Allein an Weihnachten? Das muss niemand sein, wenn es nach Regine Franz geht. Die Vorsitzende des Sozialverbands VdK, Ortsverband Markdorf, lädt seit 2015 einsame Markdorfer Bürger, unabhängig einer Mitgliedschaft, am ersten Weihnachtsfeiertag zu einem gemeinsamen Mittagessen ein. Eine Anmeldepflicht gibt es nicht, die Gäste können einfach vorbeikommen, sagt Regine Franz.
Zuschuss von Stadt, Kirchen und privater Seite
Das Weihnachtsessen fand wie immer im Gasthaus „Krone“ statt, weil es laut Regine Franz das einzige barrierefreie Lokal in Markdorf sei. Jeder durfte sich aussuchen, worauf er Appetit hatte, um sein Essen am festlich geschmückten Tisch mit den Lebkuchentellern, Gestecken und Kerzen und zu weihnachtlicher Musik zu genießen. Falls die Spenden nicht ausreichen, mit denen das Angebot finanziert wird, zahlt Regine Franz den Rest aus eigener Tasche. Dieses Jahr erhielt sie einen Zuschuss von der Stadt, von den Kirchen und von privater Seite.
Gäste zwischen 50 und 90 Jahre alt
Das erste Mal kamen gut ein Dutzend Bürger, jedes Jahr wurden es mehr. Sie sind zwischen 50 und 90 Jahre alt. Martin, 65 Jahre, ist zum zweiten Mal dabei: „Ich bin alleinstehend und wollte Weihnachten nicht alleine verbringen. Dabeisein ist alles.“ Die bald 93-jährige Zina lebt seit 40 Jahren allein, kann wegen ihrer Sehbehinderung nicht mehr kochen und bezieht Essen auf Rädern: „Mir gefällt es hier, weil es eine gesellige Gesellschaft ist.“ Angelika, bald 80 Jahre und wie ihr Mann gehbehindert, freut es, dass sie mal raus unter Leute kommt. Und dass sie nicht kochen muss, was ihr wegen ihrer Arthrose sehr schwerfällt.
„Ich kann hier sein, wie ich bin“
Der 68-jährige Sebastian ist seit Jahren dabei. „Es ist einfach gut, unter Leuten zu sein. Wenn ich nach dem Essen hier rausgehe, geht es mir einfach besser. Ich kann hier sein, wie ich bin, werde so akzeptiert. Meistens sind es dieselben Leute, die kommen, und man kann Anteil nehmen. Außerdem treffe ich hier Leute, die Gesellschaft schätzen. Das hat einen gewissen Wert. Es geht hier um das ganze Drumherum, nicht nur um das Essen.“
2020 plant Regine Franz Festessen in der Mittleren Kaplanei
Im neuen Jahr möchte Regine Franz das Festessen in der Mittleren Kaplanei ausrichten. Mit dem Pfarrer habe sie schon gesprochen. Nach dem Einbau eines Aufzugs wäre der Raum dort barrierefrei zu erreichen. Die Spitalküche würde die Gäste bekochen. Zur Unterstützung sucht Regine Franz noch Helfer, die die Tische eindecken, bedienen, spülen und aufräumen.
Regine Franz: „Weihnachten sollte man nicht allein sein“
Was treibt Regine Franz an, nach Heiligabend gleich wieder für andere parat zu stehen? „Weihnachten ist ein Fest für die Gemeinschaft. Viele haben aber keine Familie oder Freunde und ich finde, an Weihnachten sollte man nicht allein sein. Wenn ich die leuchtenden Augen sehe, dann denke ich, das war es wert.“ Letzthin habe sie einen Spruch aus Burnetts “Der kleine Lord“ gehört: „Jeder sollte mit seinem Leben die Welt ein bisschen schöner machen.“ Das sei ihr ein Motto geworden.