Ein kurzer Sonntagsausflug von Friedrichshafen nach Meersburg? Fehlanzeige. Zunächst geht es flott über die vierspurig ausgebaute B 31, doch bereits auf Höhe Immenstaad, unweit des Airbus-Firmengeländes, gerät der Verkehr ins Stocken. Auf dem Navigationsgerät erscheint die rote Warnung: acht Kilometer Stau – von Immenstaad bis zur Ausfahrt Meersburg. Und das an einem scheinbar normalen Oktober-Sonntagmittag – ohne Messe, ohne große Veranstaltungen, außerhalb jeglicher Schulferien. Was ist da los auf der B 31?

Das könnte Sie auch interessieren

„Der Stau hat sich verlagert und verstärkt, seitdem es die Umfahrung Friedrichshafen gibt„, sagt Immenstaads Bürgermeister Johannes Henne, „und in Immenstaad, vor allem in Kippenhausen, erleben wir massive Auswirkungen.“ Der Ausweichverkehr durch die Immenstaader Ortsmitte, die unterhalb der B 31 liegt, habe deutlich zugenommen. Das zeigt sich auch an jenem Sonntagmittag: Viele Autofahrer biegen links ab, nehmen die vermeintliche Abkürzung durch den Ort und reihen sich auf Höhe der Shell-Tankstelle wieder in den Stau ein.

Statt über die B 31 schlägt Google den Weg von Immenstaad über Kippenhausen nach Hagnau vor – zum Leid aller Anwohner.
Statt über die B 31 schlägt Google den Weg von Immenstaad über Kippenhausen nach Hagnau vor – zum Leid aller Anwohner. | Bild: Stefan Hilser, google-maps

Andere wiederum werden gleich mit Google Maps durchs Hinterland, also Kippenhausen, Frenkenbach und Ittendorf, gelotst. „Eigentlich darf alles mit über 3,5 Tonnen gar nicht durch Kippenhausen fahren, aber viele Lastwagen und sogar Flix-Busse halten sich nicht daran und drängen durch den Ort“, so Henne. Er kennt sie, die Geschichten von hupenden, schimpfenden Autofahrern, von Bussen, die auf Privatgrundstücken wenden. Einmal habe ein Flix-Bus sogar den Teil einer Garage abgefahren, berichtet Henne. Die Nerven, sie liegen mittlerweile nicht nur in Hagnau, sondern auch in Immenstaad und Kippenhausen blank.

Nur wenige Meter entlang der Wohnhäuser am Ruhbühl ist die Trasse der B 31-neu geplant. Bürgermeister Johannes Henne setzt auf eine ...
Nur wenige Meter entlang der Wohnhäuser am Ruhbühl ist die Trasse der B 31-neu geplant. Bürgermeister Johannes Henne setzt auf eine Verlegung der Straße, die aktuell vierspurig mit Standstreifen vorgesehen ist. | Bild: Wienrich, Sabine

Was hilft? „Wir stimmen uns mit Friedrichshafen und dem Landkreis aktuell über viele Maßnahmen ab, Schilder, mobile Blitzer, Kontrollen“, sagt Henne. Doch am Ende sei das nur die Behandlung von Symptomen. Das Wichtigste, so Henne, sei der zügige Ausbau der B 31-neu.

Da, wo die B31-neu hin soll, ist im Moment Wald

Johannes Henne blickt auf ein Waldstück auf dem Ruhbühl, der Siedlung unweit des Norma-Supermarkts, nördlich der B 31. Da soll sie hinkommen, die vierspurige Straße, die Entlastung zwischen Meersburg und Immenstaad verspricht. Doch besonders die Fahrbahnbreite sorgt für einen heftigen Schlagabtausch zwischen Naturschützern, Initiativen und Anwohnern. Das Regierungspräsidium und das Bundverkehrsministerium planen für die B 31-neu mit einer Breite von 28 Metern, dem sogenannten RQ28. Kommunalpolitiker wie Johannes Henne wollen eine Reduzierung auf 21 Meter, indem mindestens ein Standstreifen weggelassen wird. „Wir hoffen mit dem RQ21 die Region befrieden zu können und einen Kompromiss zu finden, der sich schnell umsetzen lässt“, sagt der Immenstaader Bürgermeister.

Das könnte Sie auch interessieren

Doch auch am Beispiel Ruhbühl zeigt sich, dass beim Straßenbau oft des einen Freud, des anderen Leid ist. Ob 21 Meter oder 28 Meter breit – die Trasse führt wenige Meter an Wohnbebauung vorbei. Wer will schon direkt hinter Lärmschutzwänden im Dunst der LKW und Autos leben? Henne setzt auch hier auf eine Kompromisslösung. „Der Gemeinderat hat eine Resolution gemeinsam mit Anwohnern des Ruhbühls verabschiedet“, erklärt der Bürgermeister. Ziel: Die Trasse soll hinter das Waldstück, also in Richtung Schrebergartensiedlung und Kletterpark verlegt werden. Auch eine Tunnelalternative sei in der Diskussion.

Das könnte Sie auch interessieren

Die sonntägliche Staufahrt von Friedrichshafen nach Meersburg dauerte am Ende übrigens 45 Minuten. Zu Ferienzeiten, im Feierabendverkehr oder bei Messen braucht man für die knapp 20 Kilometer auch gerne mal eine Stunde. Da auch die Busse im Stau stehen und es in Meersburg keinen Bahnhof gibt, bieten die öffentlichen Verkehrsmittel auf dieser Strecke keine schnellere Alternative. Der Stau in Immenstaad, er wird also zum Dauerzustand für die nächsten Jahre werden, denn bis die B31-neu fertig ist, werden noch viele Jahre vergehen.