David Bäuerle

Der Gastraum im neu renovierten Adler ist bereits hübsch anzusehen. Doch an einigen Stellen im Haus wird noch immer gewerkelt. Anfang Mai soll endlich der Betrieb des Restaurants und eines Teils des Hotels aufgenommen werden. Der Termin für einen Tag der offenen Tür, mit dem das Haus offiziell eröffnet werden soll, will Pächter Sascha Waller jedoch noch nicht nennen. "An dem Tag kann ich mir auch eine Bewirtung auf dem Parkplatz vorstellen", stellt er jedoch in Aussicht.

Auf November 2016 datiert die erste, von Waller geplante Eröffnung des Restaurants mit Hotel. Davor wollte bereits die ehemalige Besitzerin Nathalie Laubenberger das Gebäude von Grund auf sanieren und ein Luxushotel eröffnen. Ihr Unternehmen musste aber während der Bauarbeiten Insolvenz anmelden. Aus dem Luxushotel wurde nichts. Neuer Pächter wurde Sascha Waller.

Warum es zu der nun achtmonatigen Verzögerung kam, ist unterschiedlichen Gründen geschuldet, erläutern Waller und sein Schwiegervater Rainer Deyke, der zusammen mit seiner Frau Manuela den Hotelbetrieb leiten wird. "Es gab viele Verzögerungen, sei es beim Material oder bei den einzelnen Handwerksfirmen, die oftmals zu wenig Personal zur Verfügung hatten", erklärt Deyke. Der allgegenwärtig beschriebene Fachkräftemangel bekam die Familie ganz konkret zu spüren. Doch auch den eigenen Ansprüchen möchte Waller gerecht werden. "Es muss auch einfach perfekt sein", bekräftigt der gelernte Koch. Ein Haus, in dem noch an der ein oder anderen Stelle gewerkelt wird, möchte Waller keinem Gast zumuten.

Schon seit einiger Zeit erkennt man von Außen nicht, dass das Gebäude bislang noch nicht in Betrieb ist. "Wir mussten erst neulich zwei Gäste, die zum Essen kommen wollten, abweisen", erinnert sich Deyke lächelnd. Ein Grund für die lange Verzögerung waren auch Disskussionen mit dem Denkmalamt, die laut Waller und Deyke über zehn Wochen andauerten. Darin spielte auch die Gestaltung der Eingangstreppe eine Rolle – inzwischen habe man sich aber geeinigt. Zur weiteren Verzögerungen trugen auch verfehlte Einbauten bei: "Der erste eingebaute Aufzug war falsch geplant", fügte Rainer Deyke an. Ein- und Ausgang waren nicht an einer Seite. Dazu kamen lange Wartezeiten durch die Telekom, Verzögerungen beim Gewerbeamt und der Lebensmittelüberwachung, die die Küche und die Arbeitssituationen vor Ort zu prüfen haben und etliche Kleinigkeiten, wie Sascha Waller auflistet. Immer wieder mal gab es zudem dicke Luft. "Das Ganze geht natürlich an die Psyche", berichten Sohn und Schwiegervater. Aber die Familie harmoniere gut.

Anfang Mai soll es endlich so weit sein, der Restaurantbetrieb und der erste Stock des Hotels sollen in Betrieb gehen. "Der zweite Stock ist noch nicht fertig", sagt Deyke. Doch zu diesem Zeitpunkt muss der Betrieb starten, da Waller auch nur noch bis Ende April bei seinem bisherigen Arbeitsplatz in Bad Saulgau arbeitet.

Negative Reaktionen von Anwohnern wegen der langen Verzögerung kamen bisher keine. "Der Rückhalt der Anwohner ist da", versichert Deyke. "Die Leute wollen, dass hier etwas entsteht." Auf der Karte des Restaurants soll für jeden etwas dabei sein, man möchte auf den Geschmack der Gäste eingehen. Die Ausstattung der Zimmer sei im oberen Mittelfeld angesiedelt, so Deyke. Aus dem Angebot besonders herausstechen soll ein Zimmer mit Whirlpool.

Rund um den Adler

  • Das Gasthaus: Nachdem das Traditionsgasthaus Adler in Ittendorf, das wohl nahezu 500 Jahre alt ist, längere Zeit leer stand, erwarb es 2012 Nathalie Laubenberger, um daraus ein Hotel-Restaurant der Luxusklasse zu gestalten. Ihr Unternehmen musste im Dezember 2012 Insolvenz anmelden, das Projekt war gestoppt.
  • Besitzer und Pächter: Bei der Zwangsversteigerung des Hauses 2014 erhielt der Radolfzeller Getränkehändler Winfried Kountz den Zuschlag. Neuer Pächter wurde Sascha Waller, der zuvor in Bad Saulgau mit einem Steakhaus selbstständig war.
  • Situation vor Ort: Das Restaurant IlPaese sieht Waller nicht als Konkurrenz, sondern als Mitbewerber. Inzwischen hat es einen Pächterwechsel im Restaurant Il-Paese gegeben. Alessandro Mancino hat als Pächter aufgehört, wie er vergangene Woche selbst bekannt gab. Zu den Gründen wollten er und sein Nachfolger sich bislang noch nicht äußern. (dba)