Man könnte auf dem historischen Postplatz die alte Linde fällen und stattdessen ein geräumiges Festzelt aufstellen. Das Lindenfest würde dann einen anderen Namen bekommen und so manches wäre einfacher. Wer die Heiligenberger kennt, der weiß, dass ein solches Ansinnen eine Revolution auslösen würde. Kein Wunder. Das Schloss des Fürsten zu Fürstenberg und die Linde sind Identifikationsobjekte, die aus dem Ort nicht wegzudenken sind. Und das Lindenfest in der bewährten Weise auf dem historischen Postplatz auch nicht.
In der Mythologie ist die Linde seit Jahrhunderten ein Treffpunkt für Menschen. Schon die Germanen verehrten die Linde als der Göttin Freya geweihten Baum. Sie war die Göttin der Liebe, des Glücks, der Fruchtbarkeit und des guten Hausstandes. Oft war eine Linde am Dorfplatz der Ort des Zusammenkommens und des Gemeinschaftslebens, aber auch des Richtens. Viele Dorflinden sind verschwunden, die der als Gerichtslinde sogar urkundlich erwähnte Baum in der Ortsmitte von Heiligenberg ist geblieben.
Elf Vereine und die Feuerwehr stemmen die Organisation

Von einem, der seine spätere Ehefrau hier kennenlernte
Mit seinem dichten, Schatten spendenden Blätterwerk hat er sich am Wochenende einmal mehr als ein Ort empfohlen, wo Gästen aus der ganzen Region unbeschwert feiern können. Möglich wurde das Lindenfest wieder durch ein Zusammenspiel von elf Vereinen und der Abteilung Wintersulgen der Freiwilligen Feuerwehr.
„So einen Ort gibt es wohl noch ganz selten“, stellte Erwin aus Meersburg fest – und verriet auch ein Geheimnis. Erwin hatte seine heutige Ehefrau nicht etwa in einer Disco kennengelernt, sondern vor einigen Jahren beim Lindenfest. „Und seitdem kommen wir jedes Jahr her und feiern unseren Kennenlerntag“, sagte er mit einem Schmunzeln.
Nette Leute für ein Schwätzle traf man hier, auch der Spruch „jo wa, bischt au wieder do?“ war häufig beim Lindenfest zu hören. Und die Speisekarte war gut bestückt. Die Helferinnen und Helfer in der Bewirtung verloren selbst im größten Gedränge nicht die Geduld und beantworteten Sonderwünsche mit einem flotte „mache mer“.

Ober-Gastgeber und Bürgermeister Denis Lehmann war sichtlich stolz auf seine Heiligenberger. „Es ist das Fest der Vereine, die von der Verwaltung und vom Bauhof kräftig unterstützt werden“, machte er deutlich. Ehrenamtliches Engagement werden im Ort eben noch großgeschrieben.
Gute Geschäfte beim Kinderflohmarkt

Für die kleinen Festbesucher gab es am Sonntag ein Puppentheater neben der Galerie AllerArt und beim Kinderflohmarkt wurde ausgedientes Spielzeug verkauft. Weil die Gemeinde von den kleinen Verkäufern keine Standgebühr verlangte, konnte sich die Erlöse durchaus sehen lassen. Für eine Portion Pommes und ein Eis langte es allemal. „Bei mir ist schon viel drin“, freute sich der kleine Lukas und schüttelte fröhlich seine Geldbörse. Auch seine Mutter war zufrieden, schließlich gibt es jetzt wieder etwas mehr Platz auf dem Dachboden, im Keller und im Kinderzimmer.
Viel Musik ganz unterschiedlicher Stilrichtung

So mancher erwachsene Verkäufer fuhr nach dem samstäglichen Flohmarkt gar nicht nach Hause, sondern übernachtete im Auto, um am Sonntagvormittag dann gleich wieder in Verkaufsaktion treten zu können. Die Erlöse hielten sich zwar meistens in Grenzen, aber die Atmosphäre stimmte. Dazu trugen auch der Gemischte Chor Heiligenberg, die Musikkapelle Wintersulgen, die Jugendkapelle Altheim-Frickingen-Wintersulgen, Chris Metzger mit seiner phänomenalen Stimme und die Band Longlines bei.
Übrigens: Das Spielangebot war reichhaltig, wie immer. Wer sich nicht auf das Bungee-Trampolin wagte, der konnte sich im Dosenwerfen oder Entenangeln üben. Und die Freiluftkegelbahn, wo die Kegel noch mit Muskelkraft aufgestellt werden, fand ebenfalls ihre Freunde. Das Lindenfest war also wieder eine rundum gelungene Sache.