Der Markdorfer Manuel Kreiter hat eine Leidenschaft für Raketen auf vier Rädern. Er startet übers Wochenende in Hockenheim bei „NitrOlympX“ bei Dragsterrennen in der höchsten Amateurklasse „Competition Eleminator“.

Doch in dieser Saison ist die Rennwelt für Kreiter und sein Team „Drag Racing Bodensee“ eine andere. Das bisherige Rennauto – ein Drag Racing Car auf Basis eines Chevrolet Bel Air (1955) hat er verkauft. In Schweden kaufte Kreiter einen Pontiac Firebird, Baujahr 1997.
Dieses Auto hat er in Eigenregie auf Vordermann gebracht, repariert und für die Rennen aufgebaut. Am heutigen Donnerstagmorgen, 15. August, hat Kreiter mit seinem Team um 6.30 Uhr den Pontiac samt Werkstattausrüstung per Lastwagen nach Hockenheim transportiert.

„Eigentlich war es nicht geplant, die neue Saison mit einem neuen Wagen zu starten, aber Ende Februar wurde ein für mich sehr interessantes Fahrzeug in Schweden angeboten – das habe ich per Zufall in einer Facebook-Gruppe entdeckt. Ohne Motor, ohne Getriebe und mit so einigen anderen Problemen“, erzählt Kreiter am Mittwoch während der Lastwagen fürs Rennwochenende beladen wird. Der Pontiac habe „dadurch einen annehmbaren Preis und genau die richtigen Anlagen gehabt, um mit unserem kleinen Motor noch etwas schneller zu werden“.

Der „kleine Motor“ ist ein V8-Sauger mit 7,11 Litern Hubraum und leistet 950 PS. Bei Lachgaszufuhr sind nochmals bis zu 750 PS mehr drin – wenn alles funktioniert wie‘s soll. „Mit ein wenig Herzschmerz habe ich innerhalb von drei Tagen einen Käufer für meinen Bel Air gefunden und der Deal wurde abgeschlossen.“

Nachdem der Firebird per Spedition geliefert war, blieb wenig Zeit bis zum geplanten ersten Rennen im italienischen Rivanazzano. „Fünf Wochen lang habe ich jede freie Minute gearbeitet. Es mussten nicht nur Motor und Getriebe eingebaut, sondern auch so einige Änderungen am Rahmen, an der Aufhängung und so weiter und so weiter gemacht werden.“

Das Auto war für das Reglement um 120 Kilogramm zu leicht, also mussten an mehreren Stellen Zusatzgewichte verbaut werden. Beispielsweise rundes Vollmaterial aus VA-Stahl. „ VA hat ein spezifisches Gewicht von etwa 7 Kilogramm je Liter Volumen“, erklärt Teammitglied Michael Utz.

An anderer Stelle wurden zwei ausgemusterte Tauchflaschen mit je 2,6 Litern Fassungsvermögen mit Bleischrot gefüllt. „Bleischrot hat ein spezifisches Gewicht von 11 Kilogramm je Liter“, ergänzt Utz.

Außerdem sei die komplette Elektronik in Eigenregie installiert worden, berichtet Utz, der gelernter Elektriker ist. Folglich kümmert er sich im Team um die Elektronik und die Datenaufzeichnung. „Es werden wie bei der Forme 1 Daten aufgezeichnet: beispielsweise Motordrehzahl, die Abgastemperatur von jedem der acht Zylinder, Lachgas- sowie Spritdruck...“

Die letzten Arbeiten seien dann tatsächlich erst vor Ort in Italien erledigt worden, am Morgen vor dem ersten Rennlauf.
„Der erste Lauf mit dem Firebird in Rivanazzano war eine wilde Angelegenheit. Es war noch etwas schwierig, den Wagen zu kontrollieren, ich kam schon ins Grübeln, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe.“ Der Streckensprecher habe natürlich gesehen, wie der Firebird ausbrach und sinngemäß kommentiert: „Da hat sich der Fahrer wohl in die Hosen gemacht.“ Aber dem sei jedenfalls nicht so gewesen, „ich hatte das noch gut unter Kontrolle“, so Kreiter.
Nach genauer Videoanalyse seien nur wenige kleine Korrekturen an der Fahrwerkseinstellung des Firebird nötig gewesen. Der zweite Lauf habe ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. „Neue persönliche Bestzeit mit 7,71 Sekunden auf die Quartermile bei 287 Stundenkilometern, ganze 20 km/h schneller als mit dem Bel Air auf dieser Strecke.“
Und nun bei NitrOlympX in Hockenheim? „Wir versuchen unsere Erwartungen nicht zu hoch anzusetzen, zumal die Wettervorhersagen noch nicht die besten sind“, so Kreiter.
Ein paar Daten
- Drag Racing Car auf Basis eines Pontiac Firebird, Baujahr 1997. Der 7,11-Liter-V8-Saugmotor leistet rund 950 PS – bei Lachgaszufuhr nochmals bis zu 750 PS mehr.
- Das Team Drag Racing Bodensee: Teamchef und Fahrer Manuel Kreiter, Michael Utz, Armin Labor, Mark Kreiter, Thorsten Mohr, Stephan Probst, Frederik Polizanov.
- Kreiter fährt in der höchsten Amateurklasse „Competition
Eleminator“ Rennen auf der Quartermile rund 400 Meter Rennstrecke geradeaus. Erfolge: 2015 sowie 2016 Deutscher Vizemeister. (gan)