Wo einst Kinder tobten, ist es mittlerweile still – und ein Bauzaun steht. Seit im Juni bekannt wurde, dass das Gebäude der Kita Kippenhausen mit Asbest belastet ist, ist die Einrichtung geschlossen. Und seitdem stellt sich die Frage, wie es nun weitergeht mit dem 1634 Quadratmeter großen Areal im Herzen des Immenstaader Ortsteils.
Kosten in Millionenhöhe
Genau diese Frage stand bei der vergangenen Sitzung des Gemeinderats auf der Agenda – konkret die Darstellung des aktuellen Sachstands zur Causa. Seitens der Verwaltung ist klar: Das Haus soll abgerissen werden. „Wirtschaftlich ist das Gebäude nicht mehr zu retten“, betonte Bürgermeister Johannes Henne. Stattdessen warb er dafür, über die Zukunft des Areals nachzudenken. Denn gut 1,3 Millionen Euro würde eine Generalsanierung einschließlich der Schadstoffbeseitigung kosten. Angesichts der aktuell klammen Haushaltslage ist das keine Option.
Ein neues Haus wäre noch teurer, 1,6 Millionen Euro. „Der Bau einer eingruppigen Kita erscheint aus Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten nicht sinnvoll, auch hinsichtlich der allgemeinen Betriebskosten“, heißt es daher in den Unterlagen der Verwaltung. Eine wirtschaftliche Lösung könnte nur über eine mehrgruppige Kita erreicht werden. Doch hierfür wäre Kippenhausen kaum der richtige Standort, findet Bürgermeister Henne. „Wenn wir das Baugebiet Häldele entwickeln, wäre zu überlegen, dort entsprechende Kitaplätze zu schaffen.“

Klar ist: Einen Mangel an Kitaplätzen gibt es momentan nicht in Immenstaad. Das betonen die Mitglieder der Verwaltung. Zudem prüfen die Verantwortlichen derzeit, ob für den Kindergarten auf dem Ruhbühl und den Kindergarten Strandbadstraße Anträge auf Kapazitätserweiterungen gestellt werden können. Das würde weitere Plätze schaffen. Bleibt also die Frage: Was soll auf dem Areal in Kippenhausen passieren?
Diese Optionen liegen auf dem Tisch
Aus der Sicht des Bürgermeisters bieten sich mehrere Optionen, er wünscht sich ein gemeinsames „Brainstormen“ mit den Räten. Das Grundstück könnte verkauft oder mit einem Investor entwickelt werden. Sowohl zwei oder drei Einfamilienhäuser wären so denkbar – oder auch zwei Doppelhäuser. Auch die Nutzung als Ladenfläche oder Gastronomie steht zur Debatte – ebenso wie die Vergabe des Areals in Erbpacht statt eines Verkaufs der Flächen. Zudem möglich ist die Nutzung der Flächen als Dorfplatz mit Spielelementen für Kinder. In allen Fällen muss das alte Gebäude weg – und hierfür sind für das kommende Jahr Mittel in Höhe von 100.000 Euro eingeplant.
Der Kippenhausener Ortschaftsvorsteher Martin Frank (CDU) betonte, der Ortschaftsrat sei ergebnisoffen. Gleichwohl erkannte er an, dass künftige Maßnahmen im Kontext der Finanzierbarkeit betrachtet werden müssen. Martin Gomeringer (Grüne) will hingegen auf die Nutzung als Kita nicht so einfach verzichten. „Wie kann man den Platz fürs Dorf erhalten?“, fragte er in die Runde und nannte einen Naturkindergarten als Option. „Wir brauchen Zeit, wir reißen nicht gleich ab“, fügte er an. Zudem sieht er einen Generationenwechsel vor Ort im Gange. Der könne dazu führen, dass es künftig sehr wohl wieder Bedarf an einer Kita gebe.
Was darf ein Ortschaftsrat sagen?
Dass Gomeringer im Rat eher in seiner Funktion als Ortschaftsrat in Kippenhausen sprach, kritisierte daraufhin Hubert Langenstein (FWI). „Die Entscheidung im Gemeinderat sollte für die ganze Gemeinde getroffen werden“, betonte er und fügte an: „Es ist ein kaputtes Gebäude und es muss entfernt werden.“ Davon fühlte sich wiederum Martin Gomeringer angegriffen. Er monierte: „Natürlich muss man als gesamte Gemeinde denken. Aber etwas anders zu denken und zu wollen, sollte auch im Jahr 2023 möglich sein.“
Für Andreas Graf (FWI) ist die Sache hingegen klar: „Ich würde sagen: Weg mit dem Ding und Sand hin.“ Er sieht im Moment keinen Bedarf für eine Kita. Er erinnerte daran, dass die Vorgänger im Rat bewusst auf erhaltende Maßnahmen für das Gebäudes verzichtet haben. Auch mit Blick auf die geringe Kinderzahl in Kippenhausen käme der Abriss zum richtigen Zeitpunkt. „Alles richtig gemacht“, so sein Resümee. Er wünschte sich zudem, dass die Verwaltung die Optionen eine Erbpacht genauer prüft.
Sonja Heß (Grüne), ebenfalls Ortschaftsrätin in Kippenhausen, wollte die Kritik der Freien Wähler an Martin Gomerinnger nicht unkommentiert lassen. „Ich finde es legitim, dass Kippenhausener überlegen, was zu tun ist.“ Würden nicht die Belange des Ortsteils gehört, „können wir es auch lassen und das Ortschild abmontieren“, so Heß. Etwas salomonischer positionierte sich Ortsvorsteher Martin Frank. „Es braucht Zeit, damit sich die Kippenhausener emotional von ihrem Grundstück verabschieden können.“ Er bat darum, auf Schärfe in der Debatte zu verzichten – und in Ruhe eine Lösung zu finden. Eine konkrete Option zeichnete sich bislang aber noch nicht ab.