ende des Monats. Die Tätigkeit hat mir viel Freude bereitet und es ist jetzt Zeit, das Haus in andere Hände zu geben. Ich wünsche dem Dornier Museum alles Gute und vor allem, viele Besucher“, so wird Dornier in der Mitteilung zitiert.

David Dornier schaffte es nicht, Zuschüsse von der Stadt Friedrichshafen zu bekommen

Dabei hatte sich David Dornier viel vorgenommen, als er – wohl auf Weisung seines Vaters Silvius Dornier – im Mai 2017 die Museumsgeschäfte übernahm. Doch schon bald wurde klar, dass das defizitäre Haus viel Geld verschlingt. Alle seine Versuche, den Häfler Gemeinderat davon zu überzeugen, sich am Dornier Museum finanziell zu beteiligen, scheiterten.

In einem SÜDKURIER-Interview begründete er im September 2018, warum ein Zuschuss durch die Zeppelinstiftung nötig sei: „Es fällt den Erben schwer, jedes Jahr 1,5 Millionen Euro ins Museum zu schießen.“ Schon im Juni 2017, kurz nach seinem Amtsbeginn, hatte er pikanterweise damit gedroht, das Museum zu schließen, sollte sich die Stadt nicht am Museum beteiligen. „Die Familie sei perspektivisch nicht bereit, den Museumsbetrieb dauerhaft zu finanzieren“, hieß es damals in einer nicht öffentlichen Sitzungsvorlage, die dem SÜDKURIER vorliegt. Doch der Gemeinderat blieb bis heute hart.

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Traum von der Landshut-Ausstellung ist wohl geplatzt

Und auch die Sache mit der Landshut, die frühere Lufthansa-Maschine, die 1977 zum Symbol des Deutschen Herbstes wurde und die Dornier nach Friedrichshafen holte, wurde keine Erfolgsgeschichte sondern führte zu Dauerfrust bei David Dornier.

Ankunft der „Landshut“ im September 2017 in Friedrichshafen.
Ankunft der „Landshut“ im September 2017 in Friedrichshafen. | Bild: Michael Häfner

Weil er die Maschine unabgesprochen an den Bodensee brachte, waren Oberbürgermeister Andreas Brand und der Häfler Gemeinderat mehr als pikiert und lehnten jede Unterstützung für die Ausstellung des Flugzeuges, das „in Friedrichshafen nichts zu suchen habe“, ab. Schon seit 2017 dauert das Gezerre um die von Terroristen entführte und von der Spezialeinheit GSG 9 befreite Maschine an. Seither steht sie in einem Hangar am Friedrichshafener Flughafen – der Traum von einer eigenen Landshut-Ausstellung ist für David Dornier offenbar geplatzt.

David Dornier (links) mit den ehemaligen Geiseln Jürgen Vietor, Diana Müll und Gabriele von Lutzau (rechts) vor der Landshut bei ihrer ...
David Dornier (links) mit den ehemaligen Geiseln Jürgen Vietor, Diana Müll und Gabriele von Lutzau (rechts) vor der Landshut bei ihrer Ankunft in Friedrichshafen. | Bild: Michael Haefner

Dabei hatte David Dornier bei der Ankunft der Boeing 737 noch davon geträumt, schon im Jahr 2019 eine eigene Landshut-Schau der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Formell zuständig ist seither die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Monika Grütters. Weil das Dornier-Museum nicht die laufenden Kosten einer Landshut-Ausstellung übernehmen wollte (und wohl auch nicht kann), suchte Grütters nach einer neuen Lösung.

Kommt die Landshut nach Berlin?

Schon seit Jahren dauert das Gezerre um die Landshut an. Derzeit herrscht um das historische Objekt nur noch eisiges Schweigen. Aus dem BKM bekommt diese Zeitung auf Nachfrage die immer gleiche Antwort: „Zur Umsetzung des im Koalitionsvertrag vorgesehenen Vorhabens, die ehemalige Lufthansa-Maschine ‚Landshut‚ in Erinnerung an ihre Entführung im Jahr 1977 auszustellen, prüft die Bundesregierung derzeit die Möglichkeit einer Ausstellung des Flugzeugs im Militärhistorischen Museum Berlin-Gatow. Eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen.“

Schweigen in Sachen Landshut seitens David Dornier

David Dornier reagierte vor seinem Abgang am Mittwoch auf eine Interview-Anfrage nicht. Sein Pressesprecher Phillip Lindner ebenfalls nicht. Auf der von Dornier eigens eingerichteten Landshut-Homepage heißt es resiginiert: „Die Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt und das Dornier Museum Friedrichshafen haben sich in den vergangenen Jahren mit viel Engagement für eine Realisierung der Landshut-Ausstellung am Standort Friedrichshafen eingesetzt...Derzeit werden andere Standorte geprüft, wodurch eine Umsetzung am Standort Friedrichshafen in unmittelbarer Nähe zum Dornier Museum in weite Ferne rückt.“ Für weitere Auskünfte sei die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters zuständig.

Die Boeing 737 steht in einem Hangar in der Stadt Friedrichshafen.
Die Boeing 737 steht in einem Hangar in der Stadt Friedrichshafen. | Bild: Mommsen, Kerstin
Details der Landshut, die derzeit in einem Hangar in der Stadt Friedrichshafen steht.
Details der Landshut, die derzeit in einem Hangar in der Stadt Friedrichshafen steht. | Bild: Mommsen, Kerstin

Die Rolle von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer

Auch vom Verteidigungsministerium in Berlin, das derzeit prüft, ob die geschichtsträchtige Maschine ins Militärmuseum nach Berlin-Gatow kommen könnte, gibt es noch immer kein öffentliches Statement. Zwar telefoniert ein Sprecher des Ministeriums gern mit dem SÜDKURIER, doch alle Gespräche werden strikt „unter drei“ geführt – sind also vertraulich und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

Vor einigen Wochen war dem Sprecher zumindest zu entlocken, dass Bundesverteidigungsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer (AKK) einen Vorschlag auf dem Tisch habe, den sie noch absegnen müsse, wenn sie aus der Sommerfrische zurück sei. Doch offenbar hat AKK die Stapel auf ihrem Schreibtisch noch nicht vollends abgearbeitet.

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Wissenschaftlicher Beirat schweigt sich aus

Der wissenschaftliche Beirat, der sich ein Museumskonzept für das Flugzeug ausdenken sollte, bleibt stumm. Johannes Hürter vom Münchner Institut für Zeitgeschichte (IfZ), der Autor Butz Peters, Dietmar Preißler, Sammlungsdirektor der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Petra Terhoeven von der Universität Göttingen und Robert Kluge von der Abteilung Luft- und Raumfahrt im Deutschen Museum in München verweisen allesamt auf die Sprecherin des Beirates, Paula Lutum-Lenger vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg.

Doch auch sie reagiert nicht auf E-Mails oder Rückrufbitten. Aus gut informierten Kreisen ist nur zu hören, dass das Gremium derzeit nicht in die aktuelle Berliner Entscheidungsfindung eingebunden sei.

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Kritik an möglichem Umzug der Maschine

Nur von Martin Rupps, ebenfalls Mitglied im Beirat und nach eigenem Bekunden „Initiator der Landshut-Rückholung“, liegen dem SÜDKURIER zwei gleichlautende Schreiben an Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Kulturstaatsministerin Monika Grütters vor. Darin bittet er darum, von einer Ausstellung der Lufthansa-Maschine im militärhistorischen Museum in Berlin-Gatow abzusehen.

Seine Hauptargumente lauten, dass die Landshut in keinem Zusammenhang mit der Geschichte des deutschen Luftkriegs stünde, dass das Flugzeug an einen Ort gehöre, „an dem die Menschen sind“ und nicht an den Rande Berlins: „Der ehemalige Flugplatz liegt außerhalb der Berliner City ... und ist verkehrstechnisch nicht leicht zu erreichen“, schreibt Rupps.

Sein drittes Argument betrifft die Steuergelder. Ein Umzug der Landshut nach Berlin würde hohe Kosten verursachen. „Ein nochmaliger Ortswechsel auf dem Land- oder dem Luftweg von Friedrichshafen nach Berlin wäre wirtschaftlich unverhältnismäßig und politisch nicht vermittelbar“, heißt es in dem Schreiben.

Jürgen Vietor steuerte bereits Ausstellungsstücke aus der Landshut bei. Wo diese jemals ausgestellt werden, steht in den Sternen.
Jürgen Vietor steuerte bereits Ausstellungsstücke aus der Landshut bei. Wo diese jemals ausgestellt werden, steht in den Sternen. | Bild: Jürgen Vietor

Ehemaliger Landshut Co-Pilot hält das ganze Geschacher für unwürdig

Der einzige, der noch öffentlich spricht, ist Jürgen Vietor, der ehemalige Co-Pilot der „Landshut“ und Überlebender der Geiselnahme. „Ich finde es schlimm, dass nichts passiert“, sagt Vietor. Das Geschachere um das ehemalige Flugzeug sei unwürdig: „Das haben wir Geiseln und die Landshut nicht verdient“, sagt er. Eine Ausstellung im militärhistorischen Museum lehnt er ab, denn da habe sie „nichts zu suchen“.

Eine kleine Einschränkung macht Vietor am Ende aber doch noch. „Bevor die Landshut verschrottet wird und daraus Coladosen werden, soll sie besser ausgestellt werden – egal wo“, sagt der ehemalige Lufthansa-Pilot. Mit dem Abgang David Dorniers aus Friedrichshafen scheint die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Dornier-Museum bleibt, weiter zu schwinden.