Wenn alles klappt, wird es im kommenden Jahr in der Ortsmitte eine Großbaustelle geben. Das als Herbst-Areal bekannte Gelände im Bereich Hohenstein-Straße und Friedrichstraße soll bebaut werden. Auf der Gewerbebrache will die Firma Rhomberg Bau aus Lindau fünf Mehrfamilienhäuser mit je acht Wohneinheiten bauen. Der Gemeinderat stimmte den Plänen jetzt zu. Entstehen sollen Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern und Balkon. Mit eineinhalb Abstellplätzen pro Wohnung wird die gesetzliche Vorgabe leicht überschritten. Dazu kommen 80 Stellplätze für Fahrräder, überdachte Müllsammelstellen und zwei Spielplätze.
Kritisch fragten Gemeinderäte nach, wer sich eine solche Wohnung leisten könne. „Alle Menschen mit Wohnberechtigungsschein können da einziehen“, stellte Wolfgang Lieb von der Firma TMG fest, Mitgesellschafter bei Rhomberg Bau. Die Miete werde bei 8,51 Euro je Quadratmeter liegen, ortsüblich sei bei Neubauten in Heiligenberg eine Vergleichsmiete von 12,70 Euro pro Quadratmeter. Die günstige Miete werde durch die allgemeine soziale Mietraumförderung des Landes ermöglicht. Dadurch werde die ortsübliche Miete um 33 Prozent abgesenkt, die Belegungsdauer betrage 30 Jahre. Den Fehlbetrag übernehme das Land Baden-Württemberg. Laut statistischem Landesamt liege das mittlere Einkommen für eine vierköpfige Familie in Baden-Württemberg bei aktuell 62 500 Euro brutto im Jahr. Wer weniger verdiene, der habe Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein.
Bürgermeister Frank Amann sagte in der Gemeinderatssitzung: „Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum und dieses Projekt ist dazu eine sehr gute Gelegenheit.“ Die fünf Häuser werden in Holzbauweise entstehen und Photovoltaik-Anlagen haben. Geheizt werden solle mit Wärmepumpen. Das Grundstück für das Projekt ist 3775 Quadratmeter groß, wenn das im August zugekaufte Haus Rheinblick abgerissen ist. Dort soll dann das fünfte Gebäude stehen, das nicht der Wohnpreisbindung unterliegen wird.
Leichte Veränderungen der Dachneigungen hatte der Investor beantragt. Der Gemeinderat sah darin kein Problem. Der Bebauungsplan ist 60 Jahre alt und in dieser Zeit habe sich viel geändert. Die dreigeschossigen Häuser sollen sich gut in die Umgebungsbebauung einfügen. Auch die Anwohner sollen mit ins Boot geholt werden, denn es gehe hier nicht nur um ein Projekt mit fünf Gebäuden, sondern auch um eine große Zahl von Menschen, die hier leben werden. Die Zuhörer der Sitzung konnten Fragen stellen zu Stellplätzen, Fußwegen, Zu- und Abfahrten und der Höhe der Bauten.
Lattengerüst soll Dimension zeigen
Aus der Mitte der Zuhörer kam auch die Anregung, für ein Gebäude ein Lattengerüst aufzustellen, damit man sich die Kubatur vorstellen könne. Der Bürgermeister sagte zu: „Wenn Sie das wollen, dann machen wird das.“ Die Gemeinde hatte dies bereits beim Baugebiet Sonnenhalte in Steigen so gehandhabt. Amann hatte damals angeregt, öfter auf ein solches Gerüst zurückzugreifen. Die Genehmigung des Bauvorhabens muss das Landratsamt aussprechen, da Heiligenberg keine eigene Baurechtsbehörde hat. Baubeginn soll im kommenden Jahr sein.
Rhomberg-Geschäftsführer Manuel Weiner machte deutlich, dass eine Nachverdichtung in einem gewachsenen Gebiet immer zu Veränderungen in der Nachbarschaft führe. Durch die Holzbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad könne man die Bauzeit verkürzen und so die Belastung für die Anwohner reduzieren. Für ihn ist klar: „Die ansprechende Architektur ist eine starke Aufwertung des Grundstücks zur vorherigen Nutzung als Autowerkstatt mit entsprechender Lärmentwicklung und Abstellflächen für alte Gebrauchtwagen.“
„Konstruktive Abstimmung mit Verwaltung“
Manuel Weiner ist Leiter der Immobilienprojektentwicklung der deutschen Niederlassung der Rhomberg Bau Gruppe in Lindau und mitverantwortlich für das Projekt in Heiligenberg.
Wie sind Sie auf Heiligenberg als Standort für dieses Wohnprojekt gekommen?
Wir haben in Heiligenberg eine Gewerbebrache gefunden, die sich inmitten eines gewachsenen Wohngebietes befindet, daher zum einen eine reine Weiternutzung als Gewerbegebiet ausschließt, zum anderen aber die Möglichkeit einer Innenverdichtung ohne weiteren Flächenverbrauch im Außenbereich ermöglicht. Heiligenberg ist ein Ort, der über den Bodenseekreis hinaus bekannt ist und eine außergewöhnliche Wohnqualität aufweist. Zudem hat uns die sehr konstruktive Abstimmung mit der Verwaltung und dem Gemeinderat bestärkt, das Projekt anzugehen.
Haben Sie schon vergleichbare Projekte umgesetzt?
Die Rhomberg Bau Gruppe arbeitet in ihrem Kernmarkt Vorarlberg bereits seit 1993 sehr erfolgreich mit gemeinnützigen Wohnbauträgern zusammen. Seitdem sind Tausende von Wohnungen für den geförderten Wohnungsmarkt entstanden. Ich kann daher mit gutem Grund behaupten, dass wir über eine sehr große Erfahrung verfügen.