Eigentlich sah es zunächst so aus, als kämen die Tiere trotz der widrigen Umstände zurecht, doch am Montagabend muss BUND-Storchenbeauftragte Ira Brzoska eine traurige Entdeckung machen: Alle vier Storchenküken haben den Tag nicht überlebt.
„Nichts hat an diesem furchtbaren Regentag auf dieses Drama hingedeutet“, sagt Brzoska, die das Leben der Störche über die Storchencam des BUND Markdorf beobachtet.
Alle vier Küken sterben am Montag
Am Montagmorgen habe es noch gut ausgesehen, berichtet sie im Telefonat mit dem SÜDKURIER. Die vier Storchenküken hatten die Nacht überstanden und es gab Futter. Auch gegen 11 Uhr sei noch alles in Ordnung gewesen, so Brzoska. „Alle nass, aber immer noch lebendig“. Um die Mittagszeit sei sie allerdings stutzig geworden.

Ein Küken lag verdächtig lahm im Nest und ist innerhalb kurzer Zeit gestorben. Der Kleine, der darunter lag wohl ziemlich gleichzeitig, vermutet die Storchenbeauftragte. Ab 14 Uhr seien dann auch die letzten beiden schlapp gewesen. Der Größte starb zwischen 17 und 18 Uhr unter den Flügeln seiner Mama.
„Es ist erschütternd und trifft mich tief ins Herz, immer wieder, obwohl wir wissen, das so was passieren kann“, sagt Brzoska. Gestern wären die beiden ältesten vier Wochen alt geworden. „Es ist einfach unglaublich, in welcher Geschwindigkeit das passiert ist.“ Die Kombination aus nassem und kaltem Wetter hat dem Storchennachwuchs das Leben gekostet. Sie starben an Unterkühlung.
„Das Nest ist in Ordnung, da stand kein Wasser drin“, erklärt sie. Und sie erklärt auch, warum es keine Chance gab, die Küken zu retten. „Wir Menschen neigen dazu, eingreifen zu wollen. Doch wir können nicht bei jedem angekündigten Regentag die Nester evakuieren.“ Das sei auch nicht Sinn der Sache. „Wir haben die Storchencam nicht installiert, um einzugreifen, sondern um zu beobachten“, sagt Ira Brzoska.
Storcheneltern trauern
Sobald sich Menschen Storchennestern nähern, bestehe die Gefahr, dass die Altstörche ihre Brut verlassen und nicht mehr zurückkehren. „Hätte ich jetzt über einen längeren Zeitraum beobachtet, wie die Kleinen schwächer werden, hätte man über ein Eingreifen diskutieren können. Aber es ging alles viel zu schnell“, so Brzoska. Während Storchenmutter „Pünktchen“ am Dienstagmorgen weggeflogen ist, stand Storchenvater „Mimmo“ den ganzen Tag über im Nest. Dazu Ira Brzoska.

„Es sah so aus, als ob er trauern würde.“ Am späten Nachmittag befanden sich noch alle vier toten Küken im Nest. Hier werde nun weiter beobachtet, wie die Altstörche damit umgehen und ob sie die Küken aus dem Nest werfen. Wenn das nicht der Fall sein sollte, werde man die Tierkadaver herausholen müssen, so Brzoska. Weiteren Nachwuchs wird es auf dem Bischofsschloss in diesem Jahr nicht mehr geben.