Am Montag um Punkt 7 Uhr drehte Geschäftsführerin Carolin Ast den Schlüssel zur Türanlage herum und gab damit der Kundschaft den Weg frei in den neuen Dorfladen in Heiligenberg. Monate hatte sie diesem Moment entgegengefiebert. Wenige Sekunden später war als historisch erste Kundin Carolin Jäger zur Stelle. Jeden Morgen hat sie frische Brötchen zu besorgen. Jetzt kann sie sich die Fahrt nach Frickingen hinunter sparen: „Das finde ich großartig!“

Viel Betrieb herrscht am Morgen der Eröffnung des neuen Dorfladens.
Viel Betrieb herrscht am Morgen der Eröffnung des neuen Dorfladens. | Bild: Hartmut Ferenschild

Wolfgang Bohle freut sich über die Einkaufsmöglichkeit „ums Eck“

Augenblicke später bringt Wolfgang Bohle eine frische Ananas zur Kasse. Der 93-Jährige wohnt mit seiner fast gleichaltrigen Frau Francoise Dingremont gleich um die Ecke und kann nun für die Besorgung der alltäglichen Küchen-Notwendigkeiten das Auto in der Garage lassen. Im Gespräch beklagt er sich aber über den allzu sehr eingeschränkten Kundenservice der Sparkasse, den er zuvor am gleichen Ort gewohnt war.

Die Heiligenberger Senioren Erwin Sauter (links) und Wolfgang Bohle studieren das Sortiment.
Die Heiligenberger Senioren Erwin Sauter (links) und Wolfgang Bohle studieren das Sortiment. | Bild: Hartmut Ferenschild

Erwin Sauter will erst einmal schauen, was der neue Laden so zu bieten hat, freut sich aber sehr darüber, „dass das Dorf wieder aufblüht. Ich habe den Untergang mit angesehen.“ Kundin Carmen Amann begrüßt den „großen Gewinn an Lebensqualität“. Früher habe sie nach anstrengender Arbeit in Markdorf noch den Einkauf erledigen müssen; jetzt könne sie erst einmal zuhause in Heiligenberg ankommen, um anschließend entspannt einzukaufen.

Kunden nehmen Warteschlange gelassen hin

Schon gegen 8 Uhr hat sich an der Kasse eine kleine Warteschlange gebildet.
Schon gegen 8 Uhr hat sich an der Kasse eine kleine Warteschlange gebildet. | Bild: Hartmut Ferenschild

Gegen 8 Uhr an diesem Eröffnungstag bildet sich an der Kasse sogar eine kleine Schlange. Kundin Shakira Schumann nimmt es gelassen: „Ich habe heute Morgen hier schon so viele Heiligenberger getroffen wie sonst die ganze Woche über nicht.“ Und Kundin Irene Hottendorf schildert ihren ersten Eindruck: „Für den normalen Alltag scheint das hier prima auszureichen. Man muss ja nicht jeden Tag einen Großeinkauf machen.“

Viererteam meistert seine erste Schicht

Die Mitarbeiterinnen der ersten Morgenschicht: (von links) Carolin Ast, Victoria Vlcek, Anja Straub und Antonia Rösch.
Die Mitarbeiterinnen der ersten Morgenschicht: (von links) Carolin Ast, Victoria Vlcek, Anja Straub und Antonia Rösch. | Bild: Hartmut Ferenschild

Die Schicht an diesem ersten Ladentag besteht neben Geschäftsführerin Carolin Ast aus drei Mitarbeiterinnen, die jeweils mit reduzierter Stundenzahl hinter den Theken und an der Kasse Dienst tun: Anja Straub und Victoria Vlcek haben beide reichlich Erfahrung im Einzelhandel und freuen sich darüber, ihre Kompetenzen in Wohnortnähe einbringen zu können; Antonia Rösch aus Unterrehna hat im Laden einen Ferienjob. Insgesamt verfügt der Betrieb über fünf fest angestellte Mitarbeiterinnen.

Die frühe Kundin Carmen Amann lässt sich Gebäck eintüten.
Die frühe Kundin Carmen Amann lässt sich Gebäck eintüten. | Bild: Hartmut Ferenschild

Katharina Lauchert vom „einLaden“-Beirat komplettiert noch schnell das Sonett-Sortiment und Gründungsgesellschafterin Dorothea Waltl hilft an diesem ersten Morgen beim Bestücken der Obst- und Gemüseregale. Lauchert ist auch bei der Miteinander-Bürgerselbsthilfe engagiert und würdigt besonders, dass die betagten Bewohner im Königin-Louisen-Stift gleich nebenan Einkäufe erledigen und sich so ein Mehr an Selbständigkeit bewahren können.

Kundin Shakira Schumann hat sich für den Tagesbedarf eingedeckt.
Kundin Shakira Schumann hat sich für den Tagesbedarf eingedeckt. | Bild: Hartmut Ferenschild

Außengastronomie soll in zwei Wochen öffnen

Auch das Bistro ist schon niederschwellig in Betrieb und hält süße Stückle, alle möglichen Kaffeespezialitäten und Kaltgetränke bereit. Bald gibt es auch eine „heiße Theke“ mit kleineren Snacks. Auf den Tischen sorgen kleine Vasen, in der Werkstatt von Maja Breuer gratis getöpfert, für blumige Atmosphäre. Die kleine Außengastronomie soll in etwa zwei Wochen Gäste empfangen können. Das Innenbistro wird demnächst auch für kleine private Feieranlässe zu mieten sein.

Wünsche, Lob und Kritik sind willkommen

Bürgermeister Denis Lehmann hat den Brezel-Vorrat leergekauft und notiert daher an der Wünsche-Wand: „Bitte mehr Brezeln.“
Bürgermeister Denis Lehmann hat den Brezel-Vorrat leergekauft und notiert daher an der Wünsche-Wand: „Bitte mehr Brezeln.“ | Bild: Hartmut Ferenschild

Carolin Ast will die nächsten Wochen und Monate zum Sammeln von Erfahrungen nutzen, speziell zu der Frage, was die regionale Kundschaft an zusätzlichen Wünschen signalisiert: „Wir starten über den Sommer hinweg mit einer Entwicklungsphase und hoffen dabei auf die Mitwirkung der Kunden.“

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Laden-Vorstand Holger Buchholz hatte dazu am Morgen noch ein Flipchart platziert, auf dem „Ideen, Wünsche, Lob und Kritik“ notiert werden können. Bis zum Mittag hatte sich das Blatt schon gefüllt. Bürgermeister Denis Lehmann, der für sein Rathausteam schon um 9 Uhr die letzten Brezeln eingetütet hatte, vermerkte dort etwa: „Bitte mehr Brezeln.“