Noch sieht man nur Mais. Viel Mais. Südlich der Gehrenbergstraße und westlich des Ferienwohnparks, direkt gegenüber des Norma-Supermarkts in Immenstaad, liegt das Baugebiet Häldele, das insgesamt etwa 1,6 Hektar umfasst. „Im Moment sind wir noch in den Grundstücksverhandlungen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir die bis Ende des Jahres abgeschlossen haben“, sagt Bürgermeister Johannes Henne und zeigt auf das Maisfeld. Rund 10.000 Quadratmeter Bauland soll hier in den nächsten Jahren entstehen. Viel Platz für Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser und Geschosswohnungsbau. Das Ziel: Möglichst viele Menschen sollen hier ein neues Zuhause finden – und zwar zu einem erschwinglichen Preis.
Exklusive Häuser und Ferienwohnungen? Wird es hier nicht geben
„Die riesigen Grundstücke für exklusive Einfamilienhäuser wird es hier aber nicht geben“, betont Henne. Der Gemeinde schwebe eine verdichtete Bebauung, ein Mischgebiet vor. „Über den Angebotsbebauungsplan können wir als Gemeinde selbst festzulegen, was hier entsteht“, erläutert er. Ferienwohnungen? Die soll es im Häldele ebenfalls nicht geben. Dafür will die Gemeinde bezahlbaren Wohnraum schaffen, den sich junge Familien aus Immenstaad und Umgebung leisten können. Zuletzt lag der Preis pro Quadratmeter erschlossenes Bauland in Immenstaad bei etwa 380 Euro. „Das werden wir nicht ganz halten können“, sagt Henne, „aber wir versuchen den Preis so weit unten zu lassen wie nur möglich.“
Auch die Senioren geraten bei der Planung des neuen Baugebiets nicht aus dem Blick. „Wir brauchen in der Zukunft mehr barrierefreie Wohnräume in der Gemeinde und hier ist aufgrund der Lage ein idealer Ort“, sagt Henne. Zudem sollen Mietwohnungen entstehen – und zwar auch mit Mietpreisbindung. „Ich werde eine Sozialquote von 25 Prozent, gerne mehr, vorschlagen, aber letztlich entscheidet der Gemeinderat darüber“, so der Bürgermeister. Wer dafür als Investor in Frage käme? „Wir werden keine Denkverbote erteilen“, sagt Henne. Bewerbungen von Genossenschaften oder Wohnungsbaugesellschaften seien genauso willkommen wie von einer Stiftung oder privaten Bauträgern.
Außerdem soll das Häldele laut Bürgermeister Henne ein möglichst nachhaltiges Quartier werden: „Der Ansatz ist, dass dieses Baugebiet ein autarkes Energiekonzept hat, also in Form eines Nahwärmenetzes, mit Strom-Sharing, vielleicht auch grünem Wasserstoff oder Seewärme.“ Ideen gebe es viele, im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens, das zu Beginn des nächsten Jahres eingeleitet werden soll, werde es dann auch um Energiekonzepte gehen. Das Planungsbüro Meixner aus Friedrichshafen hat bereits erste Ideen präsentiert und wird laut Henne detaillierter planen, sobald der Gemeinde alle nötigen Flächen gehören.

Wer bekommt einen Bauplatz? Zuzug erlaubt?
Spannend wird es, wenn es um Vergabekriterien der Grundstücke gehen wird. Denn: Immenstaad darf laut Regionalplan keinen Zuzug von außen fördern. Andererseits gibt es aktuelle Rechtsprechungen zu Vergabekriterien. So darf eine Gemeinde beispielsweise nicht beschließen, die Grundstücke nur an eigene Einwohner zu veräußern. Das wäre diskriminierend. „Soziale Aspekte, also Familiengröße zum Beispiel, und soziales Engagement wie Ehrenämter werden sicher eine Rolle spielen“, so Henne, „aber auch Friedrichshafener und Markdorfer dürfen sich freilich bewerben, denn vielleicht engagieren die sich dann ja auch in unserer Gemeinde.“
Johannes Henne selbst zieht nach Fischbach
Ob er selbst auch eine Bewerbung für das Neubaugebiet abgibt? Henne schüttelt den Kopf. „Nein, wir haben vier Jahre lang nach einem passenden Baugrund, Haus oder Wohnung mit Garten in Immenstaad gesucht“, sagt er, „und wurden nicht fündig.“ Jetzt fand Familie Henne in Fischbach ein Haus. Ein Umzug steht also bald an. Tangiert das seinen Bürgermeisterjob? „Nein, das sollte man trennen“, sagt der 35-Jährige, „es ist heutzutage nicht mehr so, dass ein Bürgermeister immer im gleichen Ort lebt, wo er arbeitet. Da gibt es auch im Bodenseekreis viele Beispiele, wo das eben nicht so ist.“ Das Wohnraumproblem – es trifft selbst die kommunalen Gestalter.