Die Markdorfer Firma Konrad Knoblauch hat den Container "Meeresbummler" im Auftrag eines Hotelbetreibers aus dem süddeutschen Raum eingerichtet. "Er ist unser Prototyp", sagt Christfried Schneider. Er wurde entwickelt, weil Entwürfe nur Ahnungen vermitteln, während man in einem Prototyp richtig wohnen und Details verbessern kann. Dazu waren die Mitarbeiter von Firma Knoblauch während der vergangenen Wochen eingeladen.

Stahltreppe zum braunen 40-Fuß-Container
"Wow!" Wenn Julia Kohler wiedergibt, was Menschen beim Betreten des "Meeresbummlers" sagen, dann zitiert sie immer wieder diesen Ausruf. Wer die Stahltreppe zum braunen 40-Fuß-Container erklommen hat, der an der Markdorfer Zeppelinstraße steht, der staunt. Schon im schmalen Entrée-Bereich lässt sich ein Blick durch die Glasscheibe erhaschen. Drinnen sind Lampen und Sitzgelegenheiten zu sehen. Das Innere wirkt wohnlich. Vollends überrascht aber seien die Leute, wenn sie am Badbereich vorbei zum Kern kommen. Dort lädt ein Sessel zum Entspannen oder zum Betrachten der auf einer Bilderleiste stehenden Fotografien ein.

Los Angeles, Shenzhen, Hamburg, Rotterdam, Shanghai
Los Angeles, Shenzhen, Hamburg, Rotterdam, Shanghai prangt auf den Leisten, die auf die Parkettwand an der linken Innenflanke des Containers montiert sind. Ob beziehungsweise wann das stählerne Transportbehältnis in einem der Häfen entladen wurde, das lassen die Koordinaten nicht erkennen, welche die Weltkarte auf gegenüberliegenden Wand ergänzen. Küstenkonturen sind zu sehen. 16 Jahre lang querte der rostrote Container die Meere – daher auch der Name "Meeresbummler". Er war schon in Libyen, in Ägypten, in China.

Aus einem alten Sperrriegel wird eine Lampe
Nichts ist Zufall. Ausgeklügelt sind Wärme- und Schalldämmung, Belüftung, Dusche, WC, der gesamte Badbereich konzipiert – alles entspreche den Standards auf hohem Niveau, erklärt Christfried Schneider. Das 1,50 Meter breite Bett ist bequem, die gesamte Innenausstattung mit ihren markanten Farb- und Material-Kontrasten behaglich. Und trotzdem spiegelt alles das Thema Container/Mobilität/Unterwegssein wider. Schneider zeigt auf eine ehemalige Schließstange des Containers: "Diesen Sperrriegel haben unsere Schlosser zu einer Lampe umgearbeitet." Sie fügt sich nun nahtlos ins eher gediegen als nach Vintage anmutende Interieur-Konzept ein.
"Das ist nicht der erste Gastrobereich, den wir einrichten", erklärt Julia Kohler. Sie ist Marketing-Leiterin der weltweit im Ladenbau und Design tätigen Konrad Knoblauch GmbH. Das Interesse am Container an der Zeppelinstraße sei groß. Vorbeifahrende halten an, erkundigen sich. Geschäftsleute zeigen Interesse. "Es lassen sich ja viele unterschiedliche Verwendungen denken", erläutert die Marketing-Frau. Den Wohncontainer könnten Unternehmer für Mitarbeiter aufstellen. Er könnte auf dem Campus von Universitäten stehen. Bei der Innengestaltung sei man sehr flexibel, sagt Kohler. Der "Meeresbummler" an der Zeppelinstraße ist auf Geschäfts- und Städtereisende mit gehobenen Ansprüchen zugeschnitten.
Wo steht der "Meeresbummler" als nächstes?
Christfried Scheider will noch nicht verraten, wo der "Meeresbummler" möglicherweise demnächst stehen wird. "In einer deutschen Großstadt." Vielleicht in München oder Berlin – oder in Hamburg. Dessen Hafenanlagen kennt der "Meeresbummler" ja vermutlich schon.

Experte: "Container sind nicht die Lösung des Wohnungsproblems"
Drei Fragen an Markus Müller, Architekt und Stadtplaner aus Meckenbeuren und Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg.
Lassen sich unsere Wohnungsprobleme durch den Einsatz von umgebauten Frachtcontainern lösen?
Wer glaubt, unsere Wohnungsprobleme mithilfe von Frachtcontainern lösen zu können, der befindet sich schlichtweg auf dem falschen Dampfer. Aus bauphysikalischer Sicht halte ich das für eine Schnapsidee. Diese reinen Stahlkonstruktionen sind auf die Bedingungen der Transportwirtschaft abgestimmt. Sie sind im Hinblick auf möglichst große Traglasten optimiert. Sie brauchen große Steifigkeit, weil sie ja robust transportabel sein sollen. Wohnungsspezifische Anforderungen an Wärmedämmung und Feuchteregulation spielen da keine Rolle.
Trotzdem wird der Einsatz von Kleinsthäusern, aber auch von Containerkonzepten derzeit viel diskutiert. Sind das überflüssige Überlegungen?
Zum Teil sind diese Überlegungen sogar recht spannend. Denken sie an das Experiment "Blaue Blume" in Friedrichshafen, wo junge Leute ausprobieren, mit wie wenig man auskommen kann. Aus meiner Sicht ein lohnendes Experiment. Schließlich sind wir in der Bundesrepublik Weltmeister beim CO2-Ausstoß. Doch um noch einmal auf unsere Wohungsprobleme zurückzukommen: Als Lösungsansatz halte ich es für zielführender, bisher zu wenig beachtete innerörtliche Brachflächen qualitätsvoll und dauerhaft zu erschließen. So, wie das woanders schon gemacht wird – zum Beispiel bei einem Modellprojekt in Stockholm.
Was gilt es bei dieser Form des Wohnens in Containern noch zu bedenken im Hinblick auf Infrastruktur, Versorgung und Baurecht?
Es gelten – mit gutem Grund – dieselben Regeln wie für konventionelle Wohngebäude: Abstandsflächen, steht ein Container länger, braucht er ein Fundament – und er braucht auch sämtliche Anschlüsse für Strom, für Gas, für Wasser und Abwasser. Der Brandschutz muss berücksichtigt werden. Übrigens ist die Diskussion übers Für und Wider des Wohnens in Containern nicht neu. Wiederaufgelegt wird sie regelmäßig vor großen Sportveranstaltungen als temporäre Hotels.
Gewinnen Sie eine Nacht im Hotel-Container
Der SÜDKURIER verlost eine Übernachtung für ein oder zwei Personen im "Meeresbummler". Die Gewinner erwarten eine spannende Raumerfahrung und ein Früchstück im Büroladencafé der Firma Knoblauch in der Markdorfer Zeppelinstraße. Mitmachen ist ganz einfach. Sie wählen bitte die Telefonnummer 0 13 79/37 05 00 26. Bitte nennen Sie das Stichwort „Meeresbummler“ sowie Namen, Adresse und Telefonnummer. Die Gewinnhotline ist Mittwoch, 31. Oktober, 12 Uhr, offen. Ein Anruf aus dem Festnetz der Telekom kostet 50 Cent.