„Es ist richtig, die Leute zu überprüfen“, sagt Klaus Paschke, Inhaber des Herrenmodengeschäfts Instyle. Die meisten Leute seien gut informiert, sie kämen bereits mit gezücktem Handy ins Geschäft und hielten ihm den Nachweis entgegen. Das finde er sehr hilfreich. „Wir machen die Prüferei nicht gerne, das ist schon eine Last. Aber es muss halt gerade sein und dann erleichtert es sehr, wenn die Kunden kooperativ reagieren.“

Klaus Paschke, Inhaber des Herrenmodengeschäfts Instyle, findet den Weg richtig, die Nachweise zu prüfen. Die meisten Kunden zückten ...
Klaus Paschke, Inhaber des Herrenmodengeschäfts Instyle, findet den Weg richtig, die Nachweise zu prüfen. Die meisten Kunden zückten beim Betreten des Ladens schon selbstständig ihr Handy. | Bild: Heike Gumsheimer

Entgegenkommen und Flexibilität sei in diesen Zeiten aber auch von den Händlern gefragt. „Ein Kunde hatte draußen am Ständer etwas ausgesucht, hatte aber keinen Nachweis. Dann habe ich eben schnell an der Tür kassiert“, erzählt Paschke. Eher ängstliche Kunden fänden den verantwortungsvollen Umgang toll und fühlten sich dadurch im Laden sicher. „Ich selbst arbeite an vorderster Front, bisher habe ich noch nichts abgekriegt“, sagt Paschke, das könne vielleicht ein wenig Mut machen.

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Seit Inkraftreten der 2G-Regel sei sein Umsatz unmittelbar zurückgegangen. Eine große Herausforderung sei für ihn das Volumen der Herbst/Winter-Ware und der damit verbundene Platzbedarf bei der Einlagerung. „In der Bekleidungsbranche muss Ware zirka sechs Monate im Voraus bestellt werden. Zurückschicken kann ich nichts. Was ich nicht verkaufe, muss ich einlagern und im nächsten Jahr ermäßigt verkaufen.“

Mitarbeiter prüfen 2G-Nachweise mit App

Auch Manuel Raither von Intersport Raither findet die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nötig und gut, um die Situation in den Griff zu kriegen, auch wenn sie ihm wirtschaftlich sehr schaden: „Bei uns liegt an der Kasse das Scan-Gerät, darauf hat jeder Mitarbeiter Zugriff. Wenn Kunden kommen, gehen wir ihnen entgegen und scannen mit der ‚Cov-Pass Check‘-App die Nachweise.“ Auch seine Kunden reagierten mehrheitlich verständnisvoll und dankbar. Er habe gerade von älteren Menschen die Rückmeldung, dass sie es sehr schätzten, dass bei ihm die Regeln pflichtbewusst umgesetzt würden.

Manuel Raither vom Sportgeschäft Intersport Raither findet die 2G-Maßnahmen absolut nötig, um die Corona-Pandemie in den Griff zu ...
Manuel Raither vom Sportgeschäft Intersport Raither findet die 2G-Maßnahmen absolut nötig, um die Corona-Pandemie in den Griff zu kriegen, auch wenn sie ihm wirtschaftlich schaden. | Bild: Lukas Boll

„Wir hatten aber auch krasse Maskenverweigerer, die einfach in den Landen reinlaufen und jedes Schild ignorieren“, berichtet Raither. „Manche haben schon den ganzen Laden zusammengeschrien. Manche haben mir mit einer Anzeige beim Amt für Diskriminierung gedroht. Manche haben mir schlechte Google-Bewertungen gegeben.“ Solche Leute seien extrem unangenehm und machten den Einzelhändlern zusätzlich das Leben schwer.

Nicht nur Corona bremst Weihnachtsgeschäft

Das Weihnachtsgeschäft sieht Raither eher skeptisch, zumal es neben der 2G-Situation noch andere Faktoren gebe, die das Geschäft erschwerten: „Einzelne Produkte gehen jetzt schon aus, weil es Lieferschwierigkeiten gibt. Fürs Frühjahr wurden uns von einem Lieferanten ganze Lieferungen storniert.“

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Seit der jüngsten Regelverschärfung ist nun auch das Blumengeschäft Bublin von der 2G-Regel betroffen. „Glücklicherweise spüren wir aber keine Auswirkungen“, berichtet Ulrike Bublin.

Ulrike Bublin beim Blumenbinden in ihrem Laden. Seit Samstag gilt auch im Blumengeschäft die 2G-Regel.
Ulrike Bublin beim Blumenbinden in ihrem Laden. Seit Samstag gilt auch im Blumengeschäft die 2G-Regel. | Bild: Heike Gumsheimer

Die Auftragsbücher seien voll, die Leute bestellten viel für Weihnachten. Sie finde die 2G-Regel sinnvoll, sagt sie, vor allem in Bereichen, wo sich die Leute nahe kommen. Daher habe sie in ihrem Laden bei den Schnittblumen auch Begrenzungen markiert, um den Abstand zwischen Kunden und Mitarbeitern zu gewährleisten. Obwohl in Blumenläden bis vor wenigen Tagen alle Menschen ein- und ausgehen konnten, hätten sie sich viele Sprüche und Kommentare von Maskenverweigerern und Unwilligen anhören müssen.

Mit Klebestreifen und Absperrkordel sorgt Blumen Bublin für den nötigen Abstand zwischen Kunden und Mitarbeitern.
Mit Klebestreifen und Absperrkordel sorgt Blumen Bublin für den nötigen Abstand zwischen Kunden und Mitarbeitern. | Bild: Heike Gumsheimer

„Im Buchhandel gilt aktuell auch die 2G-Regel, weil Corona-Regeln im Moment Ländersache sind“, sagt Kristina Deike-Müller, Filialleiterin von Ravensbuch Markdorf. „Wenn bundeseinheitliche Regeln wie im Frühjahr gelten würden, wären wir systemrelevant und dann könnte jeder zu uns.“

Filialleiterin Kristina Deike-Müller von Ravensbuch Markdorf ist froh um jeden Tag, an dem der Einzelhandel geöffnet ist.
Filialleiterin Kristina Deike-Müller von Ravensbuch Markdorf ist froh um jeden Tag, an dem der Einzelhandel geöffnet ist. | Bild: Heike Gumsheimer

Das verstehe auch kein Mensch mehr, sagt sie: „Seit die gelben Impfpässe nicht mehr als Nachweis ausreichen, sind vor allem Ältere häufig völlig überfordert und gestresst. Wir erklären ihnen dann, dass sie deshalb kein Handy benötigen, sondern die Ausdrucke mit dem QR Code von Ärzten und Apotheken erhalten können.“

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Grundsätzlich stehe auch Deike-Müller hinter der 2G-Regelung für den Einzelhandel. Direkt im Eingangsbereich fordert ein Schild die Kunden zum Warten auf, bis Mitarbeiter den Nachweis scannen können. Wenn viel los ist und die Mitarbeiter an der Kasse sind oder im hinteren Teil des Ladens beraten, gerieten sie personell und zeitlich ziemlich in Stress, erklärt Deike-Müller.

Bei Ravensbuch reagiere man flexibel und kooperativ gegenüber Menschen, die keinen 2G-Nachweis vorzeigen können. Dann werde eben auch mal an der Tür kassiert. Umsatzeinbußen habe sie vom ersten Tag, ab dem 2G galt, gespürt, sagt die Filialleiterin: „Wir sind froh um jeden Tag, an dem wir arbeiten können und nicht zugemacht wird.“ Besser 2G als Lockdown, darin sind sich alle befragten Händler einig.