Lisa Krämer (Name von der Redaktion geändert) hat nach einer plötzlichen Trennung alles verloren – Beziehung, Wohnung und Job. Innerhalb weniger Minuten steht sie vor dem Aus, als ihr Lebens- und Arbeitspartner sie ohne Vorwarnung vor die Tür setzt. Krämer kommt bei ihrem Sohn unter, doch der dortige Vermieter macht Ärger und kündigt die Wohnung. Krämer, die noch zwei weitere Kinder hat, die beim Vater in der Schweiz leben, weiß nicht weiter und wendet sich in ihrer hoffnungslosen Lage an das Markdorfer Mehrgenerationenhaus.
Lisa Krämer war eine von vier Frauen, die SÜDKURIER-Redakteurin Stefanie Noßwitz und Volontär Christoph Heuser im Rahmen der Aktion "Familien in Not" im vergangenen Jahr vor Weihnachten ihre Geschichte anvertraut haben. Gemeinsam mit dem Mehrgenerationenhaus (MGH) hat der SÜDKURIER auf ihre Schicksale aufmerksam gemacht, mit dem Ziel, durch Spenden zu helfen.
Drei Monate später, fragt der SÜDKURIER Renate Hold und Waltraud Zeller-Fleck vom MGH-Leitungsteam: Wie geht es den Frauen? "Lisa Krämer ist eine Kämpferin", antwortet Zeller-Fleck. Durch die finanzielle Unterstützung habe sie wieder Mut gefasst und möchte sich nun selbstständig machen. "Sie wollte vor allem andere Frauen warnen", sagt Waltraud Zeller-Fleck. Krämer lebt nach wie vor in der Wohnung ihres Sohnes, gegen die Kündigung hat sie mithilfe eines Rechtsanwaltes Einspruch eingelegt und Recht bekommen.
Frauen blicken optimistisch in die Zukunft
Auch von den anderen Frauen gibt es Positives zu berichten. Nachdem eine Mutter von vier Kindern nach Eigenbedarfskündigung in die Obdachlosenunterkunft ziehen musste und dann bis März in einer Ferienwohnung unterkam, hat sie nun eine Wohnung gefunden. Während dieser Übergangszeit hatte sie ihre Möbel in einem Container untergestellt – für 234 Euro Miete im Monat. SÜDKURIER-Leser stellten als Alternative eine Garage zur Verfügung, doch aus dem Container-Mietvertrag kam sie nur schwer wieder raus.
"Das waren zeitintensive und nervenaufreibende Verhandlungen, die wir stellvertretend geführt haben", erinnert sich Renate Hold. Für die Kinder wurden Weihnachtsgeschenke gespendet, es gab neue Kleidung und Schuhe. Eine Leserin ist mit der Familie einkaufen gegangen, da sie direkt helfen wollte. Mittlerweile arbeitet die Frau stundenweise im Einzelhandel, die dreijährige Tochter hat einen Kindergartenplatz bekommen.
Zurück in eine stabile Lebenslage
"Die Familie ist wieder in eine stabile Lebenslage zurückgekehrt", berichtet Hold. Die Familie habe mit Hilfe der "Familien in Not"-Aktion" die Talsohle überwunden. "Es geht wieder aufwärts. Sie haben wieder eine Perspektive für die Zukunft", ergänzt Waltraud Zeller-Fleck.
Die Leiterinnen sind auch Wochen nach der Aktion noch von der Reaktion der SÜDKURIER-Leser sehr ergriffen. "Mit dieser Unterstützung hätten wir nie gerechnet. Vielen vielen Dank", so Renate Hold. 13 800 Euro kamen an Spenden zusammen, dazu eine größere Spende der EnBW und des Markdorfer Notärzte-Vereins.
Team von der Resonanz überwältigt
"Wir waren von der Resonanz überwältigt", sagt Waltraud Zeller-Fleck, die viele persönliche Anrufe entgegengenommen hat. Mit der hohen Spendensumme kann das Team nun noch gezielter helfen, die Möglichkeiten sind besser geworden. Renate Hold möchte mehr Lebensmittelgutscheine zur Verfügung stellen. "Wenn am Monatsende kein Geld mehr übrig ist und etwas Unvorhergesehenes passiert, zeigt sich Armut. Dann müssen wir schnell reagieren."
Helfen konnte das Mehrgenerationenhaus auch einer alleinerziehenden Mutter, die einen Hartz IV-Antrag stellt, die erste Auszahlung aber dauert. Auf diesen Artikel hatte sich nachträglich die zuständige Behörde gemeldet und sich für die Verzögerung entschuldigt. Die Mutter macht derzeit einen Bundesfreiwilligendienst in einer sozialen Einrichtung. Für sie geht es nur in eine Richtung: aufwärts.
Die Aktion
Mit der Aktion „Familien in Not“ wurden kleine und große Geldspenden gesammelt, die in einem Spendentopf für Notlagen landen. Jede Spende kommt direkt bei den Betroffenen an. Renate Hold und Waltraud Zeller-Fleck vom Leitungsteam des Mehrgenerationenhauses entscheiden nach dem Vier-Augen-Prinzip, wem welcher Geldbetrag zugutekommt. Ziel ist es, schnelle und vor allem unbürokratische Hilfe zu leisten, um wieder Hoffnung und Lebensmut zu schenken. Wer Hilfe braucht oder spenden möchte, kann sich unter der Telefonnummer 0 75 44/95 29 65 beim MGH-Team melden.