In wenigen Tagen wurden mehr als 200 Unterschriften für den Erhalt der Sparkassenfiliale in Heiligenberg gesammelt. Bei der Mitgliederversammlung des Heimatvereins gab es einen Vortrag zur Geschichte der Sparkasse und die einhellige Forderung, dass die Sparkasse zum Ort gehört.
Und es gab intensive Diskussionen im Verwaltungsrat der Sparkasse Salem-Heiligenberg um die Zukunft der Filiale im Luftkurort. Von Ergebnissen war nur gerüchteweise zu hören. Laut dem Vorsitzenden Wolfgang Müller „war der Standort nie infrage gestellt“. Es wird also weiterhin eine Filiale in Heiligenberg geben.
Sparkasse ändert Standort und Angebot
Aber: Die Sparkasse wird nicht an der gleichen Stelle bleiben und auch das Angebot soll sich ändern. Der SÜDKURIER traf sich mit Wolfgang Müller und seinem Vorstandskollegen Hubertus Endres vor Ort. Mit dabei waren auch Carolin Ast, die zukünftige Geschäftsführerin des Heiligenberger Dorfladens und Thomas Hinke von der Zukunftswerkstatt.

„Das Thema musste sich einfach auch entwickeln“, machte Wolfang Müller im Hinblick auf die lange Zeitdauer bis zur endgültigen Entscheidung deutlich. Und auch das Ladenkonzept musste fertig sein. „Jetzt wissen wir, wie das aussieht“, fügte Hubertus Endres hinzu und machte deutlich, dass die Sparkasse den Dorfladen unterstützen werde.
Sparkasse räumt Fläche bis zum Herbst
Man wolle dadurch auch das große Engagement der Heiligenberger unterstützen, die sich für das Projekt einsetzen. Und wie sieht dieses Projekt aus? Bis August/September wird die Sparkasse die bisherigen Büroflächen räumen.
Textilgeschäft wieder mit Leben gefüllt
Nebenan, wo bisher ein Textilgeschäft war, ziehen die Kosa-Architekten ein. „Damit wird dann auch ein Leerstand behoben“, erläuterte Sebastian Sailer vom Architekturbüro. Die Umbauarbeiten haben bereits begonnen. Kosa vermietet dann eine Bürofläche an die Sparkasse für Beratungsgespräche. Einen barrierefreien Zugang gebe es aktuell nicht, man bemühe sich aber, für die wenigen Stufen eine Lösung zu finden.
Neue Bankautomaten kommen
Das Sparkassenbüro ist an einem Tag in der Woche besetzt. Außerdem sind Termine nach Absprache möglich. Eine weitere Änderung: Die bisherigen Automaten werden durch neue Geräte ersetzt, die dann teilweise mehr können als die bisherigen. Diese neuen Automaten sollen zwischen September und Oktober ersetzt werden – im selben Zeitraum, der für den Umbau der Sparkasse vorgesehen ist.
Geschäft soll spätestens Anfang 2024 öffnen
Für Ende des Jahres 2023 beziehungsweise Anfang 2024 ist dann die Eröffnung des Geschäfts „einLaden“ samt Automatenfiliale geplant. Für den Start sei vorgesehen, dass Bankmitarbeiter vor Ort sind, um dem Kunden Hilfestellung bei der Bedienung der Automaten geben zu können. Bei der Sparkasse ist man von der neuartigen Kooperation überzeugt und hofft, dadurch wieder mehr Frequenz in die Ortsmitte zu ziehen.
Anteile für Ladenprojekt steigen
Das sieht man auch bei der Zukunftswerkstatt so. „Natürlich fragen sich viele Menschen, wo wir mit dem Ladenprojekt denn gerade stehen“, weiß der Vorsitzende Thomas Hinke. Diesbezüglich gebe es Positives zu berichten: Nachdem die Frist der Gemeinde am 31. Mai verstrichen war, lagen Anträge auf Zeichnung von Anteilen in Höhe von 99.800 Euro vor. Nach Fristende sind noch mehr Anträge dazu gekommen, sodass man mittlerweile bei 101.500 Euro stehe.
Hinke: „Wir freuen uns enorm über das Vertrauen, die Weitsicht und den Mut, den alle Anteilszeichner dem Projekt entgegengebracht haben.“ Jetzt könne man sich in die nächste Phase stürzen. Anträge könnten noch jederzeit gezeichnet werden und jeder einzelne helfe, das Geschäft „einLaden“ besser aufzustellen. Es sei ja nur die Frist der Gemeinde abgelaufen, betont Hinke.

Ortsmitte soll gestärkt werden
Alle Beteiligten sind sich einig, dass die Zusammenarbeit der drei Partner für die Heiligenberger einen großen Mehrwert bedeutet. Einkauf, Begegnungsstätte, Kommunikationsmöglichkeiten, moderne Büroarbeitsplätze und eine Bank – das bedeutet auch Arbeitsplätze mitten im Ort. Wolfgang Müller: „Wir wollen für Heiligenberg was machen.“
Dass dieser Entschluss so lange gedauert hat, das hat bis jetzt für Unmut in der Bevölkerung gesorgt. Die Verlegung der Sparkassenautomaten neben die Räume der Volksbank wäre kaum barrierefrei umsetzbar gewesen. Zudem seien Investitionen in neue Automaten sowieso fällig gewesen. Deren Frequenz bezeichnen die Banker als gut. Wohingegen der Schalter nur von 4,5 Kunden pro Stunde genutzt werde.
„Die Sparkasse ist ebenfalls Nahversorger“
Volker Huber, 81, war der letzte Vorstand der Sparkasse Heiligenberg, die als drittälteste Sparkasse in Deutschland gilt. Er wehrte sich auch öffentlich dagegen, dass die Sparkasse ihren jetzigen Standort verlassen sollte.
Herr Huber, am 1. August 1975 fusionierten die Sparkassen Salem und Heiligenberg. Wie war das damals?
Im Zuge der Gemeinde – und Kreisreform, am 1. August 1975 hatte Heiligenberg annähernd 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und brachte 50 Millionen Geschäftsvolumen (ein Drittel) in die neue Sparkasse ein. Die Sparkassen schlossen sich auf freiwilliger Basis mit gleichen Rechten und Pflichten zusammen. Die sogenannten Gewährsträger der Sparkassen überschnitten sich. So gehörten Immenstaad und Unteruhldingen zu Heiligenberg. Im Deggenhausertal waren vier von sechs Gemeinden Gewährträger von Heiligenberg.
Nun ging es um den Fortbestand, die Auflösung oder die Verlegung der Sparkasse in komplett andere Räume.
Der Vorschlag war völlig absurd! Es kann nicht sein, dass die Sparkasse den idealen und barrierefreien Standort aufgibt und sich in eine abwegige Verkehrs-und Raumsituation begibt. Im übrigen verwaltet die Sparkasse mindestens drei Viertel des Geschäftsvolumens der Einwohner der Gemeinde Heiligenberg. Für die ehemaligen Beschäftigten mit Ihren Familien wäre dies ein Schlag ins Gesicht. Mir ist noch niemand begegnet, der diesen Vorschlag gutheißen würde.
Wie lautete ihr Vorschlag?
Der Laden kann kommen, die Sparkasse muss bleiben! Es ist unschwer, die Automaten vor Ort zu lassen und zu bestimmten, wenn auch geringen Zeiten, beratendes Personal zur Verfügung zu haben. Der barrierefreie Zugang ist ideal. Im Übrigen wäre Heiligenberg die einzige Gemeinde der Gewährsträger ohne Personal, und dies bei einer Entfernung von 13 Kilometer zur Hauptstelle. Die Sparkasse ist ebenfalls Nahversorger, sie kann Ergänzung sein.
So wird es nun kommen. Sind Sie damit zufrieden?
Auf jeden Fall. Die jetzige Entscheidung ist vernünftig und gut für den Ort.
Fragen: Karlheinz Fahlbusch