Tschägger alias Wolfgang Hiß geht auf die Knie. Er ist begeistert: „So ein schönes Paar!“ Die frisch ernannte Prinzessin reicht ihm einen Eierlikör, er stößt mit ihr an und erst dann steht er wieder auf. Simone Göbel und Lukas Frank sind das neue Prinzenpaar der Immenstaader Hennenschlitter. Ihren ersten öffentlichen Auftritt haben sie beim Einschnellen der Fasnet: Mit einem Bollerwagen voll Eierlikörflaschen und Gläschen versorgen sie Narren und Gäste und nehmen jede Menge Glückwünsche entgegen.
Prinz Lukas hatte nicht damit gerechnet, Prinz zu werden. „Das ist eine Ehre, gerade im Jubiläumsjahr“, sagt er. „Ich bin der erste Prinz aus Kippenhausen, darauf bin ich besonders stolz.“ Es war ihm auch gleich klar, dass Simone Göbel seine Prinzessin werden sollte: „Für mich gab es nur die Eine“, sagt er. Zu seinem Glück willigte sie ein. „Ich wollte nie Prinzessin sein. Aber ich habe gleich ja gesagt“, schildert sie. Schon als Kind waren seien ihr die Hexen lieber als die Mädchen mit den Krönchen gewesen. Doch jetzt freue sie sich darauf, Freude zu verbreiten und vor allem Kindern die Fasnet nahezubringen.
Beide sind 27 Jahre jung und schon lange bei den Hennenschlittern aktiv. Prinz Lukas ist Hexe, Prinzessin Simone gehört zu den Hennen und organisiert die Garde. „Das passt gut, das ist ja unsere Leibgarde“, sagt sie. Im wirklichen Leben ist er Kaufmann für Groß- und Außenhandel in Markdorf, sie arbeitet als Ingenieurin bei MTU. Außerdem engagieren sich beide im Musikverein. Simone Göbel verantwortet die Finanzen und spielt Querflöte, Lukas Frank spielt Tuba und Schlagzeug und ist Vorsitzender. „Ich leite auch die Fasnetsmusik“, erzählt er.
Der Prinz sollte „ein bisschen schwätzen können“
Ausgewählt hat den Prinzen Narrenvater Marco Dikreuter. „Das Prinzenpaar ist sehr wichtig, es repräsentiert den Verein. Der Prinz muss jemand sein, auf den der Verein stolz sein kann“, erklärt er. Einzige Voraussetzung ist, dass er aktives Vereinsmitglied ist. „Er sollte ein bisschen schwätzen können. Der Rest ergibt sich aus dem Bauchgefühl.“ Wie es die Tradition erfordert, ist Dikreuter mit dem alten Fahrrad seiner Großmutter bei Lukas Frank vorgefahren und hat gefragt, ob er das Amt übernehmen will. Er hat den Prinzen später auch zur Prinzessin begleitet. „Die beiden sind seit klein auf im Verein, dass sie beide im Vorstand vom Musikverein sind, ist noch ein Bonus“, sagt der Narrenvater.
Mit dem Einschnellen hat für die Hennenschlitter und ihr Prinzenpaar eine besondere Fasnetssaison begonnen: Der Verein feiert sein 175-jähriges Bestehen. „Wir haben am Samstag zu einem großen Jubiläumsumzug eingeladen, da kommen 40 Gruppen. Wir rechnen mit ein paar tausend Leuten hier im Dorf“, sagt Dikreuter. Die meisten gehören zum Alemannischen Narrenring (ANR), aber auch Nachbarszünfte aus Markdorf und Meersburg sowie die befreundete „Hechtler-Clique“ aus dem Schweizerischen Münsterlingen werden erwartet. „Anschließend feiern wir in und vor der Linzgauhalle, es gibt Kaffee und Kuchen im Feuerwehrhaus“, kündigt Dikreuter an.
Besonders gern sieht er der Hennensuppe am letzten Januarwochenende entgegen. Es ist nicht nur die erste nach zwei Jahren Pause. Im Jubiläumsjahr treten auch besonders zahlreiche Gruppierungen auf. „Es gibt sogar noch Karten“, sagt Dikreuter. Auch der Schmotzige Dunschtig wird in diesem Jahr wieder groß gefeiert, mit Einschnellen ab 5 Uhr und Fest im Winzerkär. Am Sonntag gibt es dann den großen Fasnetsmarkt. „Da wird es in der ganzen Bachstraße Stände geben, mit Spielen und Aufführungen zum Beispiel“, beschreibt der Narrenvater.
Prinz Lukas und Prinzessin Simone werden den Zunftball und die Hennensuppe eröffnen und am Schmotzigen Dunschtig eine prächtige Prinzenhochzeit feiern. „Wir freuen uns besonders darauf, die Fasnet zu den Leuten und in die Straßen zu tragen und mit ihnen viel Spaß zu haben“, sagt die Prinzessin.
