So mancher Verein hat ein Problem. Es gibt zwar viele Leute, die gern mitmachen, doch mit einem Amt im Vereinsvorstand können sich nur wenige anfreunden. Gar als Vorsitzender der Kopf des Ganzen zu sein, ist speziell. Nur wenn die oder der Vorsitzende Kraft und Ideen in ihr beziehungsweise sein Amt einbringt, dann kommt der Verein vorwärts. Thomas Bart ist so ein Mensch und auch einer, der zum richtigen Zeitpunkt loslassen kann. Nach 27 Jahren als Präsident des Narrenvereins Bodemännle in Hattenweiler wurde eine Nachfolgerin für ihn gefunden.

Thomas Barth ist jemand, der rechtzeitig loslassen kann. Nicht aber die Bodemännle-Maske, denn als normales Mitglied ist er weiterhin ...
Thomas Barth ist jemand, der rechtzeitig loslassen kann. Nicht aber die Bodemännle-Maske, denn als normales Mitglied ist er weiterhin bei der Fasnet dabei. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

In kleineren Orten sind Vereine neben der Freiwilligen Feuerwehr meist die einzige Möglichkeit, sich einzubringen. In Hattenweiler, einem kleinen Teilort der Gemeinde Heiligenberg, ist das nicht anders. Der 60-jährige Landwirt Thomas Barth war knapp drei Jahrzehnte der Kopf des Narrenvereins. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, auch vom Alter her, aufzuhören“, sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Es seien viele Junge da und die Chance, diese stark in den Verein einzubinden, die wolle er sich nicht entgehen lassen. Viele Jahre an seinem „Stuhl zu kleben“, das ist nicht sein Ding. Dabeibleiben wird er trotzdem. „Die Fasnet ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich nicht darauf verzichten möchte“, sagt Barth schmunzelnd.

Verschiedene Meinungen, aber kein Streit

Der 60-Jährige berichtet von der Teilnahme an Umzügen und den beliebten Kaffeekränzle fürs Dorf. Wegen der Corona-Pandemie mussten diese ausfallen. Immerhin brachte man den Westernball über die Bühne. Vor Barths Amtszeit gab es immer wieder Wechsel im Vorsitz – es fehlte die Kontinuität. Das wollte er ändern. Im Zusammenspiel mit den anderen Vorstandsmitgliedern gelang ihm das. Meinungsverschiedenheiten gab es immer mal wieder, aber keinen Streit. So wollten einige Mitglieder mit dem Bus zu Umzügen fahren, nachdem es das örtliche Busunternehmen nicht mehr gab. Da mietete man ein leeres Fahrzeug und stellte den Fahrer selbst. Thomas Barth war dagegen. Ihm war das zu teuer. Doch die Kommunikation zu dem Thema stand im Vordergrund.

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Ex-Präsident Barth: „Zu wenig Kinder im Verein“

Was ihn wurmt? „Es sind zu wenig Kinder im Verein. Aber es ist schwierig“, erklärt der Ex-Präsident. Im Ort gibt es keine Schule und keinen Kindergarten. Da fehlt die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Zudem sei die Einwohnerzahl nicht sehr groß. Sie liegt laut Statistischem Landesamt bei unter 750. Bei den Umzügen laufen noch alle 36 aktiven Mitglieder mit. Bei den Größen der Umzüge sieht Barth in Zukunft allgemein kleinere Zahlen. Corona habe da eine ganze Menge verändert. „Ein Umzug sollte nicht länger als zwei Stunden dauern“, findet der Landwirt. Trotz kürzerer Umzüge ist Barth davon überzeugt, dass es in 25 Jahren noch immer Fasnet geben wird. Zu groß ist seinen Angaben nach die Faszination.

Die Bodemännle sind mit 36 Aktiven ein kleiner, aber trotzdem sehr aktiver Narrenverein – wie hier beim Umzug in Heiligenberg.
Die Bodemännle sind mit 36 Aktiven ein kleiner, aber trotzdem sehr aktiver Narrenverein – wie hier beim Umzug in Heiligenberg. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

In seinem letzten Jahresbericht erzählte Barth von der Teilnahme an Fasnetsveranstaltungen, einem finanziell erfolgreichen Lindenfest in Heiligenberg, wo man nur auf die Ausgabe von Essen setzte, und der Diskussion, ob die Bodemännle in Zukunft statt Konfetti Laub oder einen Stock als Beiwerk einsetzen sollen. Dass er in einer geheimen Abstimmung zum Ehrenpräsidenten gewählt wurde, das wusste er da noch nicht. Bei der Verkündung sah man aber kleinen Tränen in seinem Gesicht aufblitzen. Gefreut hat er sich „saumäßig“, wie er dann zugab. Als Dank lud er die ganze Truppe zum Seepark-Golf in Pfullendorf ein.

Urkunde und Erinnerungsschild: Thomas Bart (rechts) ist jetzt Ehrenpräsident. Seine Chefin ist Nicole Rinderle.
Urkunde und Erinnerungsschild: Thomas Bart (rechts) ist jetzt Ehrenpräsident. Seine Chefin ist Nicole Rinderle. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Mitglieder treffen sich nicht nur an der Fasnet

Die 37-jährige Nicole Rinderle wurde in geheimer Abstimmung bei drei Gegenstimmen und vier Enthaltungen zur neuen Präsidentin gewählt – und freute sich mächtig. Alle Ämter im Vorstand und im Elferrat konnten problemlos in ebenfalls geheimer Abstimmung besetzt werden. Bürgermeisterstellvertreterin Maria Morgen und Ortsreferent Hubert Nadler lobten das Engagement des kleinen Vereins und geizten nicht mit Anerkennung für den neuen Ehrenpräsidenten. Für den ist klar: „Die Jungen brauchen die Alten und umgekehrt.“ Und so soll es nach dem Willen von Nicole Rinderle auch in Zukunft sein. Dazu sollen noch mehr Treffmöglichkeiten außerhalb der Fasnet angeboten werden. Die Gemeinschaft ist den Bodemännle das ganze Jahr über wichtig.

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