2023 war ein ganz besonderes Jahr für Hagnaus Bürgermeister Volker Frede. Er selbst nannte es das „Jahr der Jubiläen“, doch für ihn war es das Jahr der glorreichen Wiederwahl. „Aber das lief ja alles neben dem normalen Geschäft der Verwaltung, so wie auch die Projekte nebenherlaufen.“ Am deutlichsten und größten ist dabei „Auf zum neuen Ufer“, in dem der Westhafen restauriert, ein neues Servicegebäude gebaut, das Westufer renaturiert und ein Spielplatz angelegt werden.

Das WC-Häuschen am Osthafen mit integrierter Abwasser-Pumpstation für das Unterdorf ist als erstes Teilprojekt bereits fertiggestellt und konnte Interessierten bei der Dorfwanderung am 11. November schon erklärt werden. Wie schnell die anderen Arbeiten – und hier vor allem die Uferrenaturierung – fertig gestellt werden können, ist stark vom Wetter abhängig. „Zur Zeit ist das Wasser zu hoch. Alles andere läuft planmäßig.“
Sanierung am Kanalnetz geht weiter
Weniger spektakulär, aber ebenso wichtig sind die Sanierungsarbeiten am Kanalnetz. Die ersten beiden Abschnitte des auf sieben Jahre angelegten Projektes sind fertiggestellt. Auch der dritte Abschnitt im Jahr 2024 wird größtenteils in nicht offener Bauweise realisiert, so dass die Beeinträchtigungen für die Bürger und den Verkehr sehr gering sind. „Parallel zu diesen Projekten ist für uns immer die Information der Bevölkerung wichtig, und das möglichst persönlich. Dafür sind die Dorfwanderungen ideal.“

Glück hatte Hagnau mit neuen Unterkünften für Flüchtlinge. „Wir haben mehrere Gebäude bekommen, darunter eine ehemalige Pension. Darin sind jetzt zusammen 41 Personen untergebracht, das ist mehr, als es die Quote für uns fordert. Dazu kommen noch 24 Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft.“ Problematisch dabei ist die hohe Kinderzahl, die vor allem durch die Flüchtlinge aus der Ukraine zustande kommt. „Insgesamt haben wir 30 Kinder, die ja alle möglichst gut betreut und vor allem integriert werden sollen. Das stellt uns vor große Aufgaben.“
Gwandhaus müsste erweitert werden
Die liegen ganz besonders in den Bereichen Kindergarten und Schule. „Die neugeschaffene Einstiegsgruppe in den Räumen des Jugendhauses war dringend erforderlich, aber das wird auf Dauer nicht reichen“, weiß Frede. „Wir müssen uns fit machen für die Zukunft, unter anderem für die verlässliche Grundschule, die demnächst ansteht.“ Eine Vorabprüfung eines Architekturbüros hat ergeben, dass diese Aufgaben wohl nur mit einer Erweiterung des Gwandhauses zu lösen sind – doch dazu bedarf es auch der Genehmigung des Denkmalamtes wegen der benachbarten Kirche und des Rathauses.
Das gilt auch für die Belegung des Daches mit Photovoltaik-Paneelen. „Aber da sind wir optimistisch. Es gibt inzwischen ja dachfarbene Platten mit hohem Wirkungsgrad, die das Gesamtbild nicht verändern.“ Die Paneele sollen nur ein Teil in einem modernen Energiekonzept sein. Der schon vor Jahresfrist gesuchte Energiemanager ist zwar noch nicht gefunden, aber neben der Entwicklung eines Elektromobilitätskonzeptes im Gemeindeverwaltungsverband wird es auch Infoveranstaltungen des Stadtwerks am See und der Gemeindewerke für die Bevölkerung geben.
Das Thema Verkehr beschäftigt Hagnau ebenfalls. Da hofft Frede auf mehr Dynamik für die B31, weil die Planungen jetzt bei der Deges liegen. Diese deutschlandweit agierende Gesellschaft gilt als erfahren im Aus- und Neubau von Straßenprojekten und soll den Planungen rund um die B31 neuen Schwung verleihen. Das Parkraumprojekt lag wegen Personalmangels einige Monate auf Eis, wird aber jetzt mit einer Expertenrunde weiterverfolgt.
Linzgau-Shuttle bewährt sich bereits
„Ganz wichtig ist für uns auch die Beteiligung am Linzgau-Shuttle.“ Dieser Fahrdienst für Ältere und eingeschränkt Bewegliche wurde im Bereich des GVV Meersburg/Uhldingen Mühlhofen, also auch in Hagnau, im Frühjahr 2023 eingeführt, nachdem er in Salem schon einige Jahre mit Erfolg tätig war. „Das hat sich sehr bewährt“, schwärmt der Schultes, „der Service deckt ein großes Gebiet ab und lässt ältere Menschen an der Gesellschaft teilhaben. Wir haben jetzt sogar ein zweites Fahrzeug angeschafft, das für Rollstühle geeignet ist.“ Daneben soll auch das Wohnen für Ältere in den Fokus rücken. „Am liebsten wäre mir ein genossenschaftliches Modell, in dem die Menschen so selbstbestimmt wie irgend möglich wohnen können.“ Natürlich barrierefrei und möglichst generationenübergreifend. „Ich wäre da gerne schon weiter.“
Dafür ist ein anderes Herzensprojekt jetzt wirklich geworden. „Nachdem unsere Feuerwehr dank vieler Aktionen immer größer geworden ist mit mittlerweile mehr als 40 Aktiven, haben wir seit September auch wieder eine Jugendfeuerwehr“.
Und was ist mit den eingangs erwähnten Jubiläen? „Spektakulär war im Februar die Jubiläumsfeier 111 Jahre Narrenverein Eule. Närrischer als 111 geht nicht. Für mich war es der erste Zunftmeisterempfang. Dann haben wir ‚450 Jahre Eisprozession‘ gefeiert und parallel dazu die Seegfrörne vor 60 Jahren, die vermutlich die letzte gewesen sein wird. Unter dem Motto ‚Johannes trifft Johannes‘ hatten wir die legendäre Büste für einen Tag hier. Und schließlich wurde vor 60 Jahren der Grundstein der evangelischen Kirche gelegt.“