Heiligenberg – Solidarische Landwirtschaft – Solawi – ist eine europaweite Initiative. Sie will den anonymen und industrieförmigen Prozess der Erzeugung und Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten in ein individuelles und solidarisches Verhältnis der Verantwortung zwischen Produzenten und Verbrauchern überführen. In Deutschland gibt es derzeit rund 250 solcher Projekte. Eines davon ist im Heiligenberger Ortsteil Steigen beheimatet, die 1,5 Hektar sind von der Camphill-Schulgemeinschaft Föhrenbühl gepachtet. Ein zweites, der Neuweiler Hof bei Hattenweiler, ist in Gründung.
Finanzielle Grundlage ist die Bereitschaft der an hochwertigen Nahrungsmitteln interessierten Konsumenten, den jeweiligen Betrieb bereits vor der Anbauphase als Vorleistung mit Geldeinlagen zu unterstützen. Sie übernehmen damit einen Anteil an den Produktionsrisiken – etwa durch Absatzprobleme und Wettereinflüsse. Als Gegenleistung erhalten sie einen von ihnen selber bestimmten Ernteanteil. Um die notwendigen Beiträge für 2025 einzuwerben, hatten die Steigener Solawi-Akteure im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung zu einer Bieterrunde ins Rathaus eingeladen.
Die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder Maria Schlegel, Hendrik Hartmann und Clemens Lüddecke sowie die angestellten Gärtner Hannah Quell, Kevin Schmuck und Robert Pepper gaben zunächst einen Einblick in ihre jeweiligen Aufgaben und in die Solawi-Idee. Ziele seien die Abkehr von der profitgetriebenen, großagrarischen Produktmaximierung und von anonymen Vermarktung. Regionale landwirtschaftliche Strukturen sollten erhalten werden, gesunde und frische Lebensmittel im direkten Einzugsgebiet der Verbraucher erzeugt werden, die Natur- und Kulturlandschaft mit ihrer Artenvielfalt sowie faire Arbeits- und Entlohnungsbedingungen für die angestellten Gärtner und Bauern gepflegt werden.
Hendrik Hartmann gab einen Überblick über den Haushaltsplan. Für das Jahr 2025 seien 114.000 Euro an Personal- und 38.100 Euro an Sachkosten zu kalkulieren. Die Summe sei überwiegend durch Beträge zu finanzieren, die von den Bietern im Voraus garantiert werden sollten. In diesem Bieterfeld gebe es eine Besonderheit: Die Überlinger Fastenklinik Buchinger-Wilhelmi hat für die speziellen Bedürfnisse ihrer bio-zertifizierten Küche wieder einen Beitrag von 43.800 Euro zugesagt und spendiert ihren Gästen auch gelegentlich informative Führungen über das landwirtschaftliche Gelände. Die Steigener Gemüsebauern können sich so auf die Wünsche der Buchinger-Köche bedarfsorientiert einstellen.
Für die übrigen Kosten erwarten die Planer rechnerisch weitere 70 Anteile im Wert von 120 Euro monatlich, auch kleine Anteile für 65 Euro sind möglich. Die Bieterrunde im Rathaus kam auf eine Kostendeckung von rund 90 Prozent, so dass weitere Interessenten in den nächsten Wochen und Monaten noch gewonnen werden müssen. Im Gegenzug erhalten die Verbraucher die gesamte biologisch-dynamisch bei großer Sortenvielfalt erzeugte Ernte. Bieter, also die Eigner von Ernteanteilen, können in der Gärtnerei mitarbeiten, aber es gibt keine Verpflichtung dazu. Sie bestimmen die Größe der wöchentlich je nach Erntelage zusammengestellten Körbe selber.
Informationen unter solawi-heiligenberg.de
Idee und Kosten
- Das Solawi-Projekt strebt ein solidarisches Verhältnis zwischen landwirtschaftlichen Erzeugern und Konsumenten an, so dass Kosten, Risiken und Erntegewinn gerecht auf alle Beteiligten verteilt sind. Die Verbraucher finanzieren mit ihren Einlagen die Kosten für das anstehende Erntejahr vor. Nicht einzelne Lebensmittel werden eingekauft, sondern ein ganzer landwirtschaftlicher Betrieb wird prospektiv wirtschaftlich gesichert.
- Für das Jahr 2025 kalkuliert Solawi-Steigen bei 152.000 Euro Gesamtkosten 100 einzuwerbende Bieteranteile im Wert von monatlich 120 Euro. 30 Anteile hat bereits die Überlinger Fastenklinik Buchinger-Wilhelmi übernommen. Auch kleine Anteile im Wert von 65 Euro sind bietbar. Die Personalkosten in Höhe von 114.000 Euro entfallen im Wesentlichen auf 2,5 Gärtnerstellen, die derzeit mit fünf Personen besetzt sind.
- Das Steigener Projekt mit seinen 73 Mitgliedern ist Teil des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft e.V. – solidarische-landwirtschaft.org -, das seinen Partnern zahlreiche Serviceleistungen zur Verfügung stellt.
- Abholstellen sind das Solawi-Areal in Steigen, in der Überlinger Unteren-St.-Leonhard-Straße und am Samengarten in Mimmenhausen; eine weitere Station ist im Deggenhausertal vorgesehen.